Alle Beiträge von Tini & Fab

In 80 Tagen um die Welt…

… Zumindest kann man das, laut eines Romans, in dieser Zeit schaffen. Wir sind nun schon seit über 130 Tagen unterwegs und haben gerade einmal die halbe Umrundung geschafft. Das bedeutet aber auch, dass wir schon viel mehr erlebt haben, als in einem ganzen Roman niedergeschrieben steht. Und so geht es Tag für Tag auch immer weiter; jeder Tag bringt etwas Neues und lässt uns immer wieder staunen. Doch jeden Tag auf Achse zu sein kann einen ganz schön erschöpfen.

Wir wissen nun, dass ein Großteil der Reise hinter uns liegt und wir gerade mal noch drei Wochen in Neuseeland haben. Das mag für einen normalen Urlaub viel klingen, ist aber auf Reisen erstaunlich wenig. Obwohl wir nun schon die Südinsel Neuseelands hinter uns gelassen haben, haben wir dort noch lange nicht alles gesehen. Und je mehr wir uns bemühen, so viel wie möglich zu sehen, desto gestresster sind wir. Alles zieht nur noch an uns vorbei, wir sind ständig auf Achse, kommen nie zur Ruhe und verlassen die meisten Orte schon wieder, bevor wir überhaupt alles sehen konnten, was wir sehen wollten. In den letzten 3 1/2 Wochen sind wir mehr als 3.200 km gefahren, denn wir haben uns nun mal entschieden, in der kurzen Zeit so viel wie möglich zu schaffen.

Nach unserer Gletscherwanderung in Franz Josef sind wir weiter Richtung Norden gefahren, weiter auf der Straße durch den Regenwald, links von uns das Meer und rechts die Alpen. Damit die Fahrt nicht zu lange dauert, haben wir eine Nacht in Punakaiki eingeschoben, in einer fantastischen Unterkunft mitten im Dschungel. Nach unserer Ankunft haben wir noch eine kurze Wanderung gemacht, dann haben wir gekocht, gegessen, ein paar Runden Skat und Scrabble gespielt, dann sind wir ins Bett, nur um uns früh vom Wecker aus dem Schlaf reisen zu lassen, unsere Sachen zu packen und wieder ins Auto zu springen. Mit einem kurzen Zwischenstopp an den imposanten Pancake Rocks haben wir uns auf den Weg nach Nelson gemacht, sind einkaufen gegangen, haben gegessen und uns schlafen gelegt. Am nächsten Morgen haben wir schon wieder unsere Sachen gepackt und sind nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadt weiter zur Golden Bay gefahren. Wegen strömendem Regen konnten wir nicht viel machen und uns fehlte die Zeit, um noch einen Tag länger zu bleiben, also haben wir am nächsten Morgen schon wieder unsere Sachen gepackt, sind wieder ins Auto gestiegen und wieder weitergefahren. Auf dem Rückweg haben wir uns noch die klarsten Quellen der Welt angeschaut und einen recht abenteuerlichen Spaziergang zu einem Wasserfall gemacht, bevor wir uns in Motueka endlich mal wieder länger – drei Tage – einquartierten.

Da wir sowohl aus Zeitgründen, als auch wegen fehlender Ausrüstung und schlechtem Wetter den fünftägigen Great Walk entlang der Küste des Abel Tasman Nationalparks nicht machen konnten, wollten wenigstens einmal in diesen hinein schnuppern. So kam es, dass wir mit einem Wassertaxi bei strahlendem Sonnenschein die Küste hinauf düsten, wo wir am Anfang eines der schönsten Abschnitte des Weges abgesetzt und drei Stunden später am anderen Ende dieses Abschnittes wieder eingesammelt worden. Von dort aus brachte uns das Wassertaxi zu einer Bucht, die den Ausgangspunkt für eine dreistündige Kajaktour entlang der Küste darstellte. Als uns unser Guide das Kajak zeigte, konnten wir uns ein Lachen kaum verkneifen. Die Ausrüstung ist im Vergleich zu Vietnam und Thailand… naja… anders. In Südostasien hat man uns ein zerschrammtes Kajak gegeben und das war’s. Im Rahmen geführter Touren gab es allenfalls mal noch eine Rettungsweste, die aber eher den Zweck einer Sitzauflage erfüllte. Aber in Neuseeland gibt es hochmoderne Kajaks mit Gepäckfach, Lenkpedalen, sämtlichem Sicherheits-Schnick-Schnack und dazu bekamen wir sogar noch einen Neopren-Wetsuit in Form eines rockartigen Etwas, dessen Enden man über das Kajak zieht, damit auch ja kein Tropfen Wasser in das Kajak – oder noch schlimmer: an die Kleidung – gelangt.

In den nächsten Stunden konnten wir dann vom Wasser aus die atemberaubende Landschaft genießen und den Robben beim Entspannen auf den Felsen zuschauen. Doch nach den vielen stressigen Tagen schaffte uns die Tour enorm und so entschieden wir uns, endlich mal einen Tag Auszeit zu nehmen. Nachdem wir gemütlich ausgeschlafen hatten, kosteten wir die Sonne aus, um etwas durch den kleinen Ort zu spazieren und im hauseigenen Jacuzzi neue Kräfte zu tanken. Etwas gestärkt fuhren wir dann weiter zum abgeschiedenen Örtchen Anakiwa, das am Anfang des Queen Charlotte Sounds in der Marlborough Region im Nordosten der Südinsel liegt. Uns empfing strahlender Sonnenschein, den wir uns nur zu gerne am Wasserrand sitzend ins Gesicht scheinen ließen. Den Tag ließen wir gemütlich im Spa-Pool unserer Unterkunft und in der TV-Lounge ausklingen und so langsam fühlten wir uns wieder richtig gut. Als wir dann am darauffolgenden Tag eine kleine Wanderung entlang des Queen Charlotte Sounds machen und uns Kajaks leihen wollten, wurden wir mal wieder von strömendem Regen enttäuscht. Nach einem dreistündigen Marsch haben wir uns daher wieder in die TV-Lounge verkrochen und dort haben wir unseren letzten Abend auf der Südinsel verbracht.

– Fab & Tini

Eis im Regenwald

Nach mehr als vier Monaten auf Reisen gehören neue Erfahrungen und spannende Erlebnisse zum täglich Brot. Höchste Zeit, mal wieder etwas richtig Aufregendes zu tun und die eigenen Grenzen auf die Probe zu stellen. Warum also nicht einfach mal in einen Helikopter steigen, sich auf einen Gletscher fliegen lassen und bei einer kleinen Wanderung das Eis erkunden? Eine Chance, die wir so schnell wohl nicht wieder haben werden und direkt am Schopfe gepackt haben.

In den letzten Tagen haben wir mal wieder die Südalpen bewundert, dieses Mal jedoch genau auf der anderen Seite vom Mt. Cook. Dort haben wir uns in dem Städtchen Franz Josef niedergelassen, welches am Fuße des Franz-Josef-Gletschers liegt. Dieser Gletscher ist etwas ganz Besonderes, denn er befindet sich fast unmittelbar an der Küste. Bis vor einiger Zeit war er sogar so groß, dass er bis ins Meer reichte, aber wie die meisten Gletscher hat auch der Franz-Josef stark an Länge und Masse verloren. Da sich die Alpen so nahe an der Küste befinden, bleibt die gesamte warme, feuchte Luft aus Australien dort hängen und regnet sich aus. Und so entsteht das Phänomen, dass sich ein Gletscher direkt im Regenwald befindet. Das wird vor allem dadurch verstärkt, dass der Franz-Josef-Gletscher mit seinen gerade mal 400 m Höhe recht niedrig ist und die Gletscherzunge bis ins Tal hinunter geht. Will man den Gletscher vom Tal aus betrachten, läuft man zunächst ein paar Kilometer durch dichten Urwald, bis dieser sich schließlich lichtet und den Blick auf das Eis freigibt. Das ist jedoch nicht ganz ungefährlich, denn zum Einen können Eis- und Felsbrocken schnell abbrechen und ins Tal stürzen. Zum Anderen kann das Eis einen Damm für das Gletscherwasser bilden und wenn dieser bricht, ist das Tal innerhalb von Minuten geflutet. Überhaupt werden viele der Wege von kleinen Flüssen gekreuzt, ohne dass es jedoch Brücken gibt. Einen Spaziergang zum benachbarten Fox-Gletscher mussten wir deswegen leider kurz vorm Ziel abbrechen. Nachdem wir bereits einen Fluss heil und trocken überquert hatten, sind wir an eine für unseren Geschmack etwas zu starke Strömung gelangt. Letztendlich hat die Vernunft gesiegt und statt über die nassen Steine zu balancieren, haben wir doch lieber kehrt gemacht.

