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Etappe 13: Kalopani – Tatopani (1.230 m), 8 h, 23.5 km

Unsere nächste Etappe war mal wieder recht lang, weswegen wir am Morgen zeitig aufbrechen wollten. Wir hatten für 7 Uhr unser Frühstück vorbestellt, eher durften wir leider nicht. Doch als wir früh in die Dining Hall kamen, war außer uns niemand da. Die Lichter waren noch aus, die Küche menschenleer. Gegen 7.15 Uhr kam der Besitzer der Lodge verschlafen herein getrottet und machte uns erstmal einen Tee. Von den Mädels aus der Küche fehlte jede Spur. Auf unsere Frage hin, ob denn bald jemand kommen würde, ernteten wir nur ein spöttisches Grinsen. Die Deutschen und ihre Pünktlichkeit… Wir überlegten gerade, auf unser Frühstück zu verzichten und einfach erstmal loszulaufen, da kam endlich eines der Küchenmädels. Zunächst machte sie wenige Anstalten, sich um das Frühstück zu kümmern und machte erstmal anderen Kram, aber dann ging es mit dem Essen doch noch relativ schnell voran. Es war inzwischen 8 Uhr, als wir dann langsam loskamen, was uns eigentlich schon zu spät war. Wir verließen den Ort auf der Jeep-Piste, konnten aber schon bald einige Abkürzungen durch den Wald nehmen. Wirklich empfehlenswert waren diese Abkürzungen aber auch nur bedingt, da sie sich im Gegensatz zur Piste nicht den Berg hinunter schlängelten, sondern geradewegs steil den Abhang hinunter gingen. Das war mitunter noch nicht mal ganz ungefährlich, weil uns an manchen Stellen sogar der Boden unter den Füßen wegrutschte und wir nur schwer Halt finden konnten.

In einem Dorf namens Ghasa gönnten wir uns ein kleines Päuschen mit Tee und Kuchen, bevor wir ein weiteres Mal an einem Check Post unsere Permits vorzeigen mussten. Danach suchten wir mal wieder verzweifelt eine Brücke, die uns auf die Ostseite des Kali Gandaki führen sollte. Die Brücke sollte kurz nach dem Ortsausgang kommen, aber irgendwie war da nichts. Letztendlich stellte sich heraus, dass wir den Ortsausgang noch gar nicht erreicht hatten, denn das Dorf ist quasi zweigeteilt und liegt etwas verstreut. Nach dem richtigen Ortsausgang kam dann auch die Brücke. Auf der anderen Flussseite verlief der Weg dann wieder ganz ruhig und gemütlich durch den Wald und vorbei an einem kleinen Wasserfall. Hin und wieder waren hier sogar Trekker zu sehen. In einem kleinen Dorf auf dem Weg freundete ich mich mit einer Hündin an. Die Arme wurde gerade von einem Rüden drangsaliert, der ganz offensichtlich stark um ihre Aufmerksamkeit kämpfte. Als wir näher kamen, nahm der Rüde kurz Abstand und ich machte den Fehler, bei dieser Gelegenheit die Hündin zu streicheln. Von diesem Moment an wich sie mir nicht mehr von der Seite und suchte Schutz bei mir, wenn der Rüde wieder näher kam. Dann kam noch ein zweiter Rüde dazu, der ebenfalls um die Hündin herum wuselte und plötzlich verfolgten uns drei ziemlich große Hunde. Wir hatten keine Ahnung, wie wir die Drei wieder loswerden sollten und wussten uns nicht anders zu helfen, als uns einfach an den Wegrand zu setzen und abzuwarten. Schon nach kurzer Zeit holten uns einige junge Trekker ein, die wir schon zuvor auf dem Weg gesehen hatten. Sie begrüßten die Hündin und erzählten uns, dass die Dame sie schon fast seit Kalopani verfolgte (was bereits gute 3 Stunden entfernt lag). Die Hündin erkannte ihre Weggefährten natürlich direkt wieder und lief dann mit ihnen weiter. Ich fühlte mich bei der Sache überhaupt nicht wohl, denn nach Kalopani würde die Hündin mit Sicherheit nicht von alleine wieder zurückkehren. Immerhin machten die beiden Rüden an dieser Stelle wieder kehrt und liefen zu ihrem Herrchen zurück.

