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Angkor Wat

Aus unserer dreitägigen Angkor-Tour ist nun leider nur eine zweitägige geworden, da unser Guesthouse für die nächsten Tage ausgebucht war und wir noch gestern unser Zimmer räumen mussten. Eine andere Unterkunft wollten wir uns nicht erst noch suchen, also sind wir in die Hauptstadt Kambodschas weitergefahren, Phnom Penh. Eigentlich schade, weil es uns in Siem Reap richtig gut gefallen hat und wir problemlos noch 2-3 Tage dort hätten verbringen können. Die Menschen sind so unglaublich freundlich und obwohl es noch dreckiger ist als in Bangkok, ist die Stadt ganz schön. Vor allem hat uns auch unser Guesthouse, die Blossoming Romduol Lodge, sehr gut gefallen. Mit ihrem kleinen Teich und einer schönen Lodge im Vorgarten war es dort richtig gemütlich und das Essen war sehr lecker. In unserem Zimmer hat sich zwar erstmal ein Haufen Mini-Ameisen in meinem Gepäck versammelt, aber nachdem wir meine Sachen sorgfältig von den Ameisen befreit und evakuiert haben, sind sie alle wieder verschwunden. Halb so wild, es gibt schlimmere Tiere. Kakerlaken zu Beispiel, oder Spinnen.

Okay, nun also zu Angkor Wat. Wir haben uns die rießige Tempelstadt in zwei wirklich anstrengenden Tagen angeschaut. Am ersten Tag sind wir mit einem Tuk-Tuk die kleine Angkor-Runde gefahren, welche die größten und wichtigsten Tempel abdeckt. Für die Fahrt muss man zusätzlich zum Eintritt ca. 10-15 USD einplanen, je nach Verhandlungsgeschick. Mit unserem Fahrer hatten wir wirklich Glück; er konnte gut Englisch, war jung und äußert nett. Während wir im ersten Tempel waren, hat er die Zeit genutzt, um ein paar Worte Deutsch zu lernen und uns dann strahlend mit „Guten Tag“, „Wie geht es dir?“ und „Danke“ zu begrüßen. Damit hat er sich ein gutes Trinkgeld verdient.

Die Tempelanlage selbst ist natürlich der Wahnsinn. Beim Haupttempel (Angkor Wat) und bei Angkor Thom hätte es eigentlich Sinn gemacht, einen Guide zu nehmen, aber die Zeit war knapp und der Eintritt teuer genug. Im Nachhinein leider etwas ärgerlich, aber hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer. Zur Runde gehörte neben mehreren „kleinen“ Tempeln auch noch der beeindruckende Ta Prohm, der berühmte Tomb Raider / Indiana Jones Tempel, bei dem sich die Natur ihr Stück Erde wieder zurückerobert und den gesamten Tempel mit ihren Baumwurzeln zerstört hat. Für die kleine Runde haben wir gute 6-7 Stunden gebraucht, was ja an sich schon anstrengend ist. Aber das Klima und die steilen Treppen mit ihren unglaublich hohen Stufen in den Tempeln sollte man dabei keinesfalls unterschätzen.

Angkor Wat
Angkor Wat

Am zweiten Tag sind wir die große Angkor-Runde mit geliehenen Fahrrädern gefahren. Eigentlich war das eher eine Radtour mit gelegentlichen Tempelstopps. Die großen Tempel hatten wir ja schon gesehen, also haben wir nur noch bei den kleinen abgelegenen Tempeln Halt gemacht. Anfangs war es schon etwas beängstigend, durch das Verkehrchaos in Siem Reaps Zentrum zu radeln. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es dort überhaupt so etwas wie Verkehrsregeln gibt. Alle Spuren werden für alle Richtungen genutzt, selbst in der Einbahnstaße kommen einem Fahrzeuge entgegen. An Kreuzungen scheint niemand so wirklich die Vorfahrt zu haben, man fährt einfach und irgendwie regelt sich das schon. Aber das Faszinierende ist: es funktioniert und zwar richtig gut! Und warum? Weil einfach jeder aufpasst und Rücksicht auf die Anderen nimmt. Keiner ist so egoistisch wie die deutschen Verkehrsteilnehmer, keiner beharrt auf seiner Vorfahrt, keiner drängelt. Es gibt keine bösen Gesten, sondern es wird einfach anstandslos Platz gemacht. In unserem letzten Blogeintrag haben wir noch geschrieben, wie unser Busfahrer alle anderen zur Seite gehupt hat, aber heute wissen wir: das Hupen ist hier keine böse Geste, sondern heißt ganz einfach „Vorsicht, nicht nach links fahren, ich überhole dich“, denn so etwas wie Schulterblick kennen die hier nicht.

Nachdem wir also die ersten großen Kreuzungen überquert hatten, waren die Ängste im kambodschanischen Straßenverkehr überwunden und die Radtour konnte beginnen. Der größte Teil der Strecke führt durch schattige Wälder und lässt sich richtig schön fahren. Zwischen Angkor Wat und Angkor Thom haben wir unseren ersten längeren Stopp eingelegt, denn dort gibt es Affen am Straßenrand. Freilebend natürlich, Angkor ist ja kein Zoo. Aber es gibt eben nicht nur schöne Tiere dort. Als wir am ersten Tag mit dem Tuk-Tuk unterwegs waren, riss unser Fahrer plötzlich einen Fuß hoch. Zuerst dachte ich, dass er seinen Schuh verloren hat, aber nein, es ist eine Schlange aus dem Baum gefallen und direkt vor uns auf der Straße gelandet…