Wenn man die Gletscher aber so richtig aus der Nähe sehen möchte, bleibt einem nichts anderes übrig, als eine geführte Tour auf dem Eis zu buchen und genau das haben wir dann auch gemacht. Nachdem wir erklärt haben, dass wir das Risiko von Lawinen, Schluchten, Eis- und Steingeröll, Kälte und körperlicher Anstrengung kennen und im Schadensfalle auf eine Klage verzichten, wurden wir mit wasserdichter Überkleidung, dicken Socken, ordentlichem Schuhwerk und Crampons ausgerüstet und haben uns anschließend zum Heli-Landeplatz aufgemacht. Den fünfminütigen Flug haben wir trotz Höhenangst erstaunlich gut, ja sogar richtig mit Begeisterung hinter uns gebracht und dann ging es auch schon los. Über das Eis, unter das Eis und durch Schluchten, die so eng waren, dass wir uns selbst seitwärts noch angestrengt durchquetschen mussten, die Füße um 90 Grad nach links gedreht und den rechten Fuß stets hinter dem Linken herziehend, weil es nicht möglich war, einen Fuß vor den Anderen zu setzen.

Ice Explorer Tour mit den Franz Josef Glacier Guides
Ice Explorer Tour mit den Franz Josef Glacier Guides
Ice Explorer Tour mit den Franz Josef Glacier Guides
Ice Explorer Tour mit den Franz Josef Glacier Guides

Immer wieder ließ uns das Schallen von Steingeröll erstarren und wild umherblicken, aber glücklicherweise war es immer weit genug entfernt. Am Rande des Gletschers machten wir an einem brausenden Wasserfall Halt, in dem sich gerade ein Regenbogen gebildet hatte und hörten uns die Geschichten unseres Guides an. Nebenbei kosteten wir vom kalten, aber unglaublich frischen Wasser des Gletschers und bestaunten die ganze Zeit die Muster, die sich in dem Eis gebildet hatten, die Formationen der Eisbrocken und vor allem das faszinierende Blau. Die knapp drei Stunden auf dem Eis sind wie im Nichts vergangen und doch waren wir ganz froh, als wir schließlich wieder in den Heli geklettert und zurückgeflogen sind. Im Anschluss haben wir uns noch etwas Entspannung in den Hot Pools gegönnt, die am Rande der Stadt im Urwald gelegen sind („am Rande der Stadt“ ist leicht gesagt, denn es gibt nur zwei kurze Straßen).

– Tini

Der Weg ist doch nicht immer das Ziel

In Dunedin (Danäääidin gesprochen) haben wir uns gar nicht so lange aufgehalten. Die Stadt ist recht schön, vor allem wenn man sie im Dunkeln von einem Hügel aus betrachtet, denn kein Haus hat dort mehr als zwei Etagen und so überragen die Straßenlaternen jedes Gebäude und das Lichtermeer ist wunderschön anzusehen. Aber eigentlich sind wir nur hierher gekommen, um nochmal an der Küste nach Tieren Ausschau zu halten und unsere Essensvorräte etwas aufzustocken. Deswegen sind wir schon bald in das schöne Örtchen Wanaka weitergefahren, das zwischen Bergen direkt an einem See gelegen ist. Mal wieder hatten wir großes Glück mit unserer Unterkunft, von der aus wir eine grandiose Sicht auf diese Kulisse hatten. In der Umgebung gibt es zahlreiche tolle Wanderwege, die meisten für Mehrtageswanderungen. Für eine noch bessere Aussicht haben wir eine sechsstündige Wanderung auf einen ca. 1.600 m hohen Berg in Angriff genommen, die wirklich so gar keinen Spaß gemacht hat. Der Weg war so uneben, dass man bei jedem Schritt aufpassen musste, wo man seinen Fuß hinsetzt und ging so steil bergauf, dass ich bereits nach fünf Minuten hoffnungslos am Keuchen war. Das Laufen war zu anstrengend für mich, um mich nebenbei groß unterhalten zu können und die Vegetation am Berg war so öde, dass es eigentlich nichts zu sehen gab. Es war ein ätzender, langweiliger Marsch und obwohl wir der Spitze des Berges nach drei Stunden immer noch nicht wirklich nahe gekommen sind, haben wir doch durchgehalten. Zum Glück, denn oben hat sich jede Anstrengung ausgezahlt. Der Ausblick war wirklich jede Mühe wert (nochmal würde ich dort aber nicht hochgehen). Dank des schönen Wetters konnten wir meilenweit schauen und am Horizont sogar die schneebedeckten Berge der Alpen erkennen.

Mt. Roy, Wanaka
Mt. Roy, Wanaka

Ich kann nicht leugnen, dass ich es extrem unfair fand, als etwas weiter vorne auf dem Berg einfach so ganz gemütlich ein Helikopter gelandet ist, der ein paar Touristen abgeladen hat, die ohne jede Anstrengung den gleichen Anblick genießen konnten. Aber wenn ich bedenke, was diese Leute für den Flug mal eben für eine Summe hingelegt haben (darüber habe ich mich natürlich informiert), bin ich doch lieber gelaufen.

Als es uns dann mit der Zeit doch etwas zu kalt wurde, machten wir uns auf den Rückweg, in der Hoffnung bald wieder am Auto zu sein. Aber Fehlanzeige. Der Abstieg war genauso die Hölle wie der Aufstieg. Es war einfach viel zu steil um normal zu laufen und wir mussten jeden Schritt mühsam abbremsen. Ab und zu sind wir sogar gerannt, einfach weil es weniger anstrengend war, nicht ständig bremsen zu müssen. Mit schmerzenden Beinen, Blasen an den Füßen und absoluter Null-Bock-Stimmung sind wir zweieinhalb Stunden später endlich wieder unten angekommen. Eigentlich wollten wir noch ein paar Tage bleiben und weitere Wanderungen machen, aber dank Blasen und Muskelkater sind wir dann doch weitergefahren, dieses Mal Richtung Norden.

– Tini

Neuseeland erleben

Als wir gestern in Dunedin in der Küche des Campingplatzes saßen, auf dem wir einen kleinen Bungalow bezogen hatten, hörten wir einen Deutschen sagen: „Neuseeland gefällt mir leider gar nicht. Die Städte sind so klein und nicht so spannend, das ist so gar nicht mein Fall.“ Uns sind die Kinnladen heruntergeklappt. Sicher, Geschmäcker sind verschieden und was uns gefällt, muss anderen noch lange nicht zusagen. Aber hier ein Hinweis für alle, die darüber nachdenken, dieses Land zu bereisen: Neuseeland hat gerade mal 4,5 Mio. Einwohner. Hierher zu kommen, weil man auf spannende Großstädte steht, ist ziemlich lächerlich. Ich habe schon von vielen Leuten gehört und gelesen, die in Neuseeland waren, aber tatsächlich ist mir noch nie zu Ohren gekommen, dass irgendwem dieses Land nicht gefallen hätte. Es hat einfach für jeden so unglaublich viel zu bieten, da muss man noch nicht einmal Berge und Wandern mögen. Neuseeland ist das Paradies für Adrenalinjunkies. Ob Bungee-Jumping, Tandemsprünge, Wildwasser-Rafting, Bergsteigen, Gletscherwanderung, Heli-Skiing oder auch einfach nur den Wasserfall runter hüpfen – wer es gerne extrem mag, der wird hier auf jeden Fall glücklich. Aber auch wenn man es lieber ruhig angeht wird man fündig. Weingenießer können in einem der vielen Weinanbaugebiete an Touren und Verkostungen teilnehmen, es gibt heiße Quellen und Spa-Landschaften und unzählige schöne Strände, die zum Entspannen einladen. In den Buchten gibt es für jeden Surfer die richtigen Wellen und Tierliebhaber können mit etwas Glück sogar richtig seltene Tiere beobachten. An vielen Stellen rund um die Inseln kann man zum Beispiel seltene Meeresbewohner in ihrer freien Wildbahn erleben. Aus diesem Grund haben auch wir die schönen Berglandschaften für einige Tage verlassen und sind weiter bis zur Südspitze Neuseelands gefahren. Dort sind die Catlins mit wunderschönen Küstenlandschaften, Wasserfällen und vielen vielen Tieren.

Schon auf dem Weg dort hin sind wir bei einem Leuchtturm auf acht Seelöwen gestoßen, von denen einige über 2 m groß waren. Drei der größeren Seelöwen haben gerade unter lautem Gebrüll miteinander gerangelt, einer hat Möwen gejagt und ein Dritter hat sich für ein Nickerchen hoch in die Dünen gehievt. Wir hätten den Tieren ewig zuschauen können, wäre es nicht langsam dunkel geworden. Stattdessen sind wir zurück ins Auto gestiegen und zu der Unterkunft gefahren, die wir gebucht hatten.