Wir folgten den jungen Trekkern einen steilen, ziemlich unangenehmen Abhang hinunter. Große Steinplatten waren dort wie improvisierte Stufen angelegt und sollten den Abstieg wohl erleichtern. Trotzdem erforderte dieser Abschnitt höchste Aufmerksamkeit und Vorsicht. Etwa eine dreiviertel Stunde balancierten wir auf diesen Steinen den Berg hinunter und legten dabei fast 300 Hm zurück. Nur um uns dann unten vor einem steilen Aufstieg wiederzufinden. Bei inzwischen wieder recht hohen Temperaturen und praller Sonne kletterten wir also direkt wieder 100 Hm innerhalb von 15 Minuten den Berg hinauf. Oben erwartete uns ein wunderbarer Ausblick über das vor uns liegende Kali-Gandaki-Tal. Das Klima war hier schon fast wieder subtropisch, alles war grün und überall waren Bananenstauden und Reisterrassen zu sehen. Auf der anderen Talseite schlängelte sich die Jeep-Piste am Fluss entlang und man hörte den Lärm von den Straßenarbeiten. Bagger versperrten den Autofahrern den Weg, sodass sich in beide Richtungen unzählige Jeeps, Busse und Mopeds stauten. Permanentes Gehupe von ungeduldigen Fahrern machte den Baustellenlärm noch gar perfekt. Ein Glück, dass wir auf dieser Seite des Tals unterwegs waren.

Kali-Gandaki-Tal

Von unserem Aussichtspunkt aus ging es wieder steil bergab. Wir liefen weiter durch Wälder und kleine, freundliche Dörfer und kamen unserem Ziel immer näher. In jedem der Dörfer machten wir ein kurzes Päuschen, da unsere Füße langsam wieder zu schmerzen begannen. Im ersten Dorf filterten wir uns frisches Wasser und genossen einfach nur die Ruhe. Im zweiten Dorf entdeckten wir ein kleines Teehaus mit leckeren frisch gepressten Säften, die uns bei dem Wetter mehr als gelegen kamen. Und dann waren wir auch schon fast da. Wir mussten ein weiteres Mal den Fluss überqueren, um wieder auf die Jeep-Piste zu gelangen. Dieser folgten wir dann noch einige Minuten, bis wir die ersten Häuser von Tatopani erreichten. Seltsamerweise haben wir zunächst gar keinen Weg in das kleine Städtchen hinein gefunden. Überall standen Häuser, aber nirgendwo ging es durch. Irgendwann waren wir so genervt, dass wir einfach bei einem Teehaus fragten, ob wir durch den Garten laufen dürfen, weil auf der anderen Seite der Dorfweg war. Tatopani ist ein weiteres sehr geschäftiges Dorf, aber nicht wirklich hübsch. Keine der Lodges war sonderlich einladend und wohl fühlten wir uns nicht. Wir fanden dann eine Lodge relativ am Ortseingang, die ganz nett aussah und ließen uns ein Zimmer zeigen. Wie immer setzte ich mich auf eines der Betten, um die Matratzen zu testen. Es war bequem, also nahmen wir das Zimmer. Dummerweise stellte sich später heraus, dass nur das eine Bett bequem war und das Andere hart wie ein Brett. Ich hatte mich bereit erklärt, das unbequeme Bett zu nehmen und habe in der Nacht mal wieder kein Auge zu gemacht. Zumal unser Zimmer direkt unter dem Dach war und die ganze Nacht ein äußerst merkwürdiges Geräusch zu hören war. Die ganze Nacht habe ich den Kopf eingezogen und mich in meinem Schlafsack versteckt, weil ich mir sicher war, dass wir eine Ratte im Zimmer hatten. Im Nachhinein reden wir uns lieber ein, dass ein Ast auf dem Dach langgekratzt hat…

Etappe 12: Jomsom – Kalopani (2.540 m), 8 h, ca. 33.8 km

Aus irgendeinem Grund stand für uns am nächsten Morgen völlig außer Frage, dass wir den Trek nun doch zu Fuß beenden würden. Das hatten wir uns vorgenommen und das wollten wir auch durchziehen. Den Asphalt hatten wir ja scheinbar endgültig hinter uns gelassen und ab Jomsom gab es ohnehin Alternativrouten auf der anderen Seite des Flusses, abseits von Straßen und Jeeps. Natürlich war da noch der Wind, aber so langsam kamen wir wieder in Regionen, wo Bäume wachsen, sodass wir einigermaßen geschützt laufen konnten. Ansonsten mussten wir einfach zusehen, dass wir bis zum Aufkommen des Windes um 11 Uhr einen Großteil unserer Strecke schaffen. Und da wir gestern ja dann doch recht lange unterwegs waren, wollten wir dafür heute unsere Strecke kürzen und mittags schon am Ziel sein. In einem Ort namens Tukuche sollte es laut unserem Wanderführer eine hübsche holländische Lodge mit einer tollen Bäckerei geben. Und da wollten wir hin.

