Archiv der Kategorie: Vietnam

Ein neues frohes neues Jahr

In Vietnam hat der Frühling begonnen und alle Menschen sind offiziell ein Jahr älter geworden. Das neue Jahr wurde in der Neumondnacht vom 18. auf den 19. Februar mit einem Feuerwerk in der Altstadt Hanois eingeleitet. Tausende von Menschen versammelten sich dort um den Hoan Kiem See und feierten den Jahreswechsel, denn privates Feuerwerk ist in Vietnam verboten. Auch wir mischten uns unter die Menschenmenge und erwarteten ein riesen mega Spitzenfeuerwerk. Mal wieder vergeblich, denn wie auch schon in Bangkok war das so hoch angepriesene Feuerwerk mit seinen 15 Minuten von überraschend kurzer Dauer, sodass wir uns schon kurz nach Mitternacht mit dem ganzen Mob an Menschen wieder Richtung Hotel quetschten.

Nach all den Vorbereitungen und der unglaublichen Vorfreude der Vietnamesen hatten wir doch etwas mehr von dem Feuerwerk oder wenigstens etwas Rahmenprogramm erwartet, z.B. Drachentänze wie bei den Chinesen. Immerhin wurden wir dann in unserem Hotel freudig überrascht, wo uns die Angestellten, die scheinbar das kürzere Streichholz gezogen hatten, mit Freibier und traditionellem Neujahrsessen begrüßten. Dort saßen wir dann noch bis spät in die Nacht in einer geselligen Runde, in der jeder ein paar Geschichten zum Besten gab.

Am nächsten Morgen wurden wir nicht wie üblich durch das öffentliche Radio oder den Verkehrslärm geweckt, sondern konnten weitestgehend ausschlafen. Zu verdanken hatten wir das dem Umstand, dass rund die Hälfte aller Einwohner auf das Land gefahren ist, um die Neujahrstage bei der Familie zu verbringen. Dementsprechend hatte auch kaum ein Geschäft auf und von den Einheimischen war deutlich weniger zu sehen als zuvor. Das Tet-Fest bedeutet den Menschen hier unheimlich viel und das kann man als Ausländer sehr gut spüren. Die Freude über das Wiedersehen mit der Familie ist groß, alle sitzen beisammen zum Essen, Trinken, Lachen, Karten spielen oder einfach nur zum Fernsehen. Immer wieder sieht man die Leute vor ihren selbst errichteten Mini-Schreinen sitzen, die dazu dienen, mit den Ahnen Kontakt aufzunehmen und ihnen Geld, Essen und Geschenke zukommen zu lassen. Die Sachen werden einfach auf dem Schrein aufgebaut und die Leute glauben, dass die Ahnen das dann alles im Jenseits bekommen.

Wir wollten die etwas ruhigeren Tage und den vergleichsweise quasi nicht-existenten Verkehr nutzen, um die Sehenswürdigkeiten in Hanoi zu besuchen. Angefangen haben wir mit dem alten Hao Lo Gefängnis, in dem sich ein merklicher Kontrast zum Kriegsrestemuseum in Saigon auftat. In Saigon beschränkte man sich darauf, die Gräueltaten der Amerikaner während des Vietnamkrieges aufzuzeigen. Und auch im Hao Lo Gefängnis, welches während der französischen Herrschaft in Vietnam erbaut wurde, wurden die unmenschlichen Zustände während jener Zeit ziemlich deutlich gemacht. Aber dann kam der Teil, in dem gezeigt wurde, wie die Vietnamesen die amerikanischen Soldaten gefangen hielten. Die durften nämlich Volleyball spielen, beim Kochen helfen und zu Weihnachten einen Christbaum dekorieren. Schlechte Behandlung seitens der Vietnamesen gab es natürlich nicht. Ich weiß gar nicht, wie neutrale Medien auf die Idee kommen, dass die Vietnamesen die Amis lebendig begraben haben etc…

Nach dem Gefängnis verbrachten wir den Abend des Neujahrstages eher unfreiwillig mit der Besichtigung des Krankenhauses von Hanoi, da wir offensichtlich mal wieder Pech mit dem Essen hatten und Tini sich eine sehr unschöne Lebensmittelinfektion eingefangen hatte. Die nächsten Tage war dann natürlich Ruhe und Erholung angesagt. Immerhin hatten wir ziemlich großes Glück mit unserem Hotel (wir haben das Deluxe-Zimmer zum Preis vom Standard-Zimmer bekommen), sodass es sich in unserem Zimmer durchaus ganz gut aushalten ließ. Dazu noch HBO im Fernsehen, wo in Vorbereitung auf die Oscar-Verleihung den ganzen Tag gute Filme liefen. Von Hanoi haben wir dafür in der ganzen Woche so gut wie nichts gesehen…

Gestern stand dann unser Flug nach Bangkok an. Anfangs hatten wir noch etwas Sorge, da Tini natürlich noch nicht wieder richtig fit war, aber eigentlich haben wir uns darauf gefreut, Vietnam zu verlassen und etwas Neues zu entdecken. Den Flug haben wir glücklicherweise erstaunlich gut überstanden und nun sind wir wieder im feucht-heißen Thailand angekommen.