Seelöwen
Seelöwen

Die folgende Geschichte von unserem Glück im Unglück möchte ich Euch natürlich nicht vorenthalten… Wir fuhren also zu unserer Unterkunft, einem kleinen Häuschen, das etwas abgeschieden direkt am Strand der schönen Porpoise Bucht lag. Dort angekommen mussten wir jedoch feststellen, dass die Dame, die eigentlich an der Rezeption hätte sitzen sollen, bereits Feierabend gemacht hat und trotz unserer Buchung alle Zimmer schon belegt waren. Die beiden super netten Familien, die sich in dem Haus einquartiert hatten, haben uns dann angeboten, die zwei Sofas in der Wohnküche zu beziehen, denn es schien hoffnungslos, in der näheren Umgebung noch einen Schlafplatz zu finden. Einen kurzen Moment lang haben wir diese Möglichkeit tatsächlich in Betracht gezogen, aber letztendlich haben wir dann doch erstmal die Dame des Hauses angerufen. Nach ein paar Telefonaten hatte sie uns glücklicherweise noch ein Zimmer in einer nahegelegenen, noch viel abgeschiedeneren Backpacker-Unterkunft besorgen können, die eine nette Familie auf ihrer Farm errichtet hatte. Dort konnten wir am Morgen den Männern im Stall dabei zuschauen, wie sie die Schafe geschoren haben und dann hat uns ein kleines Mädchen eine Box mit Futter in die Hand gedrückt, damit wir die Ziegen auf der Weide füttern konnten. Leider mussten wir die Farm nach der ersten Nacht schon wieder verlassen und in unser inzwischen frei gewordenes Zimmer umziehen.

Die nur wenige Schritte entfernte Porpoise Bucht soll vor allem bei Surfern, Seelöwen, Seebären und sogar Delfinen beliebt sein. Außer vereinzelten Surfern haben wir von alledem aber leider lange Zeit nichts sehen können. Erst als wir kurz vor der Dämmerung bei einem verzweifelten letzten Spaziergang den Strand entlang liefen, konnten wir in einigen hundert Metern Entfernung drei Delfine aus dem Wasser springen sehen. Allerdings sind die Hector Delfine, die dort leben, die kleinsten Delfine der Welt – viel zu sehen ist aus der Ferne also nicht. Bei Sonnenuntergang versuchten wir dann unser Glück in der benachbarten Curio Bay, wo eine der seltensten Pinguinarten der Welt nistet. Die Gelbaugenpinguine kommen abends aus dem Meer zurück, um in ihre Nester zurückzukehren. Scheinbar waren wir dafür schon etwas zu spät dran, aber immerhin konnten wir zwei der Pinguine im Gebüsch entdecken und ein Nachzügler kam noch im Dunkeln aus dem Wasser gewatschelt.

Gelbaugenpinguine an der Curio Bay
Gelbaugenpinguine an der Curio Bay

Auf dem Weg Richtung Dunedin haben wir noch einige Spaziergänge durch die Wälder der Catlins eingelegt, in denen schöne Wasserfälle zu finden sind. Highlight waren die Niagara Falls gleich am Anfang, die ein Spaßvogel nach den – Überraschung! – Niagara Falls benannt hat.

Niagara Falls in den Catlins (ja, das auf dem Bild ist schon der Wasserfall)
Niagara Falls in den Catlins (ja, das auf dem Bild ist schon der Wasserfall)

Unser letzter Stopp auf den Catlins war ein weiterer Leuchtturm, vor dem mehrere Felsen aus dem Meer ragten und bei dem wiederum viele Tiere zu finden sein sollten. Bei heftigen Windböen und Regen fiel uns die Suche anfangs schwer und fast hätten wir schon aufgegeben, als wir in weiter Ferne auf einem der vorgelagerten Felsen eine Robbe sahen, die gerade aus dem Wasser robbte. Und kaum hatten wir diese eine Robbe erkannt, wurde uns plötzlich klar, dass sich auf den Felsen Dutzende von Robben tümmelten, die wir bis dahin völlig übersehen hatten. Auf einem der Felsen hatte sich ein großes Loch mit Wasser gefüllt und das Geplätscher darin kam nicht – wie wir erst vermutet hatten – vom Regen, sondern von mehreren Robben, die gemütlich plantschten. Sehr beliebt war auch eine kleine geflutete Höhle am Fuß dieses Felsens. Erst als wir unser neues Zoomobjektiv als Fernglasersatz missbrauchten, konnten wir erkennen, dass sich in der Höhle mehrere Schatten direkt unter der Wasseroberfläche bewegten. Es ist einfach unglaublich faszinierend, diese niedlichen, verspielten kleinen Tierchen außerhalb von Zoogehegen in ihrer freien Natur zu erleben. Da fällt es einem richtig schwer, sich wieder loszureißen und einfach weiterzugehen. Aber die Dämmerung setzte wieder ein, die Sicht wurde schlechter, der Wind unangenehmer und am Nachbarstrand gab es wieder Pinguine, die wir noch sehen wollten.

– Tini

Der Weg ist das Ziel

Als wir vor zehn Tagen in Christchurch angekommen sind, hat sich für uns so einiges gegenüber unserer bisherigen Reise geändert. Zum Einen ist Neuseeland viel teurer als Asien. Statt einem gemütlichen, privaten Zimmer haben wir jetzt nur noch Zimmerchen mit nichts mehr als einem Doppelstockbett und mit Gemeinschaftsbad. Und statt drei Mal täglich essen gehen heißt es jetzt Selbstversorgung und Kochen in der Hostelküche. Zum Anderen sind wir nicht in Neuseeland, um uns Städte und Sehenswürdigkeiten anzuschauen, sondern um die Natur zu genießen. Für uns stand von vornherein fest, dass wir hier völlig frei und flexibel sein wollten. Wir wollten nicht an Busfahrpläne und festgelegte Routen gebunden sein, sondern die Möglichkeit haben, kleine Abstecher zu machen oder einfach mal am Straßenrand zu halten, um die traumhafte Landschaft zu bewundern. Deswegen haben wir uns ein Auto gemietet, mit dem wir jetzt sechs Wochen das Land unsicher machen können. Eine weitere Veränderung ist das Wetter, das für uns jetzt eine viel größere Rolle spielt. Wenn man durch Städte schlendert, sind Kälte und Regen zwar nicht schön, aber man kann sich damit arrangieren. Beim Wandern ist das aber anders. In Neuseeland gibt es nur Sommer und Winter und da wir uns hier auf der anderen Erdhalbkugel befinden, beginnt gerade der Winter und das Wetter ist absolut unberechenbar. Das wussten wir natürlich schon vorher, aber hätten wir unsere Reise mit Neuseeland begonnen, wären wir in Südostasien im Monsun gelandet und so schien uns der Winter hier das geringere Übel.

Nachdem wir in Christchurch gelandet sind, wollten wir uns nicht sofort auf den Weg in die Wildnis machen, sondern der Stadt erstmal einen Besuch abstatten. An das Autofahren mussten wir uns hier ja schließlich auch erst gewöhnen, denn obwohl wir uns in Thailand, Malaysia, Japan und Australien schon mit dem Linksverkehr vertraut gemacht haben, ist es ja doch ein Unterschied selbst am Steuer zu sitzen. Christchurch selbst hat jedoch nur wenig zu bieten und das Wichtigste hat man schnell gesehen. Im Jahr 2011 gab es hier ein verheerendes Erdbeben und noch heute liegt der Großteil des Stadtzentrums in Trümmern. Die Wohnviertel sind inzwischen wieder schick, aber in der Innenstadt gibt es im Wesentlichen nicht viel mehr als eingestürzte Gebäude, Baustellen und jede Menge Gänsehaut-Feeling. Inmitten des ganzes Chaos findet man die Re:Start Container-Mall – ein Dutzend Schiffscontainer, die in Läden und Cafés verwandelt worden. Vom Zentrum aus sind wir weiter in den botanischen Garten geschlendert und als wir nachmittags immer noch genügend Zeit hatten, haben wir die Freiheit des eigenen Fahrzeugs genutzt und sind an den Strand gefahren, wo wir bei der untergehenden Sonne Surfer beobachten konnten.

Von Christchurch aus wollten wir eigentlich zum Lake Tekapo fahren, ein türkisblauer Gletschersee, der sich in der Mitte der Südinsel vor den Südalpen erstreckt. Aber mit der Freiheit des Autos steht uns alles offen und je nach Lust und Wetter ändern sich unsere Pläne teilweise täglich. Letztendlich haben wir uns entschieden, an dem See nur einen Zwischenstopp zu machen und sind dann weiter zum Mount Cook gefahren, den höchsten Berg Neuseelands. Vor dem Berg erstreckt sich ein langes Tal, in dem ein kleines Dorf mit 200 Einwohnern liegt. Neben den Häusern der Einwohner findet man nichts außer ein paar kleinen Hotels und Hostels – selbst der nächstgelegene Supermarkt ist ganze 70 km entfernt. Was für ein idyllischer Ort! Es schien das perfekte Plätzchen zu sein, um die Alpen zu bestaunen – vorausgesetzt das Wetter stimmt. Aber als wir früh zum Gletschersee am Fuß des Mt. Cook wandern wollten, hingen die Wolken leider bis ins Dorf und es hat ununterbrochen geregnet. Nach einigem Zögern haben wir uns dennoch entschieden, den vierstündigen Fußmarsch in Angriff zu nehmen und zur Not einfach wieder umzukehren. Auf dem Weg durch das Tal konnten wir nur vermuten, wie sich um uns herum die Berge erheben, denn außer einer dicken Wolkenwand haben wir nichts, aber auch gar nichts von den Bergen gesehen. Trotzdem war die Strecke schön zu laufen und unsere Kleidung hat dem Wetter glücklicherweise einigermaßen Stand gehalten. Der Gletschersee war ohne den dazugehörigen Gletscher nicht weiter spannend und so haben wir uns nach einer kurzen Pause auch gleich wieder auf den Rückweg gemacht. Dort sind dann ab und zu die Wolken mal kurz ein kleines Stückchen aufgerissen und plötzlich tauchten aus dem Nichts direkt neben uns gigantische schneebedeckte Berge und dicke Eisschichten auf. Da bleibt einem kaum etwas anderes übrig als stehen zu bleiben und voller Ehrfurcht so lange zu staunen, bis die Wolken nur wenige Augenblicke später wieder alles verdecken.