Wir verließen Jomsom zunächst wieder auf der Jeep-Piste und folgten dem Fluss durch steiniges Gelände. Hin und wieder kamen wir an kleinen Häuschen vorbei, die am Wegrand standen, oder an Baustellen. Man spürte deutlich, dass auf der Westseite des Passes ein viel geschäftigeres Treiben herrschte. Das liegt womöglich auch an der historischen Vergangenheit dieser Gegend. Das gesamte Kali-Gandaki-Tal war einst eine sehr bedeutende und wohlhabende Gegend, weil es eine der Hauptrouten für den Salzhandel zwischen Tibet und Indien war. Mit der Zeit verlor der Salzhandel jedoch an Bedeutung, vor allem weil Indien seinen Bedarf auf anderem Wege deckte. Und als China dann letztlich Tibet besetzte, war mit dem Salzhandel endgültig Schluss. Für das Kali-Gandaki-Tal stellte das natürlich einen völligen wirtschaftlichen Einbruch dar, aber all die Häuser und die geschäftstüchtigen Einheimischen sind geblieben. Später gewann dann der Tourismus für das Tal sehr stark an Bedeutung, aber mit dem Ausbau der Straße ist auch damit wieder Schluss. Außer uns waren nach Jomsom kaum noch Trekker unterwegs. Die Einheimischen starrten uns teilweise richtig an, denn offenbar waren sie Ausländer hier schon gar nicht mehr wirklich gewohnt. Hin und wieder fuhr auch ein Jeep mit Trekkern an uns vorbei und selbst die Trekker schauten uns alle ganz verwundert an.

Die ersten Bäume kehren zurück (Jomsom)

Schon bald häuften sich auch die Bäume langsam wieder und Stück für Stück wurde es immer grüner um uns herum. Nach gut einer Stunde erreichten wir den Ort Marpha, der bekannt für seine Obstplantagen ist. Vor allem Apfel- und Aprikosenbäume gibt es hier in unzähligen Mengen. Auf einem gepflasterten Weg durchquerten wir zahlreiche Obstgärten, die neben dem eigentlichen Ortskern liegen. Eine besondere Attraktion in Marpha ist wohl auch eine Obstbrandy-Destillerie, die man besichtigen kann. Den Brandy haben wir in der Region mehrfach gesehen und wir hätten auch gerne eine Flasche mit nach Hause genommen. Allerdings wollten wir von Nepal aus noch auf die Malediven und dort darf man natürlich keinen Alkohol importieren.

Noch während wir durch die Obstgärten marschierten, kam ganz plötzlich wieder der stürmische Wind auf. Es war gerade mal 10 Uhr, sodass wir damit noch gar nicht gerechnet hatten. Sofort blies es uns wieder Staub ins Gesicht und wir mussten unsere Augen mit vorgehaltenen Armen schützen. Wir holten unsere Jacken, Mützen und Sonnenbrillen aus den Rucksäcken und mummelten uns wieder ein. Auch heute war es eigentlich viel zu warm für dieses Outfit, aber ungeschützt durch den Wind laufen war deutlich unangenehmer als die Hitze.

Nachdem wir auch Marpha hinter uns gelassen hatten, zweigte links ein kleiner Pfad von der Jeep-Piste ab. Auf einem Schild am Rande des Pfades stand „Tukuche“, wo wir ja hinwollten. Wir folgten dem Pfad, der uns über eine Hängebrücke hinweg auf die andere Seite des Flusses brachte. Über einen grob gepflasterten Weg liefen wir durch ein kleines Dörfchen, dann weiter durch einen Nadelwald, vorbei an einem tibetischen Flüchtlingscamp und anschließend durch noch mehr Obstgärten.

