Archiv der Kategorie: Neuseeland

Endspurt

Obwohl es langsam Zeit wurde, sich in Richtung Auckland zu begeben, reichte es noch für einen zweitägigen Abstecher auf die Coromandel Halbinsel. Auf Coromandel gibt es wunderschöne Strände, von denen wir zwei ganz Bestimmte sehen wollten. Einer davon ist der Hot Water Beach am Südpazifischen Ozean. Bei dem Namen Hot Water Beach liegt natürlich die Vermutung nahe, dass es an diesem Strand warmes Wasser gibt und das ist auch richtig. Doch das warme Wasser kommt hier nicht etwa vom Pazifik, sondern aus dem Boden. Zwei Mal am Tag hat man bei Ebbe ein dreistündiges Zeitfenster, um sich mit einer Schaufel ein Loch in den Sand zu graben, bis man auf Wasser stößt (was tatsächlich gar nicht so viel Buddelarbeit braucht wie man wohl vermuten würde). Dann hat man seinen eigenen heißen Pool. Man sollte nur nicht den gleichen Fehler wie viele andere machen und sofort hinein hüpfen, denn das Wasser kann teilweise wirklich kochend heiß sein. Als wir am Strand ankamen, blieb schon nicht mehr viel Zeit bis zur Flut und die warmen Flecken wurden langsam rar. Nur an einem Punkt schien die Gelegenheit noch gut zu sein, sodass sich schnell alle in einem Kreis darum versammelt hatten und ihre Füße in den Sand gruben. Die Mitte blieb leer, denn dort war das Wasser so kochend heiß, dass jeder Mutige sofort einen großen Satz nach hinten machte. Das wirklich Lustige war, dass sich dieser Fleck so nah am Wasserrand befand, dass jede Welle unsere Beine eiskalt umzingelte, während unsere Füße im angenehmen, 40 °C warmen Sand steckten.

Hot Water Beach
Hot Water Beach

Nur unweit vom Hot Water Beach entfernt ist der zweite Strand, den wir sehen wollten. Dort befindet sich die berühmte Cathedral Cove, eine Art kleiner natürlicher Tunnel im Fels.

Cathedral Cove, Coromandel
Cathedral Cove, Coromandel

Inzwischen sind wir in Auckland angekommen, der mit Abstand größten Stadt Neuseelands. Hier leben immerhin 1,5 Mio. Einwohner, was schon eine ganz schöne Menge ist, wenn man bedenkt, dass Neuseeland ja gerade mal 4,5 Mio. Einwohner hat. Hier kann man durchaus einige schöne Dinge unternehmen und sehen, aber wirklich motiviert sind wir inzwischen leider nicht mehr. Nach den ganzen stressigen Wochen fehlt uns nun einfach die Energie für große Unternehmungen und hinzu kommt, dass die Meisten davon ohnehin mit irgendwelchen übertrieben hohen Kosten verbunden sind. Und wenn man nach über sechs Wochen in Neuseeland auf eines keine Lust mehr hat, dann ist es Geld ausgeben.

Für uns bedeutet Auckland nun das Ende unserer Neuseeland-Etappe. Das Auto haben wir bereits abgegeben und morgen geht unser Flug nach Sydney. Die Frage, was nach Neuseeland kommen soll, hat uns schon seit einigen Wochen ziemlich beschäftigt. Ursprünglich hatten wir geplant, einen Monat durch China zu reisen, aber diesen Plan haben wir schnell wieder verworfen. Zum Einen haben wir uns schon am Anfang unserer Reise entschieden, die Reisezeit nicht vollkommen auszureizen und uns lieber etwas Ruhe für Wohnungssuche und Umzug zu gönnen. Zum Anderen können wir keine Chinesen mehr ertragen. Wir hatten überlegt, stattdessen noch einmal in eines der bereits besuchten Länder zurückzugehen und uns die Dinge anzuschauen, die wir bisher noch nicht gesehen haben. In Vietnam wollten wir ja unbedingt noch eine Höhlenwanderung machen, in Thailand den Norden bereisen und auch in Kambodscha gibt es noch so viel zu sehen. Aber leider herrscht dort gerade Regenzeit und das macht das Reisen eher unangenehm. Deswegen haben wir uns entschieden, dass Strandurlaub den besten Abschluss unserer Reise bildet. Eigentlich war die Entscheidung auch schon auf die Philippinen gefallen, aber letztendlich haben wir dann aus verschiedenen Gründen doch einen Flug nach Bali gebucht. Und nun sehnen wir uns schon danach, in einer Woche bei strahlender Sonne gemütlich mit einem Cocktail in der Hand im Pool zu sitzen.

– Tini

Von glühenden Tieren und zischenden Bergen

Von Rotorua aus machten wir einen Ausflug nach Westen zu den berühmten Glowworm Caves in Waitomo. Waitomo selbst hat gerade mal 55 Einwohner, aber trotzdem besuchen es rund 500.000 Menschen pro Jahr. Grund dafür sind die über 400 Höhlen in der Karststeinregion, die vor allem für ihre Abertausenden von Glowworms bekannt sind. Mehrere Unternehmen bieten Touren durch die dunklen Gänge der Höhlen an, wo es teilweise so viele Glowworms gibt, dass man die Höhlenstruktur auch ohne weitere Beleuchtung gut erkennen kann.

Bei den Glowworms hier handelt es sich aber nicht um die Glühwürmchen wie wir sie kennen, sondern um leuchtende Fliegenlarven. Diese bauen sich an den Höhlendecken seidig-schleimige Netze aus dünnen Röhren, von denen 10-15 cm lange Fäden aus klebrigem Sekret herunterhängen. Verirren sich also z.B. Motten in die Höhle, werden sie von dem blauen Licht der unzähligen Larven an der Decke angezogen, welches sie für den Nachthimmel halten. Wenn sie dann an den Strängen klebenbleiben, kriechen die Maden durch die Röhren ihres Netzes zur ihrer Beute, um sie zu verspeisen. Klingt eklig? Ist es auch. Zum Glück ist es in den Höhlen üblicherweise dunkel genug, dass man die unschönen Details nicht sehen muss.

Stattdessen genießt man den Anblick der vielen Glowworms, wenn man auf den befestigten Wegen durch die Höhlen läuft oder mit dem Schlauchboot über einen der unterirdischen Flüsse gleitet. Nachdem sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, bekommt man immer mehr zu sehen; immer mehr der leuchtend blauen Punkte. Durch die Schallwellen, welche die Besucher verursachen, werden die Larven außerdem aufgeschreckt, wodurch sie noch mehr Licht abgeben und noch heller leuchten. Um die Tiere in ihrem Umfeld nicht zu sehr zu stören, ist Licht in den Höhlen weitestgehend verboten. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass man endlich mal eine Tour ohne den ewigen Streit um den besten Fotoplatz oder die tollsten Selfies hat. Vielmehr kann man ganz in Ruhe genießen.

Nach der Tour haben wir das schöne Wetter genutzt, um noch eine Runde durch den Wald zu spazieren, wo man durch weitere Höhlen gehen konnte, in denen sich ein Fluss seinen Weg gebahnt und mehrere Wasserfälle gebildet hat.