Gletschersee im Hooker Valley mit vielleicht 20 von 3.724 Metern Mt. Cook
Gletschersee im Hooker Valley mit vielleicht 20 von 3.724 Metern Mt. Cook

Die Region um den Lake Tekapo und Mt. Cook Village bildet außerdem das größte International Dark Sky Reserve der Welt, denn der Nachthimmel wird kaum von künstlichem Licht beeinflusst. Bei wolkenlosem Himmel findet man hier den schönsten Sternenhimmel überhaupt. Wir hatten zwei Nächte, um unser Glück zu versuchen und in der zweiten Nacht hat sich der Himmel tatsächlich etwas aufgeklart. Und so kam es, dass wir mitten in der eiskalten Nacht auf der dunklen Straße standen und fasziniert in den Himmel starrten, bis unsere Nacken schmerzten.

Als uns am nächsten Morgen die Sonne anlachte, konnten wir einfach nicht anders, als den gleichen Wanderweg vom Vortag noch einmal zu laufen in der Hoffnung, diesmal den Ausblick auf die Berge genießen zu können. Obwohl an dem Tag schönes Wetter war, hatten sich aber trotzdem noch einige Wolken im Tal verfangen und die Aussicht damit stark eingeschränkt. Den Mt. Cook konnten wir somit leider nicht sehen, dafür aber Teile von anderen großen Bergen.

Mittags haben wir uns dann wieder ins Auto gesetzt und sind nach Te Anau gefahren, wobei wir wieder an einigen Seen- und Berglandschaften gehalten haben. Te Anau ist eine Stadt direkt am Fjordland im Süden und Ausgangspunkt für zahlreiche Ausflüge und Wanderungen. Im Fjordland befindet sich unter anderem der berühmte Milford Sound, der sich 15 km von der Tasmanischen See ins Landesinnere zieht und von bis zu 1700 m hohen Felswänden gesäumt wird. Die Felsen sind von Regenwald bedeckt, denn der Milford Sound gehört zu den regenreichsten Gebieten der Erde. Bei gut 270 Regentagen im Jahr ist es fast unmöglich, den Fjord bei Sonnenschein zu sehen, aber dafür gibt es hunderte von kleinen Wasserfällen und wenn doch einmal Sonne durchdringt, dann bildet sich im Fjord ein Regenbogen.

Von Te Anau führt eine 120 km lange Straße durch das Fjordland zum Milford Sound, die umgeben ist von atemberaubender Landschaft. Bei schönem Wetter kann man hier viele Stopps einlegen und wandern gehen. Den Milford Sound selbst kann man jedoch nur per Bootstour erkunden, was wir uns natürlich nicht haben nehmen lassen. Und so sind wir 6.30 Uhr in der Dunkelheit bei starkem Nebel (oder waren es Wolken?) losgefahren und haben uns die vielen Zwischenstopps für den Nachmittag aufgehoben. Am Milford Sound stiegen wir dann in unser Tourboot und fuhren eine Stunde bei erfreulich guter Sicht durch den Fjord zur Tasmanischen See, wobei wir aus dem Staunen gar nicht herausgekommen sind. Aber kaum hat das Boot gewendet, änderte sich das Wetter schlagartig. Es zogen Windböen auf, der Fjord füllte sich mit Wolken und irgendwann setzte sogar der Regen ein. Trotzdem haben wir uns den Spaß nicht nehmen lassen, sind als Einzige auf dem Deck geblieben und selbst als das Boot bis auf wenige Meter an einen großen Wasserfall herangefahren ist, sind wir standhaft geblieben und haben uns das Wasser ins Gesicht wehen lassen.

Milford Sound
Milford Sound

Neben dem Milford Sound hat auch der Milford Track Berühmtheit erlangt. Der Milford Track ist einer der sogenannten Great Walks. Das sind Wanderwege für mehrtägige Touren, die durch die schönsten Landschaften Neuseelands führen, die mit dem Auto nicht erreichbar sind. Der Milford Track zum Beispiel führt vom Lake Te Anau durch das Fjordland zum Milford Sound und soll der schönste Wanderweg der Welt sein. Für die Great Walks braucht man 3-5 Tage und unterwegs schläft man in Hütten oder im Zelt. Die gesamte Ausrüstung (Kleidung, Verpflegung, Zelt usw.) trägt man selbst. Die Great Walks erfreuen sich großer Beliebtheit, aber man muss sich vorher anmelden, da nur so viele Wanderer zugelassen sind wie es auch Schlafplätze gibt. In der Regel sind alle Plätze ein halbes Jahr vorher restlos ausgebucht und genau das ist auch der Grund, warum wir den Milford Track leider nicht machen konnten, obwohl wir eigentlich gerne gewollt hätten. Im Fjordland gibt es aber noch zwei weitere der insgesamt neun Great Walks und bei beiden kann man ein paar Kilometer als Tagesmarsch wandern. Also sind wir wenigstens ein paar Stunden auf dem Kepler Track durch dichten Regenwald zu einem schönen, ruhigen See gelaufen.

All das führt uns zum Titel dieses Beitrags: Der Weg ist das Ziel. Oftmals erreichen wir hier unser eigentliches Ziel überhaupt nicht oder – wie im Fall Mt. Cook – es ist nicht zu sehen. Aber der Weg dorthin entschädigt alles. Das trifft auch genau auf unsere Autofahrten zu. Wir nehmen nicht immer den direkten Weg von A nach B, sondern fahren teilweise Dutzende von Kilometern Umweg, einfach weil die längere Strecke nicht geradewegs durch Städte führt, sondern durch die atemberaubende Landschaft. So braucht man schnell mal einen ganzen Tag für 300-400 km, aber dafür konnte man unterwegs sooo viel staunen. Die Seen sind gewaltig und doch oft spiegelglatt, im Hintergrund erstrecken sich die Bergketten und überall gibt es Felder mit unzähligen Schafherden. Und dabei ist der Ausdruck „Herde“ hier weit untertrieben, denn es ist einfach unfassbar, wie viele Schafe es hier gibt. Laut Zählungen sollen es um die 33 Mio. sein, was so viel bedeutet wie dass auf jeden Einwohner Neuseelands sieben Schafe kommen. Da bleibt einem nichts anderes zu sagen als ein kräftiges „Määäähhh“ – oder „Baaaaa“, wie die Schafe hier machen.

Baaaaa!
Baaaaa!

– Tini & Fab

8 Tage, 4 Länder

Von Japan aus sollte es nach Neuseeland gehen. Da ein Direktflug aber teurer war als Einzelflüge, haben wir die Strecke in mehrere Teile aufgeteilt. So ging es von Osaka (Japan) zurück nach Kuala Lumpur (Malaysia), von dort nach Melbourne (Australien) und als letztes weiter nach Christchurch (Neuseeland) und das alles in acht Tagen. Aber immer der Reihe nach…

Nach dem hochmodernen Japan mit seinen zuvorkommenden, freundlichen Menschen war Malaysia doch eine Umstellung. Es ist schon überraschend, wie schnell man sich an Dinge wie saubere Straßen gewöhnen kann. In Kuala Lumpur wollten wir nichts weiter als ein paar kleinere Besorgungen machen, von denen wir im Endeffekt kaum welche geschafft haben. Dafür hatten wir jeden Tag mindestens einen kräftigen Regenschauer, gemischt mit starken Gewittern. Zum Glück dauern diese immer nur kurz an, so etwa eine halbe bis ganze Stunde.