Auf dem Weg von Marpha nach Tukuche
Auf dem Weg von Marpha nach Tukuche

Diese Seite des Flusses war wie ausgestorben. Kaum ein Mensch war zu sehen, kein Auto, keine staubige Piste. Der Weg führte uns wieder in einen Wald und abgesehen vom Rauschen des Windes in den Bäumen war einfach nur idyllische Ruhe. Wobei… Teilweise war die durch den Wind bedingte Schräglage der Bäume schon beängstigend und das Rauschen wurde manchmal schon fast zu einem Dröhnen. Trotzdem waren wir in dem Wald recht gut vor dem Wind geschützt. Etwas gruselig wurde es dann, als wir bei dem Wind einen Bach auf einer Hängebrücke überqueren mussten. Wir warteten kurz, bis eine Windböe vorbeigezogen war und gingen dann zügig über die Brücke. Glücklicherweise war der Wind dank des umliegenden Waldes auch hier nicht ganz so extrem. Richtig schlimm wurde es dann aber einige Minuten später. Da kamen wir nämlich an eine ziemlich lange Hängebrücke, die uns über das breite Flussbett zurück zur Jeep-Piste bringen sollte. Und zwar völlig ungeschützt inmitten der Windböen, die geradewegs durch das Tal fegten. Ich klammerte mich an Fabs Rucksack und nahm allen Mut zusammen. Die Brücke schaukelte wie irre im Wind. Immer wieder ließen uns kurze, kräftige Windstöße das Herz in die Hose rutschen. Die Brücke dürfte so um die 100 m lang gewesen sein, aber irgendwie schien sie kein Ende nehmen zu wollen. Als wir dann endlich drüben ankamen, brauchte ich erstmal eine Pause. Meine Beine zitterten noch Minuten danach. Wir brauchten noch etwa eine halbe Stunde, dann erreichten wir Tukuche. Die holländische Lodge war leicht zu finden, aber ihre Bäckerei schon vollkommen leergekauft und sämtliche Zimmer ausgebucht. Wir beschlossen daher, noch heute 15 km weiter bis nach Kalopani zu laufen. Trotzdem gönnten wir uns eine Mittagspause in der holländischen Lodge. Wir wuschen unsere Gesichter, die nach der letzten halben Stunde völlig schwarz waren vom ganzen Staub. Und dann lehnten wir uns erstmal zurück.

Unser Plan war, dass wir nach Tukuche wieder die Flussseite wechseln, um dann auf der anderen Seite weiter gemütlich durch den Wald zu laufen. Eine Hängebrücke gab es auf der Strecke glücklicherweise nicht. Stattdessen hatten die Einheimischen kleine, improvisierte Holzstege über die im Flussbett verteilten Flussläufe gelegt. Eigentlich. Denn finden konnten wir sie nicht. Wir suchten und suchten, aber nirgendwo konnten wir die Stege finden. Vermutlich wurden sie wegen des bevorstehenden Winters abgebaut. Oder wir haben sie schlicht übersehen. Auf jeden Fall hatte sich unser Plan damit erledigt. Wir mussten also wieder auf der Jeep-Piste laufen. Erstaunlicherweise ließ der Wind langsam nach, bis er irgendwann sogar fast vollkommen abgeklungen war. Für uns natürlich eine riesige Wohltat, da das Laufen wirklich deutlich leichter wurde.

Auf unserem Weg Richtung Südwesten wurden wir ständig vom Anblick des Dhaulagiri (8.172 m), des Tukuche Peak (6.920 m) und des Nilgiri (7.010 m) begleitet. Tatsächlich handelt es sich beim Kali-Gandaki-Tal sogar um das tiefste Tal der Welt. Während nämlich im Westen der Dhaulagiri mit seinen über 8.000 m Höhe in den Himmel ragt, befindet sich 30 km weiter im Osten die Annapurna I mit ebenfalls über 8.000 m Höhe. Und mittendrin fließt der Kali Gandaki auf ca. 2.500 m Höhe.

Die weitere Strecke führte uns durch Dörfer, die furchtbar verlassen aussahen. In den Gassen waren viele hübsche Lodges zu sehen, die mittlerweile geschlossen waren, und an Gabelungen standen große Karten mit tollen Ausflugstipps. Diese Orte müssen vor wenigen Jahren noch voller Trekker gewesen sein, doch heute litten sie sichtbar unter den Folgen des Straßenbaus. Nicht ein einziger Ausländer war in den Gassen zu sehen. Nicht eine einzige Lodge schien noch Besucher zu haben. Alles war einfach nur trist und ausgestorben. Es tat uns richtig leid, das so zu sehen. Und irgendwie hätten wir hier gerne auch etwas Zeit verbracht. Einige der Ausflüge klangen wirklich interessant. Zum Beispiel zeigte ein Schild den Weg zum riesigen Gletscher des Dhaulagiri. Bisher wussten wir noch nicht einmal, dass man diese Ausflüge überhaupt machen kann. Aber uns kam auch nicht wirklich in den Sinn, hier spontan einen Stopp einzulegen, weil wir uns einfach zu sehr auf das Ende des Treks freuten. Merkwürdigerweise kamen wir auch durch ein Dorf, das gerade vollkommen neu gebaut wurde. Links und rechts von der Straße wurde ein Haus neben das Andere gebaut. Überall wurde gearbeitet und gewerkelt. Männer wie Frauen waren auf den Beinen, hämmerten, hantierten herum und schleppten Sachen durch die Gegend. Warum sie ein völlig neues Dorf aus dem Boden stampften, obwohl alle umliegenden Dörfer so ausgestorben waren, leuchtete uns irgendwie nicht so ganz ein, aber es war unglaublich faszinierend, das zu sehen.