Am nächsten Morgen ging es dann wieder zurück in das thermische Gebiet der Nordinsel. Genauer gesagt wollten wir den nördlichsten Punkt dieser Region besichtigen, eine Insel in der Bay of Plenty mit dem Namen White Island. Dazu führte uns der Weg nach Whakatane. Auf dem Weg dorthin kamen wir erneut durch Rotorua, wo wir nicht umhin kamen, uns wieder einen der leckeren Bananen-Kaffee-Smoothies an den Redwoods zu gönnen. In Whakatane statteten wir direkt dem einzigen Touranbieter für die Insel einen Besuch ab. Leider mussten wir hier erfahren, dass die Bedingungen auf dem Meer in den kommenden Tagen nicht besonders gut sein würden, sodass die Tour vorerst nicht stattfinden konnte. Es war also mal wieder Warten angesagt. So kam es, dass wir zwei Tage mit sehr viel Entspannung verbracht haben, die wir aber durchaus nötig hatten. Dann endlich, am dritten Morgen, kam der Anruf mit der guten Nachricht, dass die Tour an diesem Tag stattfinden würde. Wir sollten uns lediglich warm anziehen und auf eine ziemlich unruhige Fahrt einstellen. Gesagt, getan und los ging die 90 minütige Bootsfahrt zu der Insel. Es sollte sich schnell herausstellen, dass die Warnungen keineswegs untertrieben waren!

Das wirklich Interessante an der Insel ist, dass sie ein aktiver Vulkan ist; tatsächlich sogar der einzige marine Vulkan Neuseelands. White Island wurde von James Cook seinerzeit so benannt, weil sich ständig Wolken um sie herum befanden. Zu diesem Zeitpunkt wusste er natürlich noch nicht, dass die Insel eigentlich ein Vulkan ist und die Wolkenmassen eigentlich schwefelhaltige Dampfschwaden sind, die aufgrund des hohen Drucks und der Temperaturen ständig aus dem Krater entweichen und so die vielen Wolken bilden. Im frühen 20. Jh. wurde White Island dann zum Abbau von Schwefel genutzt, aber die Arbeiten wurden nur wenige Jahre später wegen der hohen Risiken wieder eingestellt.

Der Vulkan liegt größtenteils im Meer verborgen; nur der große Krater mit seinen bis zu 330 Meter hohen Wänden ragt aus dem Wasser. Da sich der Krater nur knapp über dem Meeresspiegel befindet, kann man ihn gut über eine von zwei kleinen Buchten betreten.

White Island
White Island

Und da standen wir nun, ausgerüstet mit Helm und Gasmaske in dem dampfenden Kessel, umringt von den roten Kraterwänden und nur wenige Kilometer über der kochenden Lava. Überall brodelt und pfeift und zischt es und aus allen Poren steigt der erstickende, schwefelige Dampf, der im ganzen Krater gelbe Kristalle hinterlässt. Nach unserer Sicherheitseinweisung machten wir uns auf den Weg durch den Krater. Dabei erfuhren wir, wo einmal der Austrittspunkt war, wie er durch einen Erdrutsch verschüttet wurde und wie schließlich ein Neuer entstand. Wir hörten, wie unser Guide begeistert feststellte, welche zahlreichen Veränderungen sich seit der letzten Woche ereignet hatten und lauschten gespannt den vielen Geschichten. Wir schauten uns die Schwefelkristalle an und den gelben Kratersee, der so ätzend ist, dass er einen negativen pH-Wert hat. Und die ganze Zeit folgten wir konzentriert unserem Guide auf Schritt und Tritt, denn der Boden ist an vielen Stellen so dünn, dass hohe Einsturzgefahr besteht und man stets darauf achten muss, wo man seinen Fuß hinsetzt. Tja und so spazierten wir durch Neuseelands aktivsten Vulkan.

Schwefelkristalle, White Island
Schwefelkristalle, White Island
Kratersee auf White Island
Kratersee auf White Island

Wieder zurück auf dem Boot bekam jeder sein Lunchpacket, was äußerst umfangreich und lecker war. So genoss jeder sein Essen, während wir die Insel noch einmal etwas umfuhren und von außen betrachteten. Dann ging es wieder los, 90 Minuten Richtung Küste. Auf dem Rückweg waren die Wellen noch schwungvoller, sodass so manch einer sein Mittagessen lieber im Meer kompostierte als zu verdauen. Teilweise hat das Boot sogar solche Schräglagen eingenommen, dass nicht Wenige in Panikzustände gerieten. Doch aus irgendeinem Grund störte uns das recht wenig. Wir saßen einfach gemütlich auf einer der Bänke am Heck, schauten dabei zu, wie das Wasser über uns hinweg preschte, hoben das ein oder andere Mal von unseren Sitzen ab und hofften darauf, endlich mal Delfine oder Wale zu Gesicht zu bekommen. Zumindest Delfine sollten auf der Tour extrem oft zu sehen sein, aber wir hatten mal wieder Pech.

– Fab

In Teufels Küche

Die Nordinsel Neuseelands ist wirklich ganz anders als die Südinsel. Nicht nur weil auf der deutlich kleineren Nordinsel mehr als 75 % der Neuseeländer wohnen und man deswegen hier viel mehr Ortschaften und Menschen sieht, sondern vor allem auch wegen der Landschaft. Neuseeland liegt genau auf zwei riesigen tektonischen Platten, die mitten im Landesinneren aufeinandertreffen. Auf der Südinsel rutschen die beiden Platten einfach aneinander vorbei und falten sich gegenseitig zu einer Alpenlandschaft. Aber auf der Nordinsel schiebt sich die Pazifische Platte unter die Australische und erzeugt dabei Vulkanlandschaften statt Alpen. Die Nordinsel beherbergt einige der aktivsten Vulkane der Welt und ist dadurch auf eine ganze andere Weise interessant als die Südinsel. Doch es bleibt nicht nur bei Vulkanen. In und um Rotorua finden sich jede Menge geothermische Aktivitäten; Dampfschwaden hängen in der Luft, Geysire stoßen aus dem Boden, man kann in heißen Quellen baden und überall hängt der unangenehme Geruch von Schwefel in der Luft. Unternehmen haben ganze Landschaftsstriche kommerzialisiert und in Parks verwandelt, wo man die verschiedenen Formen und Auswirkungen der geothermischen Aktivitäten sehen kann. Im „Craters of the Moon“ bei Taupo kann man an kollabierten, dampfenden Kratern entlang laufen, wo vor wenigen Jahren noch ganz normaler Boden war.

Craters of the Moon, Taupo
Craters of the Moon, Taupo

Zwischen Taupo und Rotorua befindet sich das Wai-O-Tapu Thermal Wonderland, wo es nicht nur haufenweise Krater gibt, sondern auch kochende Wasserlöcher, brodelnde Schlammpools und von Schwefel, Mangan und Eisen gelb, rot und braun gefärbte Bäche und Seen.

Champagne Pool, Wai-O-Tapu Thermal Wonderland
Champagne Pool, Wai-O-Tapu Thermal Wonderland

In Rotorua selbst findet man noch viel mehr Gebrodel, Gedampfe und ziemlich preisintensive Parks. In der ganzen Stadt wird man vom Schwefelgestank verfolgt, selbst im Einkaufsladen und in der Unterkunft kann man dem nicht entfliehen. Lange haben wir es dort jedenfalls nicht ausgehalten.

Aber es ist ja nicht so, als hätten diese Städte nichts anderes zu bieten. Taupo zum Beispiel liegt am größten See Neuseelands, der eigentlich der Kratersee eines vor ca. 26.000 Jahren kollabierten Vulkans ist. Vom Lake Taupo führt der Waikato Fluss mit den ziemlich interessant anzusehenden Huka Falls weg. Interessant deswegen, weil es sich bei den Huka Falls um eine Kaskade von kleinen Wasserfällen handelt, bei denen über 220.000 Liter pro Sekunde durch eine gerade mal 15 m breite Schlucht preschen. Der Lärm ist geradezu ohrenbetäubend und das Tempo und die Kraft des Wassers doch ganz schön furchteinflößend.