Nach zwei Tagen ging es auch schon weiter nach Australien, genauer gesagt Melbourne. Der Kontrast zu Kuala Lumpur war wieder ziemlich stark, da Land und Leute wieder ganz anders sind. Wir entdeckten in schönen spätherbstlichen Sonnentagen das Stadtzentrum und die unmittelbare Umgebung. Die Promenaden laden zu Spaziergängen ein, bei denen man die Skyline des Zentrums bestaunen kann. Auch ansonsten bietet Melbourne alles, was man von einer westlichen Großstadt erwarten kann: Viele Leute, die in ihrer Mittagspause joggen, Cafés in Hülle und Fülle, schicke Bistros für das Mittagsmahl und viele Parks zum Entspannen. Wir haben es genossen, mit einem Kaffee in der Hand an den unzähligen Restaurants und Bistros vorbeizulaufen und einige der Köstlichkeiten zu probieren. Endlich konnten wir wieder Dinge essen, die wir von zu Hause eher gewöhnt sind, statt dem typischen asiatischen Essen. Das hat man nach den Monaten dann doch etwas über. Interessant war auch unser Hotel, bei dem es sich um ein altes Gefängnis handelte. Aus den alten Zellen wurden Zimmer gezaubert, die außer dem Grundriss nicht mehr viel mit dem gemein haben, was sie einmal waren. Es war sehr bequem, geräumig und ruhig. Dennoch war es komisch, das Zimmer zu verlassen und den typischen Zellentrakt eines Gefängnisses vor sich zu haben.

Da unser Flug von Melbourne nach Christchurch in der Nacht ging, haben wir den letzten Tag ruhig verbracht. Dabei spazierten wir in einen der Parks, legten uns auf die Wiese und ließen bei geschlossenen Augen die Zeit in der Sonne verstreichen. Wir wussten, dass wir es gebrauchen konnten bevor wir nach Neuseeland flogen. Dennoch mussten wir in Neuseeland erst einmal einen Tag ordentlich durchschlafen, da es doch auf das Gemüht drückt, in so kurzer Zeit vom Frühling durch das Tropenklima in den Spätherbst zu reisen. Nicht zu vergessen, dass jedes Land eine andere Zeitzone besitzt.

Nun sind wir gespannt auf die kommenden Tage und genießen schon jetzt die Freiheit eines eigenen Fahrzeugs und der Möglichkeit, endlich wieder in richtigen Supermärkten einkaufen zu gehen, von denen es in Südostasien kaum welche gibt.

– Fab

Das kulturelle Zentrum Japans

Als es vor der Reise darum ging, sich etwas über potentielle Zielländer zu belesen, war ich für Japan zuständig. Beim stundenlangen, ermüdenden Durchwälzen des Reiseführers bin ich auf zahlreiche interessante und sehr reizvolle Orte und Gegenden gestoßen, die ich nur zu gerne alle auf die To-Do-Liste gesetzt hätte. Besonders das kalte Hokkaido im Norden und die Vulkanlandschaften im Süden Japans haben ihre Finger nach mir ausgestreckt, aber eine Stadt wollte ich ganz besonders gerne sehen. Eine Stadt in Japan, die jeder Tourist sehen möchte. Eine Stadt, die vollkommen überlaufen ist – und das nicht ohne Grund. Die Kulturhauptstadt Japans, das absolute Non-Plus-Ultra: Kyoto. Eine Stadt voller Tempel, Schreine und wunderschönen alten Gassen. Frauen wie Männer in Kimonos, soweit das Auge reicht, Kirschbäume an so gut wie jeder Straße und gemütliche Parks mit Teehäusern, in denen man traditionelle Teezeremonien verfolgen kann. Und trotzdem ist mit diesen alten Traditionen die Moderne so elegant vereint, dass man kaum den Übergang erkennen kann. Kyoto hat einen der modernsten Bahnhöfe der Welt, neben der alten Burg und dem Kaiserpalast findet man Shoppingmalls, riesige Spielecenter und noch so einiges mehr. Eins war klar: wenn wir schon zur Kirschblüte in Japan sind, dann müssen wir während der vollen Blütezeit genau dort hin. Aber genau das haben sich viele Andere auch gedacht. Es war eine scheinbar hoffnungslose Angelegenheit…

Um trotzdem irgendetwas von Kyoto zu sehen, quartierten wir uns für eine Woche im ca. 150 km entfernten Nagoya ein und besorgten uns für jene Woche noch in Kuala Lumpur den Japan Rail Pass. Japan ist bekannt für seine Shinkansen-Züge, die zu den Schnellsten der Welt gehören. In wenigen Stunden kann man mit ihnen Großteile des Landes durchqueren und dabei auch noch unglaublichen Komfort genießen. Mit dem Japan Rail Pass kann man je nach Wunsch und finanziellen Möglichkeiten eine, zwei oder drei Wochen lang unbegrenzt so weit und so viel man möchte mit den staatlichen Zügen fahren, sowohl mit den normalen lokalen Zügen als auch mit den meisten Shinkansen. Ausgeschlossen sind lediglich die zwei schnellsten Shinkansen, die mit ca. 300-340 km/h durch das Land brausen und nur in den Metropolen halten. Aber selbst der Hikari, mit dem wir größtenteils unterwegs waren, ist mit gut 270 km/h unterwegs und so konnten wir die 150 km von Nagoya nach Kyoto in 37 Minuten zurücklegen und bequeme Tagestrips dorthin machen. Den Japan Rail Pass gibt es aber ausschließlich für ausländische Touristen und deswegen kann man ihn innerhalb Japans überhaupt nicht erwerben, sondern nur bei lizensierten Reiseagenturen im Ausland, wie eben glücklicherweise auch in Kuala Lumpur.

Und so kam es, dass wir uns doch noch vier Tage lang Kyoto anschauen konnten. Eigentlich war es gar nicht geplant so oft dorthin zu fahren, aber an zwei Tagen hat es leider so stark geregnet, dass wir unseren Ausflug bis auf die Haut durchnässt abbrechen mussten. Nachdem uns bereits an den Tagen zuvor Regen in die Quere gekommen war, waren wir glücklicherweise so geistesgegenwärtig, gleich den ersten Tag in Kyoto, an dem es richtig schön sonnig und angenehm warm war, für einen ausgiebigen Spaziergang im Osten der Stadt zu nutzen, wo all die traditionellen Schönheiten aufeinandertreffen. Von kleinen versteckten Schreinen über große Tempel, die würdevoll auf Bergen thronen und über die ganze Stadt blicken bis hin zu Parks und alten Gassen mit wunderschönen japanischen Holzhäusern findet man dort alles, sofern man nicht vor einem ordentlichen Fußmarsch zurückschreckt.

Kyoto vom Kiyomizu-dera
Kyoto vom Kiyomizu-dera

Aber wenn alle Hotels der Stadt ausgebucht sind, sind eben leider auch Unmengen an Menschen unterwegs, die genau die gleichen Ziele haben wie man selbst auch. Und leider zerstört das ganz schön die Atmosphäre, sei es nun wegen dem Gedränge, der ganzen Selfie-statt-Genießen-Mentalität oder weil die Menschen einfach so unfassbar respektlos sind, dass sie noch nicht einmal davor zurückschrecken, sich am Tempelbrunnen mit dem heiligen Wasser ihre Trinkflaschen aufzufüllen. Doch während die meisten Touristen mit dem Bus von der einen Reiseführer-Empfehlung zur nächsten fahren, sind wir hauptsächlich zu Fuß unterwegs und dadurch entdecken wir so manche Ecke, die nicht weniger schön, aber dafür menschenleer ist.

Kyotos historischer Distrikt Higashiyama hat wunderschöne alte Gassen
Kyotos historischer Distrikt Higashiyama hat wunderschöne alte Gassen

Richtig schön ist auch der Nordwesten Kyotos, rund um Arashiyama. Dort befindet sich ein Wald aus Bambusbäumen, durch den ein schöner Pfad führt. Außerdem befindet sich auf einem kleinen Berg ein Park mit einer schönen Aussicht auf das angrenzende Tal, das von einem Fluss durchzogen wird. Wenn man den Berg auf der anderen Seite hinunterläuft, kommt man an eine Stelle des Flusses, wo Dutzende von Ruderbooten unterwegs sind. Die umliegenden Berge sind allesamt dicht mit Mischwald bewachsen und selbst diese sind gespickt mit zahlreichen Kirschbäumen.

Bambuswald in Arashiyama, Kyoto
Bambuswald in Arashiyama, Kyoto

Glücklicherweise ist unser Plan genau aufgegangen; als wir in Kyoto ankamen, standen die Kirschbäume in voller Blüte. Hunderte von Menschen haben in den Parks unter den Kirschbäumen ihr Picknick genossen, viele Hochzeitspaare waren für Fotoshootings unterwegs und ständig musste man anhalten um zu staunen.

Kirschblüte in Kyoto
Kirschblüte in Kyoto
Hanami (das Kirschblütenfest) im Maruyama Park, Kyoto
Hanami (das Kirschblütenfest) im Maruyama Park, Kyoto

An den übrigen Tagen in Kyoto haben wir uns noch weitere Tempel, die Burg und den Kaiserpalast angeschaut. Abends konnten wir auf dem Rückweg im Shinkansen die Füße entspannen und die vorbeirauschende Landschaft bewundern. Die Zuglinie führt vorbei an vielen kleinen Ortschaften und verschlafenen Nestern, hinter denen sich Berglandschaften erheben. An den schönen Tagen konnte man bei kilometerweiter Sicht teilweise noch den Schnee auf den Kuppen erkennen und an den verregneten Tagen hingen die Wolken so tief, dass sie sich in die vielen Täler verirrten und einen faszinierenden Anblick boten.

