Ein neues frohes neues Jahr

In Vietnam hat der Frühling begonnen und alle Menschen sind offiziell ein Jahr älter geworden. Das neue Jahr wurde in der Neumondnacht vom 18. auf den 19. Februar mit einem Feuerwerk in der Altstadt Hanois eingeleitet. Tausende von Menschen versammelten sich dort um den Hoan Kiem See und feierten den Jahreswechsel, denn privates Feuerwerk ist in Vietnam verboten. Auch wir mischten uns unter die Menschenmenge und erwarteten ein riesen mega Spitzenfeuerwerk. Mal wieder vergeblich, denn wie auch schon in Bangkok war das so hoch angepriesene Feuerwerk mit seinen 15 Minuten von überraschend kurzer Dauer, sodass wir uns schon kurz nach Mitternacht mit dem ganzen Mob an Menschen wieder Richtung Hotel quetschten.

Nach all den Vorbereitungen und der unglaublichen Vorfreude der Vietnamesen hatten wir doch etwas mehr von dem Feuerwerk oder wenigstens etwas Rahmenprogramm erwartet, z.B. Drachentänze wie bei den Chinesen. Immerhin wurden wir dann in unserem Hotel freudig überrascht, wo uns die Angestellten, die scheinbar das kürzere Streichholz gezogen hatten, mit Freibier und traditionellem Neujahrsessen begrüßten. Dort saßen wir dann noch bis spät in die Nacht in einer geselligen Runde, in der jeder ein paar Geschichten zum Besten gab.

Am nächsten Morgen wurden wir nicht wie üblich durch das öffentliche Radio oder den Verkehrslärm geweckt, sondern konnten weitestgehend ausschlafen. Zu verdanken hatten wir das dem Umstand, dass rund die Hälfte aller Einwohner auf das Land gefahren ist, um die Neujahrstage bei der Familie zu verbringen. Dementsprechend hatte auch kaum ein Geschäft auf und von den Einheimischen war deutlich weniger zu sehen als zuvor. Das Tet-Fest bedeutet den Menschen hier unheimlich viel und das kann man als Ausländer sehr gut spüren. Die Freude über das Wiedersehen mit der Familie ist groß, alle sitzen beisammen zum Essen, Trinken, Lachen, Karten spielen oder einfach nur zum Fernsehen. Immer wieder sieht man die Leute vor ihren selbst errichteten Mini-Schreinen sitzen, die dazu dienen, mit den Ahnen Kontakt aufzunehmen und ihnen Geld, Essen und Geschenke zukommen zu lassen. Die Sachen werden einfach auf dem Schrein aufgebaut und die Leute glauben, dass die Ahnen das dann alles im Jenseits bekommen.

Wir wollten die etwas ruhigeren Tage und den vergleichsweise quasi nicht-existenten Verkehr nutzen, um die Sehenswürdigkeiten in Hanoi zu besuchen. Angefangen haben wir mit dem alten Hao Lo Gefängnis, in dem sich ein merklicher Kontrast zum Kriegsrestemuseum in Saigon auftat. In Saigon beschränkte man sich darauf, die Gräueltaten der Amerikaner während des Vietnamkrieges aufzuzeigen. Und auch im Hao Lo Gefängnis, welches während der französischen Herrschaft in Vietnam erbaut wurde, wurden die unmenschlichen Zustände während jener Zeit ziemlich deutlich gemacht. Aber dann kam der Teil, in dem gezeigt wurde, wie die Vietnamesen die amerikanischen Soldaten gefangen hielten. Die durften nämlich Volleyball spielen, beim Kochen helfen und zu Weihnachten einen Christbaum dekorieren. Schlechte Behandlung seitens der Vietnamesen gab es natürlich nicht. Ich weiß gar nicht, wie neutrale Medien auf die Idee kommen, dass die Vietnamesen die Amis lebendig begraben haben etc…

Nach dem Gefängnis verbrachten wir den Abend des Neujahrstages eher unfreiwillig mit der Besichtigung des Krankenhauses von Hanoi, da wir offensichtlich mal wieder Pech mit dem Essen hatten und Tini sich eine sehr unschöne Lebensmittelinfektion eingefangen hatte. Die nächsten Tage war dann natürlich Ruhe und Erholung angesagt. Immerhin hatten wir ziemlich großes Glück mit unserem Hotel (wir haben das Deluxe-Zimmer zum Preis vom Standard-Zimmer bekommen), sodass es sich in unserem Zimmer durchaus ganz gut aushalten ließ. Dazu noch HBO im Fernsehen, wo in Vorbereitung auf die Oscar-Verleihung den ganzen Tag gute Filme liefen. Von Hanoi haben wir dafür in der ganzen Woche so gut wie nichts gesehen…

Gestern stand dann unser Flug nach Bangkok an. Anfangs hatten wir noch etwas Sorge, da Tini natürlich noch nicht wieder richtig fit war, aber eigentlich haben wir uns darauf gefreut, Vietnam zu verlassen und etwas Neues zu entdecken. Den Flug haben wir glücklicherweise erstaunlich gut überstanden und nun sind wir wieder im feucht-heißen Thailand angekommen.

– Fab & Tini

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