Am Rande von Rotorua ist außerdem ein Wald, in dem die europäischen Siedler vor vielen vielen Jahrhunderten Dutzende von verschiedenen Baumarten gepflanzt haben, die sie aus aller Welt mitgebracht haben, weil sie testen wollten, welche davon in Neuseeland wachsen. Ein Abschnitt besteht aus Unmengen von irgendwelchen kalifornischen Bäumen mit roten Stämmen, weswegen man ihn ‚The Redwoods‘ nennt. Durch ihn führen einige schöne Wege von 30 Minuten bis acht Stunden Länge, die äußert beliebt sind – wahrscheinlich eher, weil sie in jedem Reiseführer als Sehenswürdigkeit aufgeführt sind und nicht, weil die Leute gerne durch Wälder spazieren. Wir haben aber gar keinen Reiseführer mehr dabei und sind durch eine Postkarte auf diesen Ort aufmerksam geworden… Am Startpunkt der Routen steht ein kleiner Kaffeewagen, der äußerst leckere Bananen-Kaffee-Smoothies verkauft. Der war Grund genug, am nächsten Tag gleich nochmal dort vorbeizufahren.

– Tini

Geschichten aus dem Norden

Inzwischen sind wir also auf der Nordinsel angekommen. Mit der Fähre braucht man etwas mehr als drei Stunden für die 92 km von Picton nach Wellington, wobei die beiden Inseln wohl nicht mehr als 35 km auseinander liegen. Die erste Stunde fährt man durch die Fjordlandschaft der Marlborough Sounds, wo man vom oberen Deck aus wunderbare Aussicht genießen kann. Nachdem die Fähre das offene Meer passiert hat, hangelt sie sich noch recht lange an der Küste der Nordinsel entlang bis in eine große Bucht hinein, in der Wellington liegt. Wellington ist die Hauptstadt Neuseelands und für uns in diesem Land die erste Stadt, die mit ihren vereinzelten Hochhäusern und Shopping-Malls auch so aussieht wie eine Großstadt, obwohl sie tatsächlich ziemlich klein ist. Eingepfercht zwischen Meer und Bergen bietet Wellington kaum Platz für eine Ausdehnung, sodass hier gerade einmal 200.000 Menschen leben und man die Stadt gut in einer Stunde zu Fuß durchqueren könnte. Wir haben gelesen und gehört, dass es hier den besten Kaffee der Welt geben soll und uns natürlich direkt auf die Suche danach begeben. In einem sehr beliebten Café mit dem Namen ‚The Flight Coffee Hangar‘ haben wir uns ein Set bestellt, in dem man ein und denselben Kaffee auf drei verschiedene Weisen zubereitet bekommt – einmal als Espresso, einmal als normalen Kaffee und einmal als Eiskaffee. Eine interessante Idee, aber leider war der Kaffee nicht ganz nach unserem Geschmack, zumal wir unseren Kaffee ohnehin lieber mit leckerem Milchschaum trinken und so ging die Suche weiter (am nächsten Tag erst, um Herzkasper und schlaflose Nächte zu vermeiden). Nach weiteren Proben sind wir schließlich im ‚Smith The Grocer‘ fündig geworden, welches uns zwei Frauen aus Melbourne empfohlen haben. In Sachen Kaffee sollte man durchaus auf Leute von Melbourne hören, denn dort hatten wir unseren besten Kaffee und an den ist auch keiner aus Wellington herangekommen.

Ansonsten gibt es in Wellington ein schönes Museum, in dem die neuseeländische Kultur und Natur vorgestellt wird und man wirklich viel über Naturkatastrophen wie Erdbeben und Tsunamis erfährt, von denen Neuseeland leider immer wieder betroffen ist. Wellington wird außerdem liebevoll ‚Die Stadt der Winde‘ genannt und das nicht ohne Grund. Hairstyling oder auch nur Haare kämmen ist dort reichlich sinnlos, denn irgendwann fliegt einem alles um den Kopf. Uns ist sogar bei einem kleinen Windstößchen die Shopping-Tüte aufgerissen und dann sind unsere ganzen Souvenirs durch die Luft geflogen – sehr zur Freude der Kinder, die gleich umher gerannt sind und versucht haben, alles aus der Luft zu fangen. Glücklicherweise ist am Ende alles wieder heil bei uns angekommen…

Als wir uns dann weiter auf den Weg Richtung Norden machen wollten, sind wir in heftiges Unwetter geraten. Straßen waren geflutet oder vom Erdrutsch verschüttet, sämtliche Züge sind ausgefallen und im Radio wurde immer wieder gesagt, dass man die Städte nicht verlassen solle. Einmal mussten wir an der Küste eine Stunde warten, bis die Straße wieder freigeräumt war, aber sonst sind wir doch erstaunlich gut durchgekommen. Abends haben wir uns dann in einem Örtchen namens Ohakune niedergelassen, das am südlichen Rand des Tongariro National Parks liegt. Der Tongariro National Park ist dem Einen oder Anderen vielleicht auch als Mordor aus dem Film ‚Der Herr der Ringe‘ bekannt. Es handelt sich dabei um eine Vulkanlandschaft, die zwar nicht sehr viel an Vegetation zu bieten hat, dafür aber einige ziemlich imposante aktive Vulkane, die man eigenständig besteigen kann. Und genau aus diesem Grund wollten auch wir dort hin. Leider war die Wanderung wegen dem Wetter viel zu gefährlich – mal abgesehen davon, dass sie bei all dem Regen und der schlechten Sicht ohnehin keinen Spaß gemacht hätte – und so mussten wir in Ohakune ausharren, um auf besseres Wetter zu warten. Nicht dass das schlimm gewesen wäre, denn unser Hostel war super gemütlich und außer uns waren gerade mal noch zwei Jungs da. In der großen Küche im Landhausstil brannte fröhlich ein Feuer im Kamin und in der TV-Lounge gab es neben dem gigantischen Fernseher eine richtig bequeme Couch. Genau das Richtige für Regentage. Außerdem haben wir im Ort ein Merino-Outlet gefunden, indem wir uns erst einmal gut eingedeckt haben. Zwei Tage haben wir sehr entspannt zugebracht, bis am dritten Tag endlich wieder die Sonne schien und zwar dafür gleich umso mehr. Da haben wir natürlich nicht lange gewartet und uns direkt auf den Weg zu den Vulkanen gemacht.

Das Tongariro Alpine Crossing, also die alpine Überquerung der Krater, zieht sich über 19,4 km und dauert je nach Fitness gute 6 ½ – 9 Stunden. Wenn man den Weg komplett laufen möchte, muss man sich vorab um einen Transfer zurück zum Auto kümmern. Uns hatten vorher aber schon mehrere Leute den Tipp gegeben, dem Weg nur bis zur Spitze zu folgen und dann wieder umzukehren. Nicht nur weil man sich dann den teuren Transfer spart, sondern vor allem auch weil der Abstieg auf der eigentlich dafür vorgesehenen Seite ziemlich langweilig sein soll. Diesen Rat haben wir natürlich dankend angenommen.