Der Fushimi-Inari-Schrein in Kyoto ist bekannt für seine Wege, die aus tausenden von roten Torii (so nennt man die Eingangstore von Shinto-Schreinen) bestehen, die bis zur Spitze des Berges hinaufführen und allesamt gespendet worden
Der Fushimi-Inari-Schrein in Kyoto ist bekannt für seine Wege, die aus tausenden von roten Torii (so nennt man die Eingangstore von Shinto-Schreinen) bestehen, die bis zur Spitze des Berges hinaufführen und allesamt gespendet worden.

Mit unserem Japan Rail Pass konnten wir außerdem noch einen Tagesausflug mit einer etwas größeren Entfernung in Angriff nehmen. Etwa 90 Minuten dauerte die Fahrt von Nagoya ins gut 300 km entfernte Himeji, das dafür bekannt ist, die größte und schönste Burg Japans zu haben. Das Burggelände ist riesig und beherbergt mehrere hundert Kirschbäume, die auch hier in ihrer vollen Blüte standen. Die Burg selbst steht auf einem Hügel und so zieht sich das ganze Gelände über mehrere Ebenen, von denen aus man das Meer von weißen und rosa Blüten bewundern kann. In die Burg kann man auch hineingehen, aber viel zu sehen gibt es dort nicht. In den japanischen Burgen gibt es keine Möbel und die gab es auch nie wirklich. Das Statussymbol waren hier vielmehr die Wandmalereien, was auch der Grund dafür ist, dass man an den meisten Wänden Abbilder von Tigern und Bambus findet. Bambus ist gewinnbringend und Tiger sind majestätisch, aber zugleich furchteinflößend. Die Burg von Himeji erstreckt sich jedoch über mehrere Etagen, in denen es kaum abgetrennte Zimmer und dementsprechend auch keine bemalten Wände gibt (an den Außenwänden sind ja Fenster). Außerdem quetschen sich auch hier massenweise Menschen durch die Räume, sodass man gar keine Zeit zum Schauen hat, sondern ständig weitergeschoben wird. Da gibt es durchaus schönere Burgen. Von außen jedenfalls glaube ich gerne, dass die Burg von Himeji die Schönste ist.

Burg Himeji
Burg Himeji

Von Nagoya selbst haben wir letzten Endes leider gar nicht viel gesehen, obwohl die Stadt durchaus so Einiges zu bieten hat. Aber Burgen und Parks und Tempel und Schreine und sogar Kirschbäume haben wir in den letzten Wochen ja genug gesehen und so war es auch nicht schlimm, dass wir uns auf den Weg zum nächsten Hotel in einem kleinen Nest nahe dem Flughafen von Osaka gemacht haben, von dem aus unser Flug zurück nach Kuala Lumpur gehen sollte. Eigentlich wollten wir das Hotel als Ausgangspunkt für einen Ausflug nach Osaka nutzen, aber dummerweise stellte sich heraus, dass es so weit ab vom Schuss liegt, dass wir uns Osaka doch lieber für ein anderes Mal aufgehoben haben. Stattdessen begnügten wir uns damit, zum nahegelegenen Stausee zu spazieren und einmal am Tag mit dem kleinen Dorfbus (ein 10-Sitzer, in dem wir meist die einzigen Fahrgäste waren) zum 5 km entfernten Supermarkt zu fahren und uns von den Einwohnern anstarren zu lassen, die auf ihren Straßen wahrscheinlich noch nie Ausländer gesehen haben. Den Rest der Zeit verbrachten wir im Hotel. Aber auch das war nicht weiter schlimm, denn das Hotel versprach Spiel, Spaß und Spannung. Mit Whirlpool, Karaokeanlage, großem Flatscreen und einer Wii auf dem Zimmer ist es – so dachten wir jedenfalls – das ideale Hotel, um nach einigen anstrengenden Wochen mal zwei Tage zu entspannen. Es sollte sich jedoch herausstellen, dass es sich hierbei um eine Art Hotel handelt, die noch viel mehr Spaß bietet als wir erwartet hatten…

– Tini

Shizuoka

Auf den ersten Blick scheint der Ort nicht viel zu bieten, auf den zweiten Blick nicht sehr viel mehr. Beim Schlendern durch das Stadtzentrum sind wir gleich auf die erste und einzige Sehenswürdigkeit gestoßen, eine alte Burg. Leider ist von dieser nicht mehr viel übrig geblieben, außer einigen restaurierten Überresten der Außenmauern. Allerdings wird sie immer noch von einem breiten Wassergraben umringt, in dem sich die Kois und einzelne Schildkröten tummeln. Im Inneren findet man heute viel freie Fläche, einen japanischen Garten, Kirschbäume und Veranstaltungsplätze. Unter den vielen Kirschbäumen, die inzwischen immer mehr blühten, tummelten sich immer mehr Leute zum Picknicken, sodass man langsam kaum noch einen Platz unter den Bäumen finden konnte. Wir hatten aber auch gar nicht vor dort zu verweilen, weil wir wussten, dass wir irgendwo auf dem Gelände einen Blick auf den Fuji haben müssten. Und nach einem kurzen Abstecher durch den wunderschön angelegten japanischen Garten erblickten wir durch die Baumspitzen am östlichen Rand den Vulkan. Also sind wir schnell hingelaufen um ihn zu bestaunen. Und wahrlich, der Anblick ist überwältigend! Der Vulkan überragt mit seiner schneeweißen Kuppe einfach Alles. Scheint die Sonne, dann reflektiert der Schnee auf der Spitze das Licht so stark, dass man die Konturen der Spitze problemlos aus großer Ferne sehen kann, auch wenn man den Sockel nicht erkennt.

Nachdem wir mehrere Wochen im warmen Südostasien verbracht haben, waren in Japan nicht nur die Temperaturen eine Umgewöhnung für uns, sondern auch die Tatsache, dass es hier nicht immer nur Sonnenscheinwetter gibt. Als am zweiten Tag Regen unsere Pläne durchkreuzte, verbrachten wir einen Ruhetag in Shizuoka und schauten uns dabei das vielfältige Essensangebot an. So gibt es viele Läden, die allerlei Süßigkeiten anbieten, von traditionellen Keksen über süßes französisches Gebäck bis hin zu interessant gefüllten Windbeuteln. Natürlich aßen wir nicht nur Süßes, sondern meistens richtige Mahlzeiten. In einem kleinen Laden die Straße bei uns runter gab es Ramen, was eine Form von Nudelsuppe ist. Wie so oft hier in Japan geht man dort an einen Automaten neben dem Eingang, wirft Geld ein, drückt auf die Taste für sein gewünschtes Gericht und erhält anschließend eine Essensmarke, die man dem Kellner gibt. Dieser fragt noch wie weich oder hart und wie scharf die Nudeln sein sollen. Vom Tresen aus kann man dann gut zuschauen wie die Nudeln zubereitet werden, bis einem die dampfende Schüssel hingestellt wird. Die Variationen sind dabei überraschend vielfältig, aber allesamt extrem lecker! Wir haben hier bisher noch nicht eine Mahlzeit gefunden, die nicht gut schmeckte. Für uns ist dieses Land von der Küche her das Beste der bisher Bereisten. Ich schreibe bewusst von den bisher bereisten Ländern, denn insgesamt war das beste Essen bisher das Südkoreanische. Dadurch hat es Südkorea auf unsere Must-Do-Liste geschafft.

Am letzten Tag in Shizuoka haben wir dann das schöne Wetter genutzt, um zu einem bekannten und beliebten Aussichtspunkt nahe der Stadt zu fahren. Der Ausblick auf den Fuji, das Meer, die angrenzenden Buchten und die Städte ist überragend. Hier bestaunten wir nicht nur den Fuji, sondern auch wie die Japaner ihr Land bebauen. Schon auf unseren bisherigen Zugfahrten wunderten wir uns, wieso wir nie freie Landschaft sahen. Es reiht sich eine Stadt an die Nächste, ohne Unterbrechung, sondern lediglich durch die angrenzenden Berge akribisch begrenzt. Die Berge selbst sind, von einzelnen Tempeln und Schreinen abgesehen, weitestgehend unberührt. So wie auch bei unserem Aussichtspunkt. Von diesem stiegen wir in eine Seilbahn und fuhren 5 Minuten zur nächsten Hügelkuppe mit Tempel. Dieser wäre zwar auch über 1194 Stufen zu erklimmen gewesen, aber die sind wir nach der Tempelbesichtigung lieber nur hinab gelaufen.