– Fab & Tini

Halong Bucht, die Zweite

In der letzten Woche haben wir ausgiebig Halong-Luft geschnuppert. Es lohnt sich wirklich, der Halong Bucht einen Besuch abzustatten. Nicht umsonst gehört sie zu den sieben Naturwundern der Erde. In der Bucht ragen fast 2000 Kalkfelsen steil aus dem Wasser, teilweise bis zu mehreren hundert Metern hoch und dicht mit Dschungel bewachsen. Zwischen den einzelnen Felsen schlängelt sich türkisblaues Wasser und überall verstecken sich kleine schwimmende Fischerdörfer fernab von begehbarem Festland.

Großes Fischerdorf vor Cat Ba
Großes Fischerdorf vor Cat Ba

Aber Halong Bucht ist nicht gleich Halong Bucht. Südwestlich von Halong liegt die schon erwähnte Cat Ba Insel mit der Lan Ha Bucht und im Osten die Bai Tu Long Bucht. Beide Buchten sind tausendmal schöner als die eigentliche Halong Bucht. Die Felsen sind genauso faszinierend, aber es gibt viel weniger Touristen. Wir waren zuerst auf der Cat Ba Insel und haben von dort mit dem Boot eine Tagestour durch die Lan Ha Bucht gemacht. Danach sind wir von Halong-Stadt aus mit dem Boot zwei Tage lang durch die Halong- und die Bai Tu Long Bucht geschippert. Trotz Nebensaison und Regen war die Halong-Bucht ziemlich überfüllt. Obwohl die Bucht riesig ist, fahren alle Tourboote die gleiche Route und man ist nie allein. Ich will mir gar nicht vorstellen, was dort in der Hochsaison los ist. Am ersten Tag unserer zweitägigen Tour haben wir nochmal einen kurzen Kajak-Stopp eingelegt, aber um unsere Kajaks sind so viele Boote herumgefahren, dass wir die Landschaft kaum genießen konnten. Spaß hat es natürlich trotzdem gemacht, aber mit der fast menschenleeren Lan Ha Bucht kann man es einfach nicht vergleichen, denn Idylle, Höhlen und einsame Lagunen erlebt man nur dort.

Massentourismus in der Halong Bucht (Nebensaison!)
Massentourismus in der Halong Bucht (Nebensaison!)

Nichtsdestotrotz haben wir auch die Zweitagestour in der Halong Bucht sehr genossen. Unser Zimmer auf dem Schiffchen war wirklich schön und das Essen richtig gut. So gut, dass wir uns an Shrimps, Tintenfisch und Krabben getraut haben. Am Abend haben wir gemeinsam auf dem Deck gekocht und Fab hat sogar ein Bier für die schönste Frühlingsrolle gewonnen.

Inzwischen sind wir in Hanoi angekommen, der Hauptstadt Vietnams. Diese Stadt ist wirklich verrückt. Der Verkehr ist genauso schlimm wie in Saigon, nur mit dem Unterschied, dass sich die ganzen Autos und Mopeds hier durch viel engere Straßen und Gassen quetschen. Wir sind froh, dass wir schon genug Zeit hatten, uns an den Verkehr in Vietnam zu gewöhnen, denn Hanoi ist definitiv keine Stadt, die ich gerne unerfahren bereisen würde.

– Tini

Der Countdown läuft…

Es sind noch 5 Tage bis zum Tet-Fest, dem vietnamesischen Neujahr. Das ganze Land verfällt nach und nach in einen Ausnahmezustand. Die Vorbereitungen auf das Tet-Fest dauern mehrere Tage und finden in verschiedenen traditionellen Etappen statt. Die Häuser werden geputzt, um das letzte Jahr aus dem Haus zu kehren und dem Glück des neuen Jahres Platz zu machen, überall wird geschmückt und alles wird erneuert – neue Blumen, neue Kleider, neuer Haarschnitt und und und. Überall sieht man Menschen, die Kumquatbäume auf ihren Mopeds nach Hause fahren, um damit das Wohnzimmer auszuschmücken, weil die Früchte ein Symbol für ein fruchtbringendes neues Jahr sind. Die Vorfreude der Einheimischen ist überall zu spüren und in vielen Bars und Cafés wird man mit Tet-Rabatten begrüßt.

Wir haben unsere Reiseroute extra so gewählt, dass wir zum Tet-Fest in Hanoi sind. In der Nacht vom 18. zum 19. Februar gibt es wie zu unserem Neujahr Feuerwerk, die darauffolgenden Tage verbringen die Vietnamesen ausschließlich mit Freunden und Familie, sodass die Städte meist wie leer gefegt sind. Wir sind gespannt, was uns erwartet, aber es ist schwer, sich von der Vorfreude nicht mitreißen zu lassen.

Für uns läuft nun aber noch ein weiterer Countdown. Unsere Visa laufen bald ab und am 22. Februar müssen wir Vietnam verlassen. Eigentlich wollten wir dann nach Laos fahren, aber von den Busfahrten wird überall abgeraten (man spricht vom „Bus from Hell“). Deswegen haben wir die Flugpreise über unser nächstes Reiseziel entscheiden lassen und so geht es bald wieder zurück nach Bangkok. Beim letzten Mal waren wir von der Stadt ja gar nicht begeistert, aber nachdem wir uns nun ganz gut an die asiatische Kultur gewöhnt haben, müssen wir gestehen, dass wir uns richtig auf die Metropole freuen.