Vom Parkplatz aus läuft man zunächst erstmal eine Stunde ohne große Anstrengung auf die Vulkane zu.

Startpunkt des Tongariro Alpine Crossings
Startpunkt des Tongariro Alpine Crossings

Dort angekommen wird man von einem Schild empfangen, auf dem steht, dass man nur bei gutem Wetter, mit guter Ausrüstung und mit guter Fitness weitergehen sollte. Und dann geht der Spaß erst richtig los. Ein steiler Anstieg führt von den 1.100 Metern Höhe, auf denen man sich gerade noch befunden hat, auf den 1.600 Meter hohen Sattel des Südkraters. Zwar machen hingezimmerte Stufen den Aufstieg um einiges angenehmer, aber einige davon sind so groß wie mein ganzer Unterschenkel und für kleine Menschen wie mich ziiiemlich anstrengend. Der Anstieg hat bereits den Namen ‚Devil’s Staircase‘ erhalten und das meiner Meinung nach ganz zu Recht. Aber immerhin: die Landschaft aus schwarzem Lavagestein, von der man beim Aufstieg umgeben ist, ist einfach nur spektakulär! Vom Sattel des Südkraters aus kann man den Vulkan Ngauruhoe besteigen, was allerdings eher eine Sache für Profis ist.

Südkrater mit dem Vulkan Ngauruhoe
Südkrater mit dem Vulkan Ngauruhoe

Für den normalen Alltags-Nicht-Profi geht es entspannt weiter über den Südkrater bis hin zu einem weiteren steilen Anstieg, der hinauf zur 1.886 Meter hohen Spitze des Red Craters führt. Dank Schnee und Glätte war der Aufstieg ebenfalls extrem anstrengend und auch nicht ganz ungefährlich, aber mithilfe von haltgebenden Steinen haben wir uns doch irgendwie hochgehievt. Oben angekommen wurden wir mit einer Wahnsinnsaussicht auf den Red Crater und mehrere schwefelige Vulkanseen belohnt. Wir hätten auch zu den Seen hinuntergehen können, denn der Wanderweg führt direkt an ihnen vorbei, aber dann hätten wir ja auch wieder hochsteigen müssen und darauf hatten wir nur wenig Lust.

Red Crater mit Vulkanseen und einer direkt auf uns zukommenden Wolkenwand
Red Crater mit Vulkanseen und einer direkt auf uns zukommenden Wolkenwand

Am Red Crater selbst haben wir es wegen den starken Windböen und der eisigen Kälte nur wenige Minuten ausgehalten, also haben wir uns schon bald wieder auf den Rückweg gemacht. Schließlich mussten wir uns ja auch den glatten Hang wieder hinunter kämpfen. Gutes Wetter, ordentliches Schuhwerk und gute Fitness sind hier definitiv ein Muss! Und wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter, denn während bei uns den ganzen Tag die Sonne geschienen hat, war der Weg schon am nächsten Tag wieder wegen schlechten Wetterverhältnissen unpassierbar.

– Tini

In 80 Tagen um die Welt…

… Zumindest kann man das, laut eines Romans, in dieser Zeit schaffen. Wir sind nun schon seit über 130 Tagen unterwegs und haben gerade einmal die halbe Umrundung geschafft. Das bedeutet aber auch, dass wir schon viel mehr erlebt haben, als in einem ganzen Roman niedergeschrieben steht. Und so geht es Tag für Tag auch immer weiter; jeder Tag bringt etwas Neues und lässt uns immer wieder staunen. Doch jeden Tag auf Achse zu sein kann einen ganz schön erschöpfen.

Wir wissen nun, dass ein Großteil der Reise hinter uns liegt und wir gerade mal noch drei Wochen in Neuseeland haben. Das mag für einen normalen Urlaub viel klingen, ist aber auf Reisen erstaunlich wenig. Obwohl wir nun schon die Südinsel Neuseelands hinter uns gelassen haben, haben wir dort noch lange nicht alles gesehen. Und je mehr wir uns bemühen, so viel wie möglich zu sehen, desto gestresster sind wir. Alles zieht nur noch an uns vorbei, wir sind ständig auf Achse, kommen nie zur Ruhe und verlassen die meisten Orte schon wieder, bevor wir überhaupt alles sehen konnten, was wir sehen wollten. In den letzten 3 1/2 Wochen sind wir mehr als 3.200 km gefahren, denn wir haben uns nun mal entschieden, in der kurzen Zeit so viel wie möglich zu schaffen.

Nach unserer Gletscherwanderung in Franz Josef sind wir weiter Richtung Norden gefahren, weiter auf der Straße durch den Regenwald, links von uns das Meer und rechts die Alpen. Damit die Fahrt nicht zu lange dauert, haben wir eine Nacht in Punakaiki eingeschoben, in einer fantastischen Unterkunft mitten im Dschungel. Nach unserer Ankunft haben wir noch eine kurze Wanderung gemacht, dann haben wir gekocht, gegessen, ein paar Runden Skat und Scrabble gespielt, dann sind wir ins Bett, nur um uns früh vom Wecker aus dem Schlaf reisen zu lassen, unsere Sachen zu packen und wieder ins Auto zu springen. Mit einem kurzen Zwischenstopp an den imposanten Pancake Rocks haben wir uns auf den Weg nach Nelson gemacht, sind einkaufen gegangen, haben gegessen und uns schlafen gelegt. Am nächsten Morgen haben wir schon wieder unsere Sachen gepackt und sind nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadt weiter zur Golden Bay gefahren. Wegen strömendem Regen konnten wir nicht viel machen und uns fehlte die Zeit, um noch einen Tag länger zu bleiben, also haben wir am nächsten Morgen schon wieder unsere Sachen gepackt, sind wieder ins Auto gestiegen und wieder weitergefahren. Auf dem Rückweg haben wir uns noch die klarsten Quellen der Welt angeschaut und einen recht abenteuerlichen Spaziergang zu einem Wasserfall gemacht, bevor wir uns in Motueka endlich mal wieder länger – drei Tage – einquartierten.

Da wir sowohl aus Zeitgründen, als auch wegen fehlender Ausrüstung und schlechtem Wetter den fünftägigen Great Walk entlang der Küste des Abel Tasman Nationalparks nicht machen konnten, wollten wenigstens einmal in diesen hinein schnuppern. So kam es, dass wir mit einem Wassertaxi bei strahlendem Sonnenschein die Küste hinauf düsten, wo wir am Anfang eines der schönsten Abschnitte des Weges abgesetzt und drei Stunden später am anderen Ende dieses Abschnittes wieder eingesammelt worden. Von dort aus brachte uns das Wassertaxi zu einer Bucht, die den Ausgangspunkt für eine dreistündige Kajaktour entlang der Küste darstellte. Als uns unser Guide das Kajak zeigte, konnten wir uns ein Lachen kaum verkneifen. Die Ausrüstung ist im Vergleich zu Vietnam und Thailand… naja… anders. In Südostasien hat man uns ein zerschrammtes Kajak gegeben und das war’s. Im Rahmen geführter Touren gab es allenfalls mal noch eine Rettungsweste, die aber eher den Zweck einer Sitzauflage erfüllte. Aber in Neuseeland gibt es hochmoderne Kajaks mit Gepäckfach, Lenkpedalen, sämtlichem Sicherheits-Schnick-Schnack und dazu bekamen wir sogar noch einen Neopren-Wetsuit in Form eines rockartigen Etwas, dessen Enden man über das Kajak zieht, damit auch ja kein Tropfen Wasser in das Kajak – oder noch schlimmer: an die Kleidung – gelangt.