Ausblick von Nihondaira
Ausblick von Nihondaira

– Fab

Warten auf Sakura

Bei all der Vorfreude und den Erwartungen, die wir an Japan hatten, konnten wir ja eigentlich nur enttäuscht werden. Wir hatten schon befürchtet, dass unsere Vorstellungen von diesem Land vielleicht etwas zu träumerisch und perfekt waren. Aber Japan hat es tatsächlich geschafft, unsere Erwartungen zu übertreffen. Das Land ist vielfältig und hochmodern (wo findet man schon automatisch vorgewärmte Toilettensitze?), der Lebensstandard extrem hoch und die Menschen so unfassbar freundlich, dass man am liebsten sofort Japanisch lernen möchte, um die Freundlichkeit zu erwidern. Das ist das Komische in Japan; obwohl wir ja nun offensichtlich Ausländer sind, versuchen die ganzen Japaner, sich in ihrer Sprache mit uns zu unterhalten. Selbst wenn sie Englisch verstehen, wird immer nur auf Japanisch geantwortet. Aber immer super freundlich. Uns tut es immer richtig leid, dass wir kein Wort verstehen. Erstaunlicherweise ist Englisch hier generell deutlich weniger verbreitet als in Südostasien, was uns das Reisen natürlich ungeheuer erschwert. Während man zum Beispiel in Südostasien fast überall englische Speisekarten findet, muss man hier entweder vollkommen blind oder nach Bildchen sein Essen bestellen. Trotzdem hätten wir am liebsten sofort all unsere gebuchten Flüge gecancelt und weitere zwei Monate für dieses Land eingeplant. Aber auf Neuseeland wollen wir ja genauso wenig verzichten und deswegen müssen wir uns hier mit drei Wochen zufrieden geben. Leider scheint die Uhr hier viel schneller zu laufen als an den Orten, an denen wir bisher waren. Wir haben das Gefühl, gerade erst angekommen zu sein und doch ist die erste Woche schon wieder vorbei.

Die ersten zwei Tage haben wir in Tokyo verbracht. Nur zwei Tage in dieser Stadt zu verbringen grenzt schon fast an Blasphemie, aber es war eben einfach alles in unserem Budgetbereich ausgebucht. Also haben wir versucht, das Beste aus der kurzen Zeit zu machen und haben uns zwei Tage lang die Füße wund gelaufen. Es ist schwer sich zu entscheiden, welche Viertel man sich anschaut, denn jedes der Viertel im Zentrum hat seinen eigenen Charme und irgendetwas Besonderes zu bieten. Angefangen haben wir mit Chiyoda, dem historischen Zentrum von Tokyo, in dem der Kaiserpalast und die Regierungsgebäude zu finden sind. Obwohl die Gärten des Kaiserpalasts sonntags eigentlich zugänglich sein sollten, waren sie an diesem Tag leider aus irgendeinem Grund geschlossen. Stattdessen sind wir dann durch hübsche Parks und die Nobel-Einkaufsmeile Ginza spaziert. Dort befindet sich auch das Sony Building mit mehreren Vorführungsräumen, in denen man die neuesten Sony-Produkte ausgiebig testen kann. Natürlich konnte ich es nicht lassen, eine der schicken Spiegelreflexkameras in die Hand zu nehmen und an der eigens zum Testen aufgebauten Miniaturlandschaft auszuprobieren. Zum Glück waren die Sofas vor den riesen Fernsehern und den Spielekonsolen alle besetzt, sonst hätten wir definitiv noch mehr Zeit verloren… Als sich der Tag dann langsam dem Ende neigte, machten wir uns auf zu unserem letzten Ziel, dem Tokyo Tower. Wir haben uns zwar nicht getraut, zur Aussichtsplattform hochzufahren, aber auch von unten ist der Tokyo Tower durchaus ziemlich beeindruckend.

Tokyo Tower

Den zweiten Tag in Tokyo haben wir dann im Ueno-Park und dem Tempelviertel Asakusa verbracht. Abends konnten wir es uns nicht nehmen lassen, durch das Manga- und Animeviertel Akihabara mit seinen unzähligen Läden zu schlendern. Viel gesehen haben wir von Tokyo noch lange nicht, aber das ist nicht schlimm. Wir kommen wieder, so viel steht fest.

Senso-ji (buddhistischer Tempel) in Asakusa, Tokyo
Senso-ji (buddhistischer Tempel) in Asakusa, Tokyo
Tokyo
Tokyo

Dieses Mal sind wir ja in erster Linie auch aus einem ganz bestimmten Grund nach Japan gekommen: der Sakura. Sakura ist die japanische Kirschblüte, eines der wichtigsten Symbole der japanischen Kultur. Nun könnte man sich fragen, was daran so besonders ist, denn Kirschbäume haben wir in Deutschland ja auch. Aber in Japan gibt es nicht mal hier, mal da einen Kirschbaum im Garten. Jedes Dorf hat seine Kirschbäume und jede Stadt hat mindestens einen Park oder eine Straße mit hunderten von Kirschbäumen. Zwischen Ende März und Anfang Mai wandert die Kirschblüte einmal von Süden nach Norden durch das ganze Land und lässt jeden Ort ca. eine Woche lang in rosa Blüten erstrahlen. Wenn es soweit ist, wird in den jeweiligen Orten Hanami, das Kirschblüten-Fest gefeiert. Tausende von Menschen versammeln sich in den Parks, picknicken unter den Bäumen und feiern die Kirschblüte und den Frühlingsbeginn. Inzwischen rückt die Kirschblüte immer näher, die ersten Knospen haben sich schon geöffnet und wenn man durch die Straßen und Parks spaziert, wird einem so langsam das Ausmaß der Sakura bewusst. Wir haben aufgehört zu zählen, wie oft am Tag wir sagen „In fünf Tagen sieht es hier bestimmt absolut atemberaubend aus“.

Kirschbäume im Ueno-Park, Tokyo
Kirschbäume im Ueno-Park, Tokyo

Letztendlich ist es also schon fast egal, wo in Japan man sich zur Kirschblüte befindet und so haben wir uns vorerst von Tokyo verabschiedet und sind nach Yokohama gefahren, der zweitgrößten Stadt Japans, die direkt neben Tokyo liegt. Yokohama selbst ist eine hübsche Stadt, die aber recht wenige Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Am besten lässt sich die Stadt gemütlich am Hafen genießen, wo man vom Osanbashi Pier eine tolle Aussicht auf die Stadt und das Hafengebiet hat. Richtig Glück hatten wir am ersten Abend, als wir auf dem Pier standen und nach fünf Minuten auf die Skyline starren plötzlich den gut 100 km entfernten Fuji entdeckten. Wir waren genau zur richtigen Zeit da, um zu sehen, wie hinter dem Fuji die Sonne unterging und er dadurch als Silhouette sichtbar war. Als wir vormittags noch einmal zum Pier gegangen sind, um den Vulkan im Hellen zu sehen, konnten wir nur noch anhand des Fotos vom Abend erkennen, wo er ungefähr zu sehen sein müsste. Wir haben kurz gerätselt, ob der helle Fleck am Himmel eine Wolke oder die Schneekuppe ist, dann haben wir aufgegeben.

Yokohama mit dem Fuji im Hintergrund
Yokohama mit dem Fuji im Hintergrund

Vom Pier aus ist es nicht weit zur zweitgrößten Chinatown der Welt und zum Baseball Stadion der BayStars. Baseball ist – abgesehen vom Kampfsport – der Volkssport Nr. 1 in Japan und wenn man die Chance hat, sollte man sich eigentlich auch mal ein Spiel anschauen. Da unser Hotel direkt neben dem Stadion lag, hätte sich das natürlich auch angeboten, aber das nächste Spiel war leider genau am Tag unserer Abreise aus Yokohama und eine Verlängerung des Aufenthalts war nicht möglich, denn – man ahnt es schon – das Hotel war ausgebucht. Inzwischen wissen wir auch warum und dass es ohnehin hoffnungslos gewesen wäre, Tickets für das Spiel zu bekommen, denn gespielt haben die Yokohama BayStars gegen die Tokyo Giants, scheinbar DAS Ereignis überhaupt.

Ansonsten findet man in Yokohama noch einen recht schönen japanischen Garten, den Sankei-en Garden. Japanische Gärten gefallen uns richtig gut, nicht nur weil sie schön aussehen und viel Ruhe bieten, sondern auch weil es dort oftmals Schildkröten und gigantische Riesen-Kois gibt. Und wenn ich riesig sag, dann meine ich auch riesig. Wir haben Dinger gesehen, die waren bestimmt einen Meter groß! Und Hand hoch: Wer wusste, dass Kois bis zu 60 Jahre alt werden können?