– Tini

Ha Long Bucht mit und ohne Meer

Den Phong Nha Nationalpark verließen wir mit dem Nachtbus, um am nächsten Morgen im nächsten Nationalpark anzukommen. Dieser heißt Tam Coc und liegt in der Ninh Binh Provinz von Vietnam. Kurz vor 6 Uhr kamen wir, noch im Dunkeln, an und gingen in das einzige offene Lokal um einen Tee zu trinken. Dort erlebten wir unseren ersten Sonnenaufgang der Reise, während wir uns über die Tagesplanung Gedanken machten. Um 9 Uhr ging es zum sogenannten Hafen, denn den Nationalpark kann man nur mit einem Boot befahren, in welches gerade mal zwei Gäste und der Ruderer passen. Die Rudertechnik ist hier etwas anders, denn gerudert wird fast ausschließlich mit den Füßen. So ging es durch den schmalen Kanal und einige Grotten. Der Fluss ist zu beiden Seiten von Reisfeldern gesäumt, welche wiederum von Karststeinbergen vollständig umringt werden. Man bezeichnet den Tam Coc Nationalpark auch gerne als die Ha Long Bucht an Land, da sie den gleichen Anblick bietet, nur eben mit viel weniger Wasser. Während man die zwei Stunden mit dem Boot fährt, trifft man immer mal wieder auf andere Boote und vereinzelte Reisbauern. Wege oder gar Häuser gibt es hier nicht, nur den Fluss. Das erzeugt eine einmalige Idylle und Ruhe. Leider wird diese aber am Ende abrupt durch das Betteln des Ruderers nach Trinkgeld unterbrochen.

Tam Coc
Tam Coc

Den Rest des Tages verbrachten wir damit, durch die umliegenden Berge zu spazieren und den Reisbauern beim Bestellen ihrer Felder zuzuschauen. Am Ende des Tages besichtigten wir auch noch eine Pagode, die sich über mehrere Ebenen an einer dieser Karstfelsen nach oben zieht. Ist man erstmal bis zur letzten Ebene hinauf gestiegen, bietet sich ein schöner Ausblick über die gesamte Karstlandschaft.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter zu der richtigen Ha Long Bucht, dem UNESCO-Welterbe mit viel Wasser. Das dauerte gerade mal sechs Stunden für 170 km, in denen wir nur fünf Mal umsteigen mussten. Immerhin waren wir damit direkt auf der Insel Cat Ba angekommen, die vor Ha Long liegt. Die Insel bietet etwas mehr Ruhe gegenüber der touristischen Ha Long Stadt und ist ein idealer Ausgangpunkt für Bootstouren und Kayaking. So schipperten wir am darauffolgenden Vormittag gemütlich durch die Lan Ha Bucht, einer Erweiterung der Ha Long Bucht, und gingen am Nachmittag auf eine zweistündige Kayaking-Tour, die uns durch lange dunkle Grotten in abgelegene Lagunen führte, in denen wir mit atemberaubenden Anblicken empfangen wurden. Dort konnten wir sogar Goldkopflanguren sehen, die es ausschließlich auf Cat Ba gibt und die die seltensten Primaten der Welt sind. Dank der Wilderei der Chinesen gab es im Jahr 2000 nur noch um die 50 Goldkopflanguren. Ein deutsches Cat Ba Languren Schutzprojekt sorgt aber zum Glück seit einigen Jahren dafür, dass die kleinen Äffchen sich in Ruhe wieder vermehren können.

Die Karstfelsen in den Buchten bestehen übrigens allesamt fast komplett aus Muscheln. Wenn man mit dem Kajak oder einem kleinen Boot einmal näher an einen dieser Giganten heran kommt, kann man überall dort, wo das Wasser langsam das Gestein abträgt (also vor allem an der Wasseroberfläche) abertausende von Muscheln im Fels erkennen.

Eigentlich würden wir gerne mehr dazu schreiben, was wir in den Buchten gesehen und erlebt haben, aber man kann mit Worten gar nicht beschreiben, welches unglaubliche Ausmaß die Gesteinsformationen haben, wie zerklüftet alles ist und wie türkis das Wasser ist. Selbst unsere Fotos können den Anblick nicht im Geringsten wiedergeben. Natürlich hatten wir auch das Glück (oder Pech?), die Buchten in der absoluten Nebensaison zu erkunden. Das hat zwar den Nachteil, dass der Himmel fast immer voller Wolken ist, die Sicht nur einige hundert Meter beträgt und es gerade mal 16 °C sind. Auf der anderen Seite hat es aber auch den Vorteil, dass das Meer im Gegensatz zur Hochsaison absolut ruhig ist, sodass man Routen fahren kann, die im Sommer nicht passierbar sind und man außerdem nur sehr wenige andere Tourboote sieht. Dadurch fühlt man sich in den 3000 km² umso kleiner und verlorener.

Lan Ha Bay
Lan Ha Bay

Inzwischen haben wir Cat Ba wieder verlassen und sind direkt in Halong City angekommen, einer ziemlich hässlichen Stadt. Von hier aus werden wir morgen eine zweitägige Bootstour durch die Ha Long Bucht und die angrenzende Bai Tu Long Bucht starten.

– Fab

 

Top Cat Ba: Lan Ha Bay, Massage in der Flightless Bird Bar, Cat Ba Ventures (Touranbieter), Passionsfrucht-Joghurt-Shake und Banane-Schoko-Shake und eigentlich alles andere auch in der Noble Bar

Flop Cat Ba: Billige Touranbieter (bloß nicht die Nationalpark-Trekking-Tour für 18 USD buchen!)