Die Stunden vergingen und unsere Füße wurden langsam schwer. Unser Ziel war noch weit entfernt, aber um uns herum wurde es langsam düster. Zum ersten Mal auf unserem Trek zogen dunkle Wolken über den Himmel, die stark nach Regen aussahen. Sie verfingen sich in der Spitze des Dhaulagiri und waren dadurch genau über uns. Dummerweise würde auch die Sonne bald untergehen und so allmählich bekamen wir echt Zeitprobleme. Vor uns lagen noch gute 1 ½ Stunden, aber mich überkamen Müdigkeit und schmerzende Füße. Mit der Zeit fiel mir das Laufen immer schwerer, meine Aufmerksamkeit ließ rapide nach und an meinen Füßen bildeten sich Blasen. Ich fühlte mich hundeelend und wollte einfach nur schlafen. Wir machten noch einmal Halt an einer Kurve, von der aus man einen fantastischen Ausblick auf das breite Flussbett hatte. Eine ganze Weile später überquerten wir wieder eine Brücke auf die andere Uferseite. Ich war inzwischen so müde, dass mich noch nicht einmal mehr die Höhe interessierte. Nach der Brücke kamen wir auf einen gepflasterten Weg, der uns zunächst weiter durch den Wald und dann durch einen winzigen, aber wirklich hübschen Ort führte. Dann kam eine weitere Hängebrücke, die uns – endlich (es war bereits 17 Uhr) – nach Kalopani, unserem heutigen Ziel, führte. Direkt am Ortseingang stand eine große Lodge, die einem richtigen Hotel glich. Obwohl wir davon ausgingen, dass uns die Zimmer viel zu teuer sein würden, ließen wir uns ein Zimmer zeigen. Es war hübsch, sauber, mit eigenem Bad und heißer Dusche und siehe da – aufgrund der Nebensaison kostete das Zimmer „nur“ ca. 8 Euro. Wir blieben direkt dort, legten unsere Sachen ab und gingen hinunter in die große Dining Hall, die man tatsächlich schon als Restaurant hätte bezeichnen können. Es waren einige Gäste da, die wohl alle bereits auf ihr Essen warteten und dementsprechend lange dauerte auch unsere Bestellung. Während wir dort saßen, wurde es immer kühler und irgendwann wurde uns sogar richtig kalt. Unsere Jacken hatten wir im Zimmer gelassen und da wir jeden Moment mit unserem Essen rechneten, wollten wir sie auch nicht erst noch holen. Das Essen dauerte aber ewig, zumal man einen Teil meiner Bestellung vollkommen vergessen hatte und wir daher noch relativ lange völlig umsonst weiter warteten. Das Ergebnis war, dass wir gute zwei Stunden später durchgefroren in unser Zimmer zurückkehrten und dann auch noch in der Kälte duschen mussten.

Am nächsten Morgen wachte ich mit einer fetten Erkältung auf und auch meine Füße schmerzten so sehr, dass ich noch nicht einmal mehr in meine Schuhe kam. Für uns war daher klar, dass wir an diesem Tag nicht weiter laufen würden. Wir gönnten uns ein langes Frühstück und schlenderten gemütlich durch das Dorf. Kalopani bietet einen wunderbaren 360°-Panoramablick, denn es ist umgeben vom Dhaulagiri, der Annapurna I, der Annapurna Süd und zahlreichen weiteren Bergen zwischen 6.800 und 7.700 m Höhe. Zum Mittagessen setzten wir uns daher auf die Dachterrasse einer anderen Lodge im Dorf und genossen die Aussicht. Völlig vollgefuttert liefen wir dann noch etwas durch die Gegend, machten ein paar Fotos und ehe wir uns versahen, wurde es auch schon wieder dunkel. Wir stiegen auf die Dachterrasse unserer Lodge und beobachteten von dort aus, wie die untergehende Sonne die umliegenden Bergspitzen in ein feuriges Rot tauchte.

Mittagessen auf der Dachterrasse
Annapurna in der untergehenden Sonne