In den nächsten Stunden konnten wir dann vom Wasser aus die atemberaubende Landschaft genießen und den Robben beim Entspannen auf den Felsen zuschauen. Doch nach den vielen stressigen Tagen schaffte uns die Tour enorm und so entschieden wir uns, endlich mal einen Tag Auszeit zu nehmen. Nachdem wir gemütlich ausgeschlafen hatten, kosteten wir die Sonne aus, um etwas durch den kleinen Ort zu spazieren und im hauseigenen Jacuzzi neue Kräfte zu tanken. Etwas gestärkt fuhren wir dann weiter zum abgeschiedenen Örtchen Anakiwa, das am Anfang des Queen Charlotte Sounds in der Marlborough Region im Nordosten der Südinsel liegt. Uns empfing strahlender Sonnenschein, den wir uns nur zu gerne am Wasserrand sitzend ins Gesicht scheinen ließen. Den Tag ließen wir gemütlich im Spa-Pool unserer Unterkunft und in der TV-Lounge ausklingen und so langsam fühlten wir uns wieder richtig gut. Als wir dann am darauffolgenden Tag eine kleine Wanderung entlang des Queen Charlotte Sounds machen und uns Kajaks leihen wollten, wurden wir mal wieder von strömendem Regen enttäuscht. Nach einem dreistündigen Marsch haben wir uns daher wieder in die TV-Lounge verkrochen und dort haben wir unseren letzten Abend auf der Südinsel verbracht.

– Fab & Tini

Eis im Regenwald

Nach mehr als vier Monaten auf Reisen gehören neue Erfahrungen und spannende Erlebnisse zum täglich Brot. Höchste Zeit, mal wieder etwas richtig Aufregendes zu tun und die eigenen Grenzen auf die Probe zu stellen. Warum also nicht einfach mal in einen Helikopter steigen, sich auf einen Gletscher fliegen lassen und bei einer kleinen Wanderung das Eis erkunden? Eine Chance, die wir so schnell wohl nicht wieder haben werden und direkt am Schopfe gepackt haben.

In den letzten Tagen haben wir mal wieder die Südalpen bewundert, dieses Mal jedoch genau auf der anderen Seite vom Mt. Cook. Dort haben wir uns in dem Städtchen Franz Josef niedergelassen, welches am Fuße des Franz-Josef-Gletschers liegt. Dieser Gletscher ist etwas ganz Besonderes, denn er befindet sich fast unmittelbar an der Küste. Bis vor einiger Zeit war er sogar so groß, dass er bis ins Meer reichte, aber wie die meisten Gletscher hat auch der Franz-Josef stark an Länge und Masse verloren. Da sich die Alpen so nahe an der Küste befinden, bleibt die gesamte warme, feuchte Luft aus Australien dort hängen und regnet sich aus. Und so entsteht das Phänomen, dass sich ein Gletscher direkt im Regenwald befindet. Das wird vor allem dadurch verstärkt, dass der Franz-Josef-Gletscher mit seinen gerade mal 400 m Höhe recht niedrig ist und die Gletscherzunge bis ins Tal hinunter geht. Will man den Gletscher vom Tal aus betrachten, läuft man zunächst ein paar Kilometer durch dichten Urwald, bis dieser sich schließlich lichtet und den Blick auf das Eis freigibt. Das ist jedoch nicht ganz ungefährlich, denn zum Einen können Eis- und Felsbrocken schnell abbrechen und ins Tal stürzen. Zum Anderen kann das Eis einen Damm für das Gletscherwasser bilden und wenn dieser bricht, ist das Tal innerhalb von Minuten geflutet. Überhaupt werden viele der Wege von kleinen Flüssen gekreuzt, ohne dass es jedoch Brücken gibt. Einen Spaziergang zum benachbarten Fox-Gletscher mussten wir deswegen leider kurz vorm Ziel abbrechen. Nachdem wir bereits einen Fluss heil und trocken überquert hatten, sind wir an eine für unseren Geschmack etwas zu starke Strömung gelangt. Letztendlich hat die Vernunft gesiegt und statt über die nassen Steine zu balancieren, haben wir doch lieber kehrt gemacht.

Wenn man die Gletscher aber so richtig aus der Nähe sehen möchte, bleibt einem nichts anderes übrig, als eine geführte Tour auf dem Eis zu buchen und genau das haben wir dann auch gemacht. Nachdem wir erklärt haben, dass wir das Risiko von Lawinen, Schluchten, Eis- und Steingeröll, Kälte und körperlicher Anstrengung kennen und im Schadensfalle auf eine Klage verzichten, wurden wir mit wasserdichter Überkleidung, dicken Socken, ordentlichem Schuhwerk und Crampons ausgerüstet und haben uns anschließend zum Heli-Landeplatz aufgemacht. Den fünfminütigen Flug haben wir trotz Höhenangst erstaunlich gut, ja sogar richtig mit Begeisterung hinter uns gebracht und dann ging es auch schon los. Über das Eis, unter das Eis und durch Schluchten, die so eng waren, dass wir uns selbst seitwärts noch angestrengt durchquetschen mussten, die Füße um 90 Grad nach links gedreht und den rechten Fuß stets hinter dem Linken herziehend, weil es nicht möglich war, einen Fuß vor den Anderen zu setzen.

Ice Explorer Tour mit den Franz Josef Glacier Guides
Ice Explorer Tour mit den Franz Josef Glacier Guides
Ice Explorer Tour mit den Franz Josef Glacier Guides
Ice Explorer Tour mit den Franz Josef Glacier Guides

Immer wieder ließ uns das Schallen von Steingeröll erstarren und wild umherblicken, aber glücklicherweise war es immer weit genug entfernt. Am Rande des Gletschers machten wir an einem brausenden Wasserfall Halt, in dem sich gerade ein Regenbogen gebildet hatte und hörten uns die Geschichten unseres Guides an. Nebenbei kosteten wir vom kalten, aber unglaublich frischen Wasser des Gletschers und bestaunten die ganze Zeit die Muster, die sich in dem Eis gebildet hatten, die Formationen der Eisbrocken und vor allem das faszinierende Blau. Die knapp drei Stunden auf dem Eis sind wie im Nichts vergangen und doch waren wir ganz froh, als wir schließlich wieder in den Heli geklettert und zurückgeflogen sind. Im Anschluss haben wir uns noch etwas Entspannung in den Hot Pools gegönnt, die am Rande der Stadt im Urwald gelegen sind („am Rande der Stadt“ ist leicht gesagt, denn es gibt nur zwei kurze Straßen).