Phong Nha – das Paradies für Extreme

Egal ob man extrem aktiv oder extrem relaxt ist, die Landschaft ist der Wahnsinn und entweder man erkundet sie oder man genießt sie einfach von der Hängematte aus. Wir sind hergekommen, um die Landschaft zu erkunden. Wir haben dafür einiges an Aufwand und Umweg auf uns genommen und es hat sich gelohnt. Schon allein unsere Unterkunft, wenn auch etwas teurer, ist einen Besuch wert. Das Phong Nha Farmstay ist in der ganzen Region bekannt und das ganz zu Recht. Es wurde von einem australisch-vietnamesischen Ehepaar errichtet und liegt mitten auf dem Land, am Rande von Reisfeldern und mit super Ausblick.

Phong Nha Farmstay
Phong Nha Farmstay

Der Phong Nha – Ke Bang Nationalpark ist erst vor wenigen Jahren auf dem Radar der Touristen gelandet, vor allem wegen der relativ neu entdeckten Höhlen in den gigantischen Karstformationen. Erst letztes Jahr hat der Nationalpark große Aufmerksamkeit erhalten, als die im Jahr 2009 entdeckte, größte Höhle der Welt für Besucher zugänglich gemacht wurde. Die Son-Doong-Höhle ist so groß, dass die Skyline Manhattens problemlos hineinpassen würde. Dass die Höhle für Besucher zugänglich gemacht wurde, heißt aber nicht, dass die Touristen nun einfach so hinspazieren können. Die Höhle lässt sich nur in einer 6-Tages-Tour erkunden; am ersten Tag finden nur Sicherheitseinweisungen statt, die übrigen 5 Tage (inkl. Nächten) verbringt man in der Höhle. Teilnehmen dürfen an einer Tour maximal 8 Personen, die von weiteren 27 Leuten begleitet werden: Profis, Medis, Köche und Leute, die einem Essen bringen. Der ganze Spaß kostet gerade mal 3.000 USD pro Person (das klingt viel, aber eigentlich ist es ein Witz für den ungeheuren Aufwand), aber bei uns stand es nicht auf dem Plan. Dieses Mal nicht.

Zum Glück hat der Nationalpark noch eine ganze Reihe weiterer Höhlen zu bieten, die man im Rahmen von Ein- oder Mehrtagestouren erkunden kann und die deutlich billiger zu bereisen sind. Begonnen haben wir mit der beliebten National Park Tour vom Phong Nha Farmstay. Auf dem Weg zur ersten Höhle fährt man durch dichten Dschungel und macht ein paar Stops mit unfassbarer Aussicht. Leider hatten wir genau an diesem Tag den ersten Regentag auf unserer Reise, sodass wir die Zwischenstops etwas kürzen mussten. Also fix in die erste Höhle, die Paradieshöhle. Ein Anblick, der einem den Atem raubt. Stalagniten und Stalagtiten in den schönsten und faszinierendsten Gestalten. Der erste Kilometer der ewig langen Höhle wurde mithilfe von Wegen und Scheinwerfern für Touristen begehbar gemacht, weitere 6 km lassen sich dann mit einem Guide und Taschenlampen erkunden. Leider war der Rest der Höhle gerade geflutet, sonst hätten wir die Tour mit dem Guide gemacht.

Nach der Paradieshöhle ging es dann weiter zur Dark Cave. Im Gegensatz zur Touri-Strecke in der Paradieshöhle gibt es hier keinen befestigten Weg und keine Scheinwerfer. Zum Eingang der Höhle kommt man, indem man sich mit Zip-Lining über den Fluss schwingt oder – für Leute mit Höhenangst – mit dem Kayak. In unserer Gruppe von 15 Leuten war ich natürlich der einzige Angsthase, aber die Kayakfahrt mit den zwei Einheimischen war auch sehr schön. Ein kurzer Ausbruch von schlechter Laune in der Runde folgte, als uns verkündet wurde, dass man in die Höhle nur schwimmend rein kommt. Obwohl uns vor der Tour gesagt wurde, dass wir Badesachen mitnehmen sollten, wusste das tatsächlich niemand. Im Sommer wäre das sicher ziemlich gut angekommen, aber da wir uns nun im Norden Vietnams befinden, sind wir wieder den vier Jahreszeiten ausgesetzt und wie in Deutschland ist auch hier gerade Winter. Aber immerhin bedeutet Winter hier trotzdem noch 15 °C. Das Wasser war angenehm und die Rettungswesten, die wir tragen mussten, haben erstaunlich warm gehalten. So sind wir also in die Höhle geschwommen,  dort ins Trockene geklettert und immer wieder durch Wasser gewadet. Dabei kam das einzige Licht von den Stirnlampen an unseren Helmen – etwas gruselig, aber absolut klasse. Irgendwann sollten wir dann die Rettungswesten ablegen und uns durch einen schmalen Gang quetschen. Hier begann das Highlight der Höhle. In dem schmalen Gang hatten sich Unmengen von Sand mit dem Wasser zusammengetan und jede Menge Matsch gebildet. Der Boden, die Wände, alles war von einer dicken Schlammschicht überzogen, durch die wir uns nun hindurch kämpften. Weiter und weiter und noch weiter und dabei versanken wir immer mehr im Schlamm. Und dann, nach einigem Gekletter und Gekraksel, landeten wir in einem riesigen Loch, in dem uns der Schlamm bis zur Brust stand. Ich glaube, unsere Badesachen werden tatsächlich nie wieder sauber. Selbst nachdem wir den Weg aus der Höhle schon wieder zurück geschwommen waren, waren unsere Sachen einfach nur noch braun.