Angkor Thom (Angkor Wat)
Angkor Thom (Angkor Wat)

Insgesamt sind wir mit dem Fahrrad fast 50 km gefahren, wobei die Entfernung zwischen unserer Unterkunft und dem ersten Tempel nicht einmal 7 km betrug. Da merkt man erst, wie gigantisch die Tempelanlage von Angkor ist! Zum Glück gibt es dort überall Stände mit kühlen Getränken und frischem Obst, an denen man sich zwischendurch erfrischen kann. Da konnte natürlich auch ich nicht widerstehen. No risk no fun dachte ich mir und dann haben wir meine Fruktoseintoleranz mal so richtig auf die Probe gestellt. Erst haben wir eine Kokosnuss ausgeschlürft, dann haben wir uns eine ganze Ananas und eine Mango geteilt. Und siehe da, es waren keine Schmerztabletten notwendig, ich habe alles bestens überstanden!

Quelle: Google Maps

Gestern hätten wir uns eigentlich noch gern die Roluos Tempel vor Angkor angeschaut, aber stattdessen saßen wir mal wieder 8 Stunden im Bus und haben über die vorbeiziehende Landschaft gestaunt. Und nun werden wir sehen, was Phnom Penh zu bieten hat.

– Tini

Eine Busfahrt, die ist lustig, eine Busfahrt, die ist schön…

… so soll es zumindest sein.

Nachdem wir gestern früh in Bangkok ausgecheckt haben, ging es 9.00 Uhr mit dem Bus Richtung Grenzübergang Aranyaprathet-Poipet. Dieser Grenzübergang ist berühmt berüchtigt für seine Betrügerein. In allen Reiseführern und Foren wird vor klapprigen Bussen dorthin, falschen Visaverkäufern, kostenlosen Transfers und vielen anderen Betrugsmaschen gewarnt. Das wollten wir umgehen, also haben wir uns schon vorher e-Visa besorgt und Plätze in einem staatlichen „First Class Bus“ gebucht. Natürlich heißt First Class dort nicht das Gleiche wie bei uns in Deutschland, sondern einfach nur, dass der Bus nicht ganz so beängstigend ist und eine Klimaanlage hat. Trotzdem waren wir doch etwas beunruhigt, als wir feststellten, dass der Bus keine Sicherheitsgurte hatte (wir hatten Plätze in der ersten Reihe gebucht, im Falle eines Unfalls also nicht direkt die beste Position), der Tacho trotz der rasanten Fahrmanöver unseres Fahrers konstant „0“ anzeigte und wir uns schon in Bangkok verfuhren.

Richtig schlecht getroffen hatte es aber ein armer Kerl, der mit seiner Freundin erst kurz vor Abfahrt hinzugestoßen ist und keine Plätze gebucht hatte. Der Bus war nämlich schon voll. Nicht, dass das ein Grund wäre, ihn nicht mitzunehmen – aber während seine Freundin noch den Beifahrersitz ergattern konnte, musste er die gesamte 8-stündige Fahrt auf einem viel zu kleinen Plastikkinderhocker zwischen Fahrer und Beifahrer verbringen.

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An der Grenze angekommen, hieß es aussteigen und Stempel holen. Leichter gesagt als getan, weil die Anweisungen des kleinen Kambodschaners im Bus keiner verstanden hat. Zuerst den Ausreisestempel von Thailand, 25 Minuten Warteschlange, danach Einreiseformular und auf dieses dann den Einreisestempel, wieder 65 Minuten Warteschlange. Bis unser Reisebus damit durch war, sind erst einmal zweieinhalb Stunden vergangen.

In Kambodscha selbst bot sich dann ein neues Bild: Eine Haupstraße und ansonsten fast nichts. Rechts und links gab es kaum etwas anderes als die endlose Weite von quadratisch angelegten Feldern und Bewässerungsanlagen. Ganz am Rande des Horizonts konnte man Baumketten ausmachen. Ortschaften, durch die wir ab und an fuhren, waren nur entlang der Hauptstraße gebaut, Seitenstraßen und Kreuzungen gab es nicht. Generell gilt das Recht des Stärkeren, dass sich unser Busfahrer mit viel Gehupe und Aufblenden verschaffte. So wurden Fahrradfahrer, Kleintraktoren, Mopedfahrer und sogar Kleinwagen zur Seite gehupt um schneller voran zu kommen oder zwischen den Spuren einfach noch eine Überholspur eröffnet. Da kann es durchaus sehr eng werden!

Gegen 19 Uhr erreichten wir Siem Reap. Wieder Szenenwechsel. Während es auf dem Land nur wenige feste Gebäude gab, bietet die Stadt Siem Reap einen fast schon luxuriöseren Anblick. So fuhren wir kilometerlang einen Boulevard entlang, auf beiden Seiten mit Hotels und Restaurants gesäumt, die sich gegenseitig mit Prunk und Glamour zu übertreffen versuchten. Überall blinkten Lichterketten und Neonschilder, die Straßen waren überfüllt mit Menschen und kaum ein Meter am Straßenrand war ohne Taxi oder Tuk-Tuk.

Nach dem Check-In sind wir noch etwas durch die naheliegende Pubstreet geschlendert und haben uns etwas zu Essen gesucht. Und heute verbringen wir noch einen gemütlichen Tag in der Gartenlounge unseres Hostels und den Straßen Siem Reaps, bevor wir morgen mit einer 3-tägigen Tour durch eines der größten Weltkulturerben, von vielen auch als 8. Weltwunder bezeichnet, beginnen: Angkor Wat.

– Fab & Tini