Von Yokohama aus haben wir noch einen Tagesausflug in die Tempelstadt Kamakura gemacht. Es ist wirklich unglaublich, wie viele Tempel und Schreine es dort gibt. Wir wollten mit den Kleinsten anfangen und uns dann im Laufe des Tages zu den richtig Großen vorarbeiten, von denen alleine es schon gute zehn Stück über die 170.000 Einwohner-Stadt verteilt gibt. Geschafft haben wir nur einen kleinen Bruchteil. Wer nicht nur die ganzen Hauptattraktionen abfahren will, der sollte dort also auf jeden Fall mehr als einen Tag einplanen. Aber auch wenn wir die großen Tempel letztendlich gar nicht gesehen haben, konnten wir doch einige sehr eindrucksvolle (und menschenleere) Tempel sehen. Im Stadtzentrum gibt es neben den Tempeln außerdem eine große Allee mit Kirschbäumen, die natürlich gerade jetzt besonders sehenswert ist. Leider wird sie gerade gebaut und scheinbar wurden dafür sämtliche Kirschbäume entfernt.

Inzwischen sind wir im weniger spannenden Shizuoka angekommen, wo wir auf den Höhepunkt der Sakura warten.

Bis dahin,
Sayonara

– Tini

Malaysia

Auf unserem Weg zum Flughafen von Kuala Lumpur konnten wir uns leider nur eine Woche Zeit nehmen, um uns Malaysia anzuschauen. Ob das gut oder schade ist, da sind wir uns selbst noch nicht ganz sicher, denn Malaysia ist schon ein merkwürdiges Land. In Vietnam hat uns ein Paar erzählt, dass sich Malaysia zum Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2020 westlichen Standard zu erreichen. Und wenn man sich die Länder Südostasiens so anschaut, ist das schon eine Ansage. Doch während die Einen von der Modernität des Landes schwärmten, erzählten uns Andere von der großen Armut, die man überall sieht. Klingt irgendwie merkwürdig. Wir waren also gespannt.

Als wir mit dem Minivan die Grenze von Thailand nach Malaysia überquerten, bot sich uns sofort ein völlig anderes Bild. Neue Straßen, neue Schienen und Highways, auf die selbst wir Deutschen neidisch sein können. Links und rechts ganze Ortschaften mit hochmodernen und superschicken Neubauten und zwischendrin immer wieder Urwald und riesige Palmenwälder. Da fragt man sich doch, wo ein armes südostasiatisches Land so viel Geld für eine solche Entwicklung hernimmt. Natürlich konnten wir diese Frage nicht unbeantwortet lassen. Leider sind wir auf eine erschreckende Antwort gestoßen. Malaysia hat einfach einen der ältesten Urwälder der Welt abgeholzt und das Holz dann teuer exportiert. Die Überreste wurden verbrannt, um den Boden fruchtbar zu machen und anschließend wurde das ganze Land mit Palmen bepflanzt, aus denen Palmöl gewonnen und ebenfalls exportiert wird. Palmöl ist jedoch äußerst ungesund und steht generell nicht gerade in bestem Ruf. Aber nicht nur, dass Malaysia damit kostbare Ressourcen und das Ökosystem des ganzen Landes zerstört hat – vielmehr bleiben bei einer so rapiden Entwicklung viele viele Menschen auf der Strecke, vor allem wenn die gesamte Kultur eines Landes auf den Kopf gestellt wird. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer und während die Einen an der ganzen Entwicklung teilhaben, verlieren die Anderen den Boden unter den Füßen.

Wenn man einmal vom Highway und seinen Vorzeigebauten weg kommt, kann man den Wandel deutlich spüren. Erlebt haben wir das in Georgetown auf der Insel Penang. Penang ist mit dem Festland durch eine Brücke verbunden, die mit ihren 13,5 km zu einer der längsten Brücken der Welt zählt. Während man die Brücke überquert und nach Georgetown fährt, bewundert man noch völlig fasziniert das Straßensystem, die Wolkenkratzer und die riesigen Einkaufszentren – natürlich alles neu und super modern. Aber sobald man ins alte Stadtzentrum gelangt, steht man plötzlich in einer völlig anderen Welt. Kleine alte, dreckige Häuser in dreckigen Gassen voller Menschen, die am Aufschwung nicht teilhaben konnten oder wollten. Überall verfolgt einen der widerliche Geruch der offenen Abwasserkanäle und man hat das Gefühl, von Elend umzingelt zu sein. Und genau dort war auch unsere teure und absolut schäbige Unterkunft. Drei Nächte hatten wir dort im Voraus gebucht und als wir ankamen wussten wir nicht, wie wir diese Zeit überhaupt überstehen sollten. Letztendlich haben wir die meiste Zeit in einem der großen Einkaufszentren verbracht, wo wir übrigens auch eine neue Form der Freizeitaktivität entdeckt haben: den Escape Room. Grob gesagt wird man dort in einen dunklen Raum gesperrt und hat dann 45 Minuten Zeit, um den Schlüssel für die Tür zu finden. Es gibt verschiedene Räume mit verschiedenen Themen und Schwierigkeitsstufen. Wir zum Beispiel haben uns dafür entschieden, Meisterdiebe zu sein (oder es zumindest zu versuchen). Mit Taschenlampen ausgerüstet mussten wir durch einen Raum mit mehreren Lichtschranken gelangen und verschiedene Rätsel lösen, die uns Zahlenkombinationen für die Schlösser verrieten, die wir knacken mussten, um irgendwann zum Schlüssel zu gelangen. Obwohl wir uns wirklich gut geschlagen haben, sind wir doch gescheitert. Aber der Spaßfaktor ist wirklich groß und es wird nicht unser letzter Versuch gewesen sein (das Spiel kommt ursprünglich aus Japan und wird uns hier hoffentlich nochmal begegnen).

Ein Teil des alten Stadtzentrums von Georgetown ist heute UNESCO-Weltkulturerbe. Deswegen haben wir uns dann am letzten Abend doch noch durchgerungen, durch die Innenstadt zu schlendern und die schönen Ecken zu suchen. Und wir sind fündig geworden. Jemand hat sich die Mühe gemacht, eine der alten verdreckten Straßen aufzuräumen, die Abwasserkanäle zuzubetonieren, die Häuser zu restaurieren und herauszuputzen und plötzlich sah alles richtig schön gemütlich und schick aus. Mehr davon würde die Stadt in einem wunderschönen Glanz erstrahlen lassen. So wie es jetzt ist, konnte uns das Welterbe aber trotzdem nicht mehr von der Stadt überzeugen.

UNESCO-Welterbe in Georgetown, Penang
UNESCO-Welterbe in Georgetown, Penang

Nach drei Tagen ging es dann mit ziemlich großer Skepsis weiter nach Kuala Lumpur, da für weitere Zwischenstopps keine Zeit mehr war. Aber Kuala Lumpur hat uns nicht enttäuscht. Diese Stadt ist der Wahnsinn. Natürlich haben wir in der kurzen Zeit dort (ebenfalls drei Nächte) nicht annähernd alles sehen können und natürlich gibt es auch dort noch schäbige Viertel. Aber wir sind wirklich viel durch die Stadt gelaufen und wir hatten den Eindruck, als hätte diese Stadt den westlichen Standard schon längst übertroffen. Wohin man auch schaut, man kommt aus dem Staunen kaum raus. Überall gibt es gigantische Wolkenkratzer und wunderschöne Parkanlagen. Zum Bummeln und Shoppen findet man wieder riesige Shopping Malls oder aber man schlendert durch das mit Läden und Ständen vollgestopfte Chinatown, wo man wirklich alles kaufen kann. Atemberaubend sind auch die berühmten Petronas Twin Towers, vor allem wenn man sich direkt vor ihnen den Hals verrenkt um bis nach oben zu schauen und nachts, wenn ihr grelles Leuchten in der ganzen Stadt kaum zu übersehen ist.

Petronas Twin Towers, Kuala Lumpur
Petronas Twin Towers, Kuala Lumpur

Vor den Twin Towers erstreckt sich ein Park mit einem richtig schönen, ebenfalls gigantischen (und kostenlosen!) Spielplatz- und Badeparadies, das für jedes Kind ein Traum sein muss.

Kuala Lumpur City Center Park
Kuala Lumpur City Center Park

Was uns auch unglaublich fasziniert hat, waren die Malaysianer selbst. Nicht nur, dass erstaunlich viele von ihnen richtig gut Englisch sprechen, sie sind auch unglaublich freundlich und hilfsbereit. Wenn man ratlos auf die Stadtkarte schaut, kommt gleich jemand und bietet Hilfe an. Als ich im Restaurant meine Sonnenbrille vergessen habe, ist uns die Kellnerin bis in die nächste Etage im Einkaufscenter hinterher gerannt, um sie mir wieder zu bringen. Und als die Verkäuferin im japanischen Reisebüro festgestellt hat, dass sie bei unseren Zugtickets einen Fehler gemacht hat, hat sie solange bei uns angerufen, bis wir 23 Uhr endlich mal rangegangen sind, nur um sicher zu gehen, dass wir dann in Japan nicht dumm aus der Röhre gucken.

Nach Penang wird es uns so schnell sicher nicht mehr verschlagen, aber Kuala Lumpur hat uns wirklich richtig gut gefallen und es gibt noch so viel zu entdecken. Zum Glück haben wir nach Japan nochmal zwei Tage Aufenthalt dort, aber reichen werden die mit Sicherheit nicht.

– Tini