Dark Cave
Dark Cave

Gestern haben wir uns dann noch die Touri-Höhle Nr. 1 angeschaut, die Phong Nha Höhle. In die Höhle kommt man auch nur über den Fluss, aber hier ist die Besichtigung etwas tourifreundlicher gestaltet, denn man wird mit einem Boot hineingefahren und Scheinwerfer gibt es auch. Zwischendurch kann man kurz aussteigen und ein paar Meter vorbei an Stalagniten und Stalagtiten spazieren und dann fährt man wieder zurück.

Heute sind wir noch einige Kilometer durch die nahegelegenen Dörfer spaziert und heute Abend geht es dann mit Nachtbus weiter in den nächsten Nationalpark.

– Tini

Nha Trang

Xin chào (’sin ja-o‘), liebe Leser!

Heute nur mal ein kurzer Bericht bzw. eigentlich eher ein Tipp für Vietnam-Reisende zur Strandstadt Nha Trang. Am besten genießen lässt sich Nha Trang, indem man es einfach auslässt. Ernsthaft. Je größer der Bogen, desto besser. Der Strand mag verlockend sein, aber sobald man auf die Straßen kommt, will man nur noch weg. In Nha Trang gibt es mehr Russen als Vietnamesen. Wer die Russen vorher nicht hasst, tut es spätestens dann. Unfreundlich, egoistisch und einfach nur dreist. Als ob es ganz selbstverständlich ihre Stadt wäre. Überall steht alles auf russisch. Im Restaurant hat man uns tatsächlich eine komplett russische Speisekarte gegeben. Und noch viel schlimmer: die Russen labern selbst die Vietnamesen nur auf russisch zu, versuchen selbst die billigsten Preise noch auf die Hälfte runter zu handeln und werden dann richtig stinkig, wenn die Vietnamesen nicht mitspielen. Ein Einheimischer hat uns Geschichten erzählt, da wird einem schlecht…

Die Preise in Nha Trang sind gute 3-4 mal höher als im Rest Vietnams und die Einheimischen verständlicherweise total frustriert. Wenn ihr den Fehler macht und doch hin fahrt, dann esst und kauft wenigstens bei den Einheimischen!

Wir selbst sind eigentlich nur gezwungenermaßen nach Nha Trang gefahren, weil die Alternative von Da Lat aus eine mindestens 18 stündige Busfahrt nach Hoi An gewesen wäre. Also haben wir einen zweitägigen Badestop eingelegt. Wirklich baden war zwar nicht möglich, weil man wegen der unglaublich großen und starken Wellen nicht weiter als bis zu den Knien ins Wasser kam und selbst dann noch permanent damit beschäftigt war, überhaupt stehen zu bleiben. Aber viel brauchen wir dazu ja nicht sagen. Wir am Strand in riesigen Wellen lassen selbst jedes Kind erwachsen wirken. Und mit aufgeschürften Knien (die Wellen waren wirklich stark!), von den Füßen bis zu den Haaren mit Sand bedeckt und mit widerlichem Salzgeschmack auf der Zunge legt man sich dann ja auch nicht mehr lange in die Sonne.

Das zentrale Hochland von Vietnam

In Saigon standen wir vor verschiedenen Weiterreisemöglichkeiten: Strand- und Wassersportparadies Mui Ne, Cat Tien Nationalpark oder Zentrales Hochland um Da Lat. Eigentlich wollten wir an den Strand, doch leider ist Mui Ne inzwischen fast vollkommen in russischer Hand und damit nicht mehr sonderlich attraktiv. Unser Favorit war deswegen der Cat Tien Nationalpark mit seiner Dschungellandschaft und dem Tierschutzzentrum. Allerdings mussten wir feststellen, dass der Nationalpark schwieriger zu erreichen ist als erwartet. Eine direkte Busverbindung gibt es nicht, deswegen muss man den Bus nach Da Lat nehmen und dem Busfahrer irgendwie vermitteln, dass man auf halber Strecke raus gelassen werden möchte (und trotzdem den vollen Preis bezahlen). Die restlichen 25 km zum Nationalpark muss man per Motorrad-Taxi zurücklegen, um welches wir aber noch immer einen großen Bogen machen. Da es in Vietnam durchaus noch andere schöne Nationalparks gibt, haben wir uns also auf den Weg nach Da Lat gemacht. Nachdem wir die halbe Strecke hinter uns gebracht hatten, veränderte sich die Landschaft und die restlichen vier Stunden ging es um Berge herum, durch Täler hindurch und Berge hinauf. Die zahlreichen Kurven können so manchem aufs Reisegemüt schlagen!

In Da Lat angekommen wimmelt man erstmal die üblichen Abzocker ab, die einen schon mit „Motobike? Motobike?“ und „My hotel is very cheap“ nerven, bevor man überhaupt den Bus verlassen hat. Dann versucht man sich zu orientieren und mit etwas Glück erfährt man sogar, dass es einen kostenlosen Shuttleservice ins Stadtzentrum gibt.