– Tini

Der Weg ist doch nicht immer das Ziel

In Dunedin (Danäääidin gesprochen) haben wir uns gar nicht so lange aufgehalten. Die Stadt ist recht schön, vor allem wenn man sie im Dunkeln von einem Hügel aus betrachtet, denn kein Haus hat dort mehr als zwei Etagen und so überragen die Straßenlaternen jedes Gebäude und das Lichtermeer ist wunderschön anzusehen. Aber eigentlich sind wir nur hierher gekommen, um nochmal an der Küste nach Tieren Ausschau zu halten und unsere Essensvorräte etwas aufzustocken. Deswegen sind wir schon bald in das schöne Örtchen Wanaka weitergefahren, das zwischen Bergen direkt an einem See gelegen ist. Mal wieder hatten wir großes Glück mit unserer Unterkunft, von der aus wir eine grandiose Sicht auf diese Kulisse hatten. In der Umgebung gibt es zahlreiche tolle Wanderwege, die meisten für Mehrtageswanderungen. Für eine noch bessere Aussicht haben wir eine sechsstündige Wanderung auf einen ca. 1.600 m hohen Berg in Angriff genommen, die wirklich so gar keinen Spaß gemacht hat. Der Weg war so uneben, dass man bei jedem Schritt aufpassen musste, wo man seinen Fuß hinsetzt und ging so steil bergauf, dass ich bereits nach fünf Minuten hoffnungslos am Keuchen war. Das Laufen war zu anstrengend für mich, um mich nebenbei groß unterhalten zu können und die Vegetation am Berg war so öde, dass es eigentlich nichts zu sehen gab. Es war ein ätzender, langweiliger Marsch und obwohl wir der Spitze des Berges nach drei Stunden immer noch nicht wirklich nahe gekommen sind, haben wir doch durchgehalten. Zum Glück, denn oben hat sich jede Anstrengung ausgezahlt. Der Ausblick war wirklich jede Mühe wert (nochmal würde ich dort aber nicht hochgehen). Dank des schönen Wetters konnten wir meilenweit schauen und am Horizont sogar die schneebedeckten Berge der Alpen erkennen.

Mt. Roy, Wanaka
Mt. Roy, Wanaka

Ich kann nicht leugnen, dass ich es extrem unfair fand, als etwas weiter vorne auf dem Berg einfach so ganz gemütlich ein Helikopter gelandet ist, der ein paar Touristen abgeladen hat, die ohne jede Anstrengung den gleichen Anblick genießen konnten. Aber wenn ich bedenke, was diese Leute für den Flug mal eben für eine Summe hingelegt haben (darüber habe ich mich natürlich informiert), bin ich doch lieber gelaufen.

Als es uns dann mit der Zeit doch etwas zu kalt wurde, machten wir uns auf den Rückweg, in der Hoffnung bald wieder am Auto zu sein. Aber Fehlanzeige. Der Abstieg war genauso die Hölle wie der Aufstieg. Es war einfach viel zu steil um normal zu laufen und wir mussten jeden Schritt mühsam abbremsen. Ab und zu sind wir sogar gerannt, einfach weil es weniger anstrengend war, nicht ständig bremsen zu müssen. Mit schmerzenden Beinen, Blasen an den Füßen und absoluter Null-Bock-Stimmung sind wir zweieinhalb Stunden später endlich wieder unten angekommen. Eigentlich wollten wir noch ein paar Tage bleiben und weitere Wanderungen machen, aber dank Blasen und Muskelkater sind wir dann doch weitergefahren, dieses Mal Richtung Norden.

– Tini

Neuseeland erleben

Als wir gestern in Dunedin in der Küche des Campingplatzes saßen, auf dem wir einen kleinen Bungalow bezogen hatten, hörten wir einen Deutschen sagen: „Neuseeland gefällt mir leider gar nicht. Die Städte sind so klein und nicht so spannend, das ist so gar nicht mein Fall.“ Uns sind die Kinnladen heruntergeklappt. Sicher, Geschmäcker sind verschieden und was uns gefällt, muss anderen noch lange nicht zusagen. Aber hier ein Hinweis für alle, die darüber nachdenken, dieses Land zu bereisen: Neuseeland hat gerade mal 4,5 Mio. Einwohner. Hierher zu kommen, weil man auf spannende Großstädte steht, ist ziemlich lächerlich. Ich habe schon von vielen Leuten gehört und gelesen, die in Neuseeland waren, aber tatsächlich ist mir noch nie zu Ohren gekommen, dass irgendwem dieses Land nicht gefallen hätte. Es hat einfach für jeden so unglaublich viel zu bieten, da muss man noch nicht einmal Berge und Wandern mögen. Neuseeland ist das Paradies für Adrenalinjunkies. Ob Bungee-Jumping, Tandemsprünge, Wildwasser-Rafting, Bergsteigen, Gletscherwanderung, Heli-Skiing oder auch einfach nur den Wasserfall runter hüpfen – wer es gerne extrem mag, der wird hier auf jeden Fall glücklich. Aber auch wenn man es lieber ruhig angeht wird man fündig. Weingenießer können in einem der vielen Weinanbaugebiete an Touren und Verkostungen teilnehmen, es gibt heiße Quellen und Spa-Landschaften und unzählige schöne Strände, die zum Entspannen einladen. In den Buchten gibt es für jeden Surfer die richtigen Wellen und Tierliebhaber können mit etwas Glück sogar richtig seltene Tiere beobachten. An vielen Stellen rund um die Inseln kann man zum Beispiel seltene Meeresbewohner in ihrer freien Wildbahn erleben. Aus diesem Grund haben auch wir die schönen Berglandschaften für einige Tage verlassen und sind weiter bis zur Südspitze Neuseelands gefahren. Dort sind die Catlins mit wunderschönen Küstenlandschaften, Wasserfällen und vielen vielen Tieren.

Schon auf dem Weg dort hin sind wir bei einem Leuchtturm auf acht Seelöwen gestoßen, von denen einige über 2 m groß waren. Drei der größeren Seelöwen haben gerade unter lautem Gebrüll miteinander gerangelt, einer hat Möwen gejagt und ein Dritter hat sich für ein Nickerchen hoch in die Dünen gehievt. Wir hätten den Tieren ewig zuschauen können, wäre es nicht langsam dunkel geworden. Stattdessen sind wir zurück ins Auto gestiegen und zu der Unterkunft gefahren, die wir gebucht hatten.

Seelöwen
Seelöwen

Die folgende Geschichte von unserem Glück im Unglück möchte ich Euch natürlich nicht vorenthalten… Wir fuhren also zu unserer Unterkunft, einem kleinen Häuschen, das etwas abgeschieden direkt am Strand der schönen Porpoise Bucht lag. Dort angekommen mussten wir jedoch feststellen, dass die Dame, die eigentlich an der Rezeption hätte sitzen sollen, bereits Feierabend gemacht hat und trotz unserer Buchung alle Zimmer schon belegt waren. Die beiden super netten Familien, die sich in dem Haus einquartiert hatten, haben uns dann angeboten, die zwei Sofas in der Wohnküche zu beziehen, denn es schien hoffnungslos, in der näheren Umgebung noch einen Schlafplatz zu finden. Einen kurzen Moment lang haben wir diese Möglichkeit tatsächlich in Betracht gezogen, aber letztendlich haben wir dann doch erstmal die Dame des Hauses angerufen. Nach ein paar Telefonaten hatte sie uns glücklicherweise noch ein Zimmer in einer nahegelegenen, noch viel abgeschiedeneren Backpacker-Unterkunft besorgen können, die eine nette Familie auf ihrer Farm errichtet hatte. Dort konnten wir am Morgen den Männern im Stall dabei zuschauen, wie sie die Schafe geschoren haben und dann hat uns ein kleines Mädchen eine Box mit Futter in die Hand gedrückt, damit wir die Ziegen auf der Weide füttern konnten. Leider mussten wir die Farm nach der ersten Nacht schon wieder verlassen und in unser inzwischen frei gewordenes Zimmer umziehen.