In der Innenstadt angekommen, machten wir uns auf den Weg nach einer kleinen Unterkunft, die wir uns vorher im Internet angeschaut hatten. Inzwischen sind wir dazu übergegangen, nur noch vor Ort nach Zimmern zu schauen statt vorher zu buchen. Das ist zum Einen billiger und zum Anderen kann man sich so das Zimmer anschauen, bevor man es bezieht, denn bei Budgetunterkünften lohnt es sich durchaus zu kontrollieren, ob das Zimmer sauber ist und warmes Wasser, ein Fenster oder wenigstens eine Lüftung im Bad hat. Unsere Unterkunft war dieses Mal ein Homestay, d.h. es wurde von einer netten kleinen Familie betrieben. Bei der Ankunft haben wir noch über die dicken Winterjacken der Familie geschmunzelt, aber bei einem kurzen abendlichen Spaziergang mussten wir feststellen, dass es in Da Lat nachts ganz schön kalt werden kann. Leider gab es keinerlei Möglichkeit, die Wärme in unserem Zimmer zu regulieren und da unsere Fenster nicht vollständig zu schließen waren, wurde es mitunter ganz schön frisch. Mit der Folge, dass es uns beide mit einer dicken Erkältung umgehauen hat. Klingt so, als ob wir ständig irgendwie krank wären? Stimmt!

Trotzdem starteten wir am nächsten Morgen mit der Besichtigung der Stadt, die auch als das kleine Paris in Fernost bezeichnet wird. Sehenswert ist dort vor allem das „Crazy House“, in dem wirklich nichts normal oder auch nur gerade ist. Alles ist verworren und verwinkelt, versteckte Treppen und Gänge bringen einen überall hin und selbst die Zimmer (das verrückte Haus ist tatsächlich ein Guesthouse) sind skurril. Es macht einen riesen Spaß die vielen Wege zu erkunden, die sogar über das Dach führen, und sich dann mit der Aussicht über die ganze Stadt zu belohnen.

Crazy House
Crazy House

Für den nächsten Tag wollten wir eine Tour buchen, die uns durch die schöne Landschaft des zentralen Hochlands führen sollte. Leider entsprach keine der angebotenen Touren unseren Anforderungen. Die geführten Wanderungen beinhalteten keine der berühmten Wasserfälle und die Bustouren klapperten einfach nur alle möglichen Farmen und angeblichen Sehenswürdigkeiten ab. Unbedingt sehen wollten wir den Pongour Wasserfall, den wir von Bildern kannten und der einfach atemberaubend schien. Leider hat die Regierung einen Damm gebaut und den Wasserfall damit für viele Monate ausgetrocknet. Obwohl sie für die Touristen inzwischen tagsüber Wasser ablassen, hat fast jeder Touranbieter die Pongour Falls aus seinem Programm geschmissen. Verzweifelt haben wir bei gefühlt jedem der zahlreichen Anbieter nachgefragt, aber ohne Erfolg. Als wir am späten Abend enttäuscht eine der stressigen Rundfahrten buchen wollten, wurde uns dann auch noch gesagt, dass diese mangels Nachfrage nicht stattfinden würde. Völlig entnervt verließen wir das Büro und entdeckten direkt gegenüber eine Reiseagentur, die wir noch nicht besucht hatten. Und siehe da: eine Wasserfalltour inklusive Pongour Falls, allerdings nur als private Tour (entsprechend teurer) und mit einem Zwischenstopp auf einer Pilzfarm und einer Heuschreckenfarm (zwei der angeblichen Sehenswürdigkeiten). Aber das ist der Vorteil an einer privaten Tour: man sagt was man will und wenn man mit dem Preis einverstanden ist, dann bekommt man auch genau das.

Und so wurden wir am nächsten Morgen von unserem eigenen Tourguide und unserem eigenen Fahrer mit dem Jeep für unsere maßgeschneiderte Tour abgeholt. Aber Privattouren haben noch einen ganz anderen Vorteil: Auf den Fahrten hat man genug Zeit, um sich mit seinem Guide zu unterhalten und richtig viel über Land und Leute zu erfahren.

Der erste Stopp unserer Tour war eine riesige Kaffeeplantage, auf der wir den berühmten Wiesel-Kaffee probieren konnten. Die Kaffeebohnen werden Wieseln zum Futtern gegeben und weil diese die Bohnen nicht verdauen können, geben sie die Bohnen quasi wieder zurück. Die Wiesel haben irgendwelche Enzyme, die den Bohnen ein ganz besonderes Aroma geben. Die Bohnen werden dann gründlich gereinigt und anschließend werden die Hülsen entfernt. Und tadaaa, köstlicher Kaffee. Aber fragt uns nicht, wer das irgendwann mal ausprobiert hat.

Wiesel-Kaffee auf der Kaffeeplantage trinken
Wiesel-Kaffee auf der Kaffeeplantage trinken

Anschließend ging es zum Elephant Wasserfall, bei dem man sogar in eine kleine Höhle hinter dem Wasserfall klettern konnte. Der Anblick ist der Wahnsinn und der Wassernebel in der Hitze eine absolute Wohltat. Um den Wasserfall in seiner vollen Gänze sehen zu können, muss man einen ziemlich abenteuerlichen und nicht ganz ungefährlichen Weg hinunterkrakseln, den man bei Nässe wohl lieber meiden sollte. Wir waren äußert froh, dass wir an dem Tag unsere Wanderschuhe mit gutem Profil anhatten. Als wir wieder hinaufgestiegen sind, kam uns ein Paar entgegen, sie mit Flip Flops und er mit Badelatschen. Ich bezweifle, dass sie ihre Dummheit unbeschadet überstanden haben…

Dann ging es zum heißersehnten Pongour Wasserfall, der heute zwar nicht mehr so prachtvoll ist wie er einst war, aber dennoch grandios. Man kann durch das ehemalige Flussbett laufen und den Wasserfall aus einer völlig neuen Perspektive betrachten. Für uns hat es sich gelohnt. Den Abschluss unserer Tour bildete der Datanla Wasserfall nahe Da Lat. Um zu ihm zu gelangen, kann man entweder einen steilen Hang hinab laufen oder mit einer Sommerrodelbahn fahren. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, für welche Variante wir uns entschieden haben :)

Pongour Falls, Dalat
Pongour Falls, Dalat

An diesem Tag haben wir mal wieder festgestellt, dass die Landschaft viel mehr zu bieten hat als die Must-Do-Liste, die einem von jedem Reiseführer vorgehalten wird. Fast hätten wir eine weitere Tour gebucht, bei der man von Da Lat bis zur 140 km entfernten Küstenstadt Nha Trang mit dem Mountainbike fährt und die ganze Zeit von einem Minivan begleitet wird, der Gepäck und Wasser transportiert und einen immer einsammelt, wenn man grad mal keine Lust mehr auf Fahrradfahren hat. Leider haben wir uns aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen letztlich doch für den Bus entschieden. Wer die Chance hat, sollte unbedingt mit dem Fahrrad fahren, die Landschaft ist unglaublich! Alternativ können wir anderen Reisenden nur empfehlen, sich mit den „Easy Ridern“ zu beschäftigen, die in der ganzen Region Motorradtouren anbieten (man selbst ist meist nur Beifahrer). Wir selbst haben keine der Touren gemacht, aber nur Gutes gehört. Aber Vorsicht, im Gegensatz zu Deutschland werden Namen in Vietnam nicht geschützt. Inzwischen gibt es mehrere Betrüger, die den gleichen Namen verwenden und sich als die Originalen ausgeben (was es aber nicht zwangsweise schlechter machen muss).

– Fab & Tini

Ho Chi Minh City (Saigon)

Nachdem wir nun also Kambodscha verlassen haben, machen wir uns auf den Weg durch das vielseitige Vietnam. Nach einigem Hin und Her haben wir uns entschieden, von Kampot aus direkt nach Ho Chi Minh City zu fahren – oder Saigon, wie es die Südvietnamesen noch immer nennen (Saigon war einst die Hauptstadt Südvietnams, mit der Wiedervereinigung Vietnams nach dem Vietnamkrieg wurde die Stadt aber nach dem Präsidenten Nordvietnams, Ho Chi Minh, umbenannt). Eigentlich wollten wir vorher noch das Mekong-Delta erkunden, aber wir wussten nicht so recht wie und so entschieden wir uns, eine Tour von Saigon aus zu buchen.

Da die Fahrt einige Stunden dauern sollte, nahmen wir den Nachtbus, eine beliebte Alternative für Backpacker, weil man nicht nur einen Tag einspart, sondern auch Übernachtungskosten. Der Busfahrer konnte leider kein Wort Englisch und versuchte genervt, uns mit Händen und Füßen zu erklären wie das Ganze funktioniert. Nachtbusse haben nämlich keine normalen Sitze, sondern Liegen, die im Falle unseres Busses als Doppelstockbetten gestaltet und in drei Reihen angeordnet waren. Für Fab waren die Liegen leider viel zu klein und die Fahrt damit eher eine Qual. Und natürlich waren wir mal wieder die einzigen Ausländer im Bus. Aber okay, dachten wir uns, wir fahren ja in eine rießige Weltmetropole, da wird man sich ja mit irgendwem verständigen können. Aber – man ahnt es schon – es sollte natürlich wieder anders kommen.

Geplante Ankunftszeit war 5.00 Uhr, mit der obligatorischen Verspätung also eine gute Zeit, um fix zu frühstücken und sich dann gemütlich eine Bleibe zu suchen. Allerdings hielt der Bus schon kurz vor 2 Uhr auf einem großen Busparkplatz und der Busfahrer sagte nur „Saigon“. Keiner konnte uns erklären, wo genau wir waren und was eigentlich gerade vorging. Alle anderen Fahrgäste saßen schon längst in einem Minivan, bevor wir überhaupt darüber nachdenken konnten, was wir nun machen. Also sind wir einfach mit eingestiegen und ließen uns überraschen, wo wir landen würden. Dummerweise kamen wir ja aber gerade aus einem anderen Land und hatten überhaupt kein vietnamesisches Geld dabei, um den Minivan zu bezahlen. Glücklicherweise stellte sich mit der Zeit heraus, dass es sich bei dem Minivan um einen kostenlosen Shuttleservice vom Arsch der Welt bis dorthin handelte, wo der Hund begraben lag. Soll heißen, wir wurden vom Stadtrand aus etwas weiter in die Stadt hinein gefahren, aber obwohl es gerade mal 2 Uhr in einer Millionenmetropole war, haben wir kaum Menschen auf der Straße gesehen, alles war wie leer gefegt. Und mitten im Nirgendwo wurden wir dann wieder abgesetzt. Saigon ist übrigens bekannt dafür, keine sonderlich sichere Stadt zu sein. Nachts allein offensichtlich planlos mit dem gesamten Gepäck auf unbelebten Straßen zu stehen ist also irgendwie nicht so geil. Glücklicherweise hatten wir uns vorher noch informiert, wo die Backpackerstraße liegt und so suchten wir schnell einen Geldautomaten („Juhu, wir sind Multimillionäre!“) und ein Taxi. In der Backpackerstraße (Bui Vien) wurden wir mit unzähligen Neonschildern, lauter Musik und Massen an feiernden Menschen empfangen. Scheinbar hat sich ganz Saigon hier versammelt. Also schnell in die nächstbeste Unterkunft (so viel zum Übernachtungskosten Sparen) und ab ins Bett, denn inzwischen war es schon fast 4 Uhr.