Die nur wenige Schritte entfernte Porpoise Bucht soll vor allem bei Surfern, Seelöwen, Seebären und sogar Delfinen beliebt sein. Außer vereinzelten Surfern haben wir von alledem aber leider lange Zeit nichts sehen können. Erst als wir kurz vor der Dämmerung bei einem verzweifelten letzten Spaziergang den Strand entlang liefen, konnten wir in einigen hundert Metern Entfernung drei Delfine aus dem Wasser springen sehen. Allerdings sind die Hector Delfine, die dort leben, die kleinsten Delfine der Welt – viel zu sehen ist aus der Ferne also nicht. Bei Sonnenuntergang versuchten wir dann unser Glück in der benachbarten Curio Bay, wo eine der seltensten Pinguinarten der Welt nistet. Die Gelbaugenpinguine kommen abends aus dem Meer zurück, um in ihre Nester zurückzukehren. Scheinbar waren wir dafür schon etwas zu spät dran, aber immerhin konnten wir zwei der Pinguine im Gebüsch entdecken und ein Nachzügler kam noch im Dunkeln aus dem Wasser gewatschelt.

Gelbaugenpinguine an der Curio Bay
Gelbaugenpinguine an der Curio Bay

Auf dem Weg Richtung Dunedin haben wir noch einige Spaziergänge durch die Wälder der Catlins eingelegt, in denen schöne Wasserfälle zu finden sind. Highlight waren die Niagara Falls gleich am Anfang, die ein Spaßvogel nach den – Überraschung! – Niagara Falls benannt hat.

Niagara Falls in den Catlins (ja, das auf dem Bild ist schon der Wasserfall)
Niagara Falls in den Catlins (ja, das auf dem Bild ist schon der Wasserfall)

Unser letzter Stopp auf den Catlins war ein weiterer Leuchtturm, vor dem mehrere Felsen aus dem Meer ragten und bei dem wiederum viele Tiere zu finden sein sollten. Bei heftigen Windböen und Regen fiel uns die Suche anfangs schwer und fast hätten wir schon aufgegeben, als wir in weiter Ferne auf einem der vorgelagerten Felsen eine Robbe sahen, die gerade aus dem Wasser robbte. Und kaum hatten wir diese eine Robbe erkannt, wurde uns plötzlich klar, dass sich auf den Felsen Dutzende von Robben tümmelten, die wir bis dahin völlig übersehen hatten. Auf einem der Felsen hatte sich ein großes Loch mit Wasser gefüllt und das Geplätscher darin kam nicht – wie wir erst vermutet hatten – vom Regen, sondern von mehreren Robben, die gemütlich plantschten. Sehr beliebt war auch eine kleine geflutete Höhle am Fuß dieses Felsens. Erst als wir unser neues Zoomobjektiv als Fernglasersatz missbrauchten, konnten wir erkennen, dass sich in der Höhle mehrere Schatten direkt unter der Wasseroberfläche bewegten. Es ist einfach unglaublich faszinierend, diese niedlichen, verspielten kleinen Tierchen außerhalb von Zoogehegen in ihrer freien Natur zu erleben. Da fällt es einem richtig schwer, sich wieder loszureißen und einfach weiterzugehen. Aber die Dämmerung setzte wieder ein, die Sicht wurde schlechter, der Wind unangenehmer und am Nachbarstrand gab es wieder Pinguine, die wir noch sehen wollten.

– Tini

Der Weg ist das Ziel

Als wir vor zehn Tagen in Christchurch angekommen sind, hat sich für uns so einiges gegenüber unserer bisherigen Reise geändert. Zum Einen ist Neuseeland viel teurer als Asien. Statt einem gemütlichen, privaten Zimmer haben wir jetzt nur noch Zimmerchen mit nichts mehr als einem Doppelstockbett und mit Gemeinschaftsbad. Und statt drei Mal täglich essen gehen heißt es jetzt Selbstversorgung und Kochen in der Hostelküche. Zum Anderen sind wir nicht in Neuseeland, um uns Städte und Sehenswürdigkeiten anzuschauen, sondern um die Natur zu genießen. Für uns stand von vornherein fest, dass wir hier völlig frei und flexibel sein wollten. Wir wollten nicht an Busfahrpläne und festgelegte Routen gebunden sein, sondern die Möglichkeit haben, kleine Abstecher zu machen oder einfach mal am Straßenrand zu halten, um die traumhafte Landschaft zu bewundern. Deswegen haben wir uns ein Auto gemietet, mit dem wir jetzt sechs Wochen das Land unsicher machen können. Eine weitere Veränderung ist das Wetter, das für uns jetzt eine viel größere Rolle spielt. Wenn man durch Städte schlendert, sind Kälte und Regen zwar nicht schön, aber man kann sich damit arrangieren. Beim Wandern ist das aber anders. In Neuseeland gibt es nur Sommer und Winter und da wir uns hier auf der anderen Erdhalbkugel befinden, beginnt gerade der Winter und das Wetter ist absolut unberechenbar. Das wussten wir natürlich schon vorher, aber hätten wir unsere Reise mit Neuseeland begonnen, wären wir in Südostasien im Monsun gelandet und so schien uns der Winter hier das geringere Übel.

Nachdem wir in Christchurch gelandet sind, wollten wir uns nicht sofort auf den Weg in die Wildnis machen, sondern der Stadt erstmal einen Besuch abstatten. An das Autofahren mussten wir uns hier ja schließlich auch erst gewöhnen, denn obwohl wir uns in Thailand, Malaysia, Japan und Australien schon mit dem Linksverkehr vertraut gemacht haben, ist es ja doch ein Unterschied selbst am Steuer zu sitzen. Christchurch selbst hat jedoch nur wenig zu bieten und das Wichtigste hat man schnell gesehen. Im Jahr 2011 gab es hier ein verheerendes Erdbeben und noch heute liegt der Großteil des Stadtzentrums in Trümmern. Die Wohnviertel sind inzwischen wieder schick, aber in der Innenstadt gibt es im Wesentlichen nicht viel mehr als eingestürzte Gebäude, Baustellen und jede Menge Gänsehaut-Feeling. Inmitten des ganzes Chaos findet man die Re:Start Container-Mall – ein Dutzend Schiffscontainer, die in Läden und Cafés verwandelt worden. Vom Zentrum aus sind wir weiter in den botanischen Garten geschlendert und als wir nachmittags immer noch genügend Zeit hatten, haben wir die Freiheit des eigenen Fahrzeugs genutzt und sind an den Strand gefahren, wo wir bei der untergehenden Sonne Surfer beobachten konnten.

Von Christchurch aus wollten wir eigentlich zum Lake Tekapo fahren, ein türkisblauer Gletschersee, der sich in der Mitte der Südinsel vor den Südalpen erstreckt. Aber mit der Freiheit des Autos steht uns alles offen und je nach Lust und Wetter ändern sich unsere Pläne teilweise täglich. Letztendlich haben wir uns entschieden, an dem See nur einen Zwischenstopp zu machen und sind dann weiter zum Mount Cook gefahren, den höchsten Berg Neuseelands. Vor dem Berg erstreckt sich ein langes Tal, in dem ein kleines Dorf mit 200 Einwohnern liegt. Neben den Häusern der Einwohner findet man nichts außer ein paar kleinen Hotels und Hostels – selbst der nächstgelegene Supermarkt ist ganze 70 km entfernt. Was für ein idyllischer Ort! Es schien das perfekte Plätzchen zu sein, um die Alpen zu bestaunen – vorausgesetzt das Wetter stimmt. Aber als wir früh zum Gletschersee am Fuß des Mt. Cook wandern wollten, hingen die Wolken leider bis ins Dorf und es hat ununterbrochen geregnet. Nach einigem Zögern haben wir uns dennoch entschieden, den vierstündigen Fußmarsch in Angriff zu nehmen und zur Not einfach wieder umzukehren. Auf dem Weg durch das Tal konnten wir nur vermuten, wie sich um uns herum die Berge erheben, denn außer einer dicken Wolkenwand haben wir nichts, aber auch gar nichts von den Bergen gesehen. Trotzdem war die Strecke schön zu laufen und unsere Kleidung hat dem Wetter glücklicherweise einigermaßen Stand gehalten. Der Gletschersee war ohne den dazugehörigen Gletscher nicht weiter spannend und so haben wir uns nach einer kurzen Pause auch gleich wieder auf den Rückweg gemacht. Dort sind dann ab und zu die Wolken mal kurz ein kleines Stückchen aufgerissen und plötzlich tauchten aus dem Nichts direkt neben uns gigantische schneebedeckte Berge und dicke Eisschichten auf. Da bleibt einem kaum etwas anderes übrig als stehen zu bleiben und voller Ehrfurcht so lange zu staunen, bis die Wolken nur wenige Augenblicke später wieder alles verdecken.

Gletschersee im Hooker Valley mit vielleicht 20 von 3.724 Metern Mt. Cook
Gletschersee im Hooker Valley mit vielleicht 20 von 3.724 Metern Mt. Cook

Die Region um den Lake Tekapo und Mt. Cook Village bildet außerdem das größte International Dark Sky Reserve der Welt, denn der Nachthimmel wird kaum von künstlichem Licht beeinflusst. Bei wolkenlosem Himmel findet man hier den schönsten Sternenhimmel überhaupt. Wir hatten zwei Nächte, um unser Glück zu versuchen und in der zweiten Nacht hat sich der Himmel tatsächlich etwas aufgeklart. Und so kam es, dass wir mitten in der eiskalten Nacht auf der dunklen Straße standen und fasziniert in den Himmel starrten, bis unsere Nacken schmerzten.

Als uns am nächsten Morgen die Sonne anlachte, konnten wir einfach nicht anders, als den gleichen Wanderweg vom Vortag noch einmal zu laufen in der Hoffnung, diesmal den Ausblick auf die Berge genießen zu können. Obwohl an dem Tag schönes Wetter war, hatten sich aber trotzdem noch einige Wolken im Tal verfangen und die Aussicht damit stark eingeschränkt. Den Mt. Cook konnten wir somit leider nicht sehen, dafür aber Teile von anderen großen Bergen.

Mittags haben wir uns dann wieder ins Auto gesetzt und sind nach Te Anau gefahren, wobei wir wieder an einigen Seen- und Berglandschaften gehalten haben. Te Anau ist eine Stadt direkt am Fjordland im Süden und Ausgangspunkt für zahlreiche Ausflüge und Wanderungen. Im Fjordland befindet sich unter anderem der berühmte Milford Sound, der sich 15 km von der Tasmanischen See ins Landesinnere zieht und von bis zu 1700 m hohen Felswänden gesäumt wird. Die Felsen sind von Regenwald bedeckt, denn der Milford Sound gehört zu den regenreichsten Gebieten der Erde. Bei gut 270 Regentagen im Jahr ist es fast unmöglich, den Fjord bei Sonnenschein zu sehen, aber dafür gibt es hunderte von kleinen Wasserfällen und wenn doch einmal Sonne durchdringt, dann bildet sich im Fjord ein Regenbogen.

Von Te Anau führt eine 120 km lange Straße durch das Fjordland zum Milford Sound, die umgeben ist von atemberaubender Landschaft. Bei schönem Wetter kann man hier viele Stopps einlegen und wandern gehen. Den Milford Sound selbst kann man jedoch nur per Bootstour erkunden, was wir uns natürlich nicht haben nehmen lassen. Und so sind wir 6.30 Uhr in der Dunkelheit bei starkem Nebel (oder waren es Wolken?) losgefahren und haben uns die vielen Zwischenstopps für den Nachmittag aufgehoben. Am Milford Sound stiegen wir dann in unser Tourboot und fuhren eine Stunde bei erfreulich guter Sicht durch den Fjord zur Tasmanischen See, wobei wir aus dem Staunen gar nicht herausgekommen sind. Aber kaum hat das Boot gewendet, änderte sich das Wetter schlagartig. Es zogen Windböen auf, der Fjord füllte sich mit Wolken und irgendwann setzte sogar der Regen ein. Trotzdem haben wir uns den Spaß nicht nehmen lassen, sind als Einzige auf dem Deck geblieben und selbst als das Boot bis auf wenige Meter an einen großen Wasserfall herangefahren ist, sind wir standhaft geblieben und haben uns das Wasser ins Gesicht wehen lassen.

Milford Sound
Milford Sound

Neben dem Milford Sound hat auch der Milford Track Berühmtheit erlangt. Der Milford Track ist einer der sogenannten Great Walks. Das sind Wanderwege für mehrtägige Touren, die durch die schönsten Landschaften Neuseelands führen, die mit dem Auto nicht erreichbar sind. Der Milford Track zum Beispiel führt vom Lake Te Anau durch das Fjordland zum Milford Sound und soll der schönste Wanderweg der Welt sein. Für die Great Walks braucht man 3-5 Tage und unterwegs schläft man in Hütten oder im Zelt. Die gesamte Ausrüstung (Kleidung, Verpflegung, Zelt usw.) trägt man selbst. Die Great Walks erfreuen sich großer Beliebtheit, aber man muss sich vorher anmelden, da nur so viele Wanderer zugelassen sind wie es auch Schlafplätze gibt. In der Regel sind alle Plätze ein halbes Jahr vorher restlos ausgebucht und genau das ist auch der Grund, warum wir den Milford Track leider nicht machen konnten, obwohl wir eigentlich gerne gewollt hätten. Im Fjordland gibt es aber noch zwei weitere der insgesamt neun Great Walks und bei beiden kann man ein paar Kilometer als Tagesmarsch wandern. Also sind wir wenigstens ein paar Stunden auf dem Kepler Track durch dichten Regenwald zu einem schönen, ruhigen See gelaufen.

All das führt uns zum Titel dieses Beitrags: Der Weg ist das Ziel. Oftmals erreichen wir hier unser eigentliches Ziel überhaupt nicht oder – wie im Fall Mt. Cook – es ist nicht zu sehen. Aber der Weg dorthin entschädigt alles. Das trifft auch genau auf unsere Autofahrten zu. Wir nehmen nicht immer den direkten Weg von A nach B, sondern fahren teilweise Dutzende von Kilometern Umweg, einfach weil die längere Strecke nicht geradewegs durch Städte führt, sondern durch die atemberaubende Landschaft. So braucht man schnell mal einen ganzen Tag für 300-400 km, aber dafür konnte man unterwegs sooo viel staunen. Die Seen sind gewaltig und doch oft spiegelglatt, im Hintergrund erstrecken sich die Bergketten und überall gibt es Felder mit unzähligen Schafherden. Und dabei ist der Ausdruck „Herde“ hier weit untertrieben, denn es ist einfach unfassbar, wie viele Schafe es hier gibt. Laut Zählungen sollen es um die 33 Mio. sein, was so viel bedeutet wie dass auf jeden Einwohner Neuseelands sieben Schafe kommen. Da bleibt einem nichts anderes zu sagen als ein kräftiges „Määäähhh“ – oder „Baaaaa“, wie die Schafe hier machen.

Baaaaa!
Baaaaa!

– Tini & Fab