Am nächsten Morgen sahen wir dann wieder das allzu vertraute Bild: Die Fußwege mit Mopeds und Straßenständen zugebaut, die Straßen voller wirrem Verkehr und Fußgängern. Nur dass hier alles um ein Vielfaches voller ist. Die Stadt quillt förmlich über durch all die Menschen, Autos und vor allem Mopeds. Saigon ist mit seinen 10 Mio. Einwohnern die größte Stadt Vietnams (das sind mehr Einwohner als in Berlin, München, Hamburg, Köln und Frankfurt zusammen!) und mit seinen 6 Mio. Mopeds (!) einfach nur verrückt. Eine Straße ohne fahrende Mopeds zu überqueren ist quasi ein Ding der Unmöglichkeit, da ständig von irgendwo nach überall Mopeds fahren, wobei natürlich auch rote Ampeln kaum eine Rolle spielen. Es ist einfach unvorstellbar, was in dieser Stadt los ist. An jeder Kreuzung stehen gefühlt 1.000 Mopeds und Fußgängerampeln gibt es so gut wie überhaupt nicht. Man muss einfach loslaufen, mitten auf die dicht befahrene Hauptstraße und jede noch so kleine Lücke nutzen. Die Unmengen an Mopedfahrern umfahren einen einfach, deswegen sollte man niemals nie nie nie den Fehler machen, auf der Straße stehen zu bleiben, auch wenn jemand noch so schnell auf einen zugefahren kommt. Wenn man mit gleichbleibender Geschwindigkeit läuft, können die Mopedfahrer einen einschätzen, aber nicht wenn man plötzlich vor Schreck stehen bleibt. Wer sich alleine nicht traut, hängt sich entweder an andere Passanten oder sucht sich einen der Touri-Lotsen, der verängstigten Touristen über die Straße hilft. Es ist einfach unfassbar!

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Im Stadtzentrum, dem Distrikt 1, lässt sich das Wichtigste zu Fuß erreichen, wenn man nicht von der ganz faulen Sorte ist. Empfehlenswert sind vor allem das Kriegsrestemuseum und der Wiedervereinigungspalast. Die Pagode des Jadekaisers sollte man sich schon alleine anschauen, um zwei Straßen weiter im Kimchi Kimchi essen gehen zu können, einem süßen koreanischen Restaurant, indem wir für insgesamt nicht mal 4 EUR grandioses Schnitzel und Sushi gegessen haben.

Jedenfalls haben wir erstaunlich viel Zeit im Kriegsrestemuseum verbracht und versucht, die Geschichte des Vietnamkriegs zu verstehen. Das Museum ist absolut überwältigend und jagt einem Schauer über den Rücken mit seinen nachgebauten Gefängniszellen und all den Informationen und originalen Fotos aus dem Krieg. Der Krieg hat hier wirklich die komplette Wirtschaft zerstört und einen Großteil der Bevölkerung ausgelöscht. Tatsächlich sind ganze zwei Drittel der heutigen Einwohner Vietnams erst nach dem Krieg geboren.

Lohnenswert ist auch ein Ausflug zum Mekong-Delta. Wir haben uns das Delta mit zwei einzelnen Tagestouren angeschaut. Obwohl beide sehr schön waren, haben wir uns doch geärgert, dass wir direkt nach Saigon gefahren sind. Wer in der Gegend unterwegs ist, sollte unbedingt nach Can Tho und zum Tra Su Wald nach Chau Doc fahren, denn das lässt sich von Saigon aus nicht machen.
Stattdessen sind wir am ersten Tag mit TNK Travel nach My Tho gefahren, dort mit dem Boot etwas über den Mekong und durch die Kanäle geschippert und haben uns eine kleine Bienenfarm und einen kleinen Familienbetrieb angeschaut, der Süßigkeiten aus Kokosnusssaft herstellt. Am zweiten Tag waren wir wieder mit TNK Travel unterwegs, dieses Mal in einer kleinen Gruppe von sieben Mann. Wir haben die schwimmenden Märkte von Cai Be und weitere kleine Familienbetriebe besucht, die wirklich alles Mögliche aus Reis und Kokospalmen herzustellen wissen (Süßigkeiten, Schnaps, Geschirr und sogar ganze Häuser). Anschließend sind wir mit Fahrrädern durch die Obstgärten gefahren und haben zusammen mit Einheimischen unser Mittagessen gekocht.

Und damit schicken wir erstmal liebe Grüße an das kalte Deutschland. Wir leiden mit euch, da wir hier die kältesten Tage seit 10 Jahren miterleben. Die armen Vietnamesen haben teilweise schon ihre dicken Winterjacken ausgegraben für die 16 °C am frühen Morgen.

– Fab & Tini

Top Saigon: Kimchi Kimchi (Koreanisches Restaurant bei der Pagode des Jadekaisers, 112 Dinh Tiên Hoàng), ABC Bakery (223 – 225 Pham Ngu Lao), Kriegsrestemuseum

Flop Saigon: Abzocke an Straßenständen