Das Land aus Eis und Feuer – Von den Ostfjorden bis zum Norden

Inzwischen hatten wir uns ganz gut in Island eingelebt. Fab hat sich langsam an den Renault gewöhnt, ich kam von Tag zu Tag besser mit der isländischen Sprache zurecht und ich hatte mich sogar schon damit angefreundet, dass der Belag auf meinen Frühstücksbrötchen nur aus Gurke und Tomate bestand. Eigentlich hätten wir uns in Island so richtig pudelwohl gefühlt – wäre da nicht dieses blöde Wetter gewesen. In Island gibt es ein bekanntes Sprichwort, das besagt: „Wenn du das Wetter hier nicht magst, dann warte einfach fünf Minuten“. Normalerweise ist das Wetter nämlich so wechselhaft, dass man innerhalb weniger Stunden von Sonne über Regen bis hin zu Schneestürmen wirklich alles erleben kann. Doch wir haben gewartet – Minuten, Stunden, Tage, inzwischen sogar schon über eine Woche – und das Wetter hat sich nicht geändert. Jeden Tag stapften wir stundenlang durch Regen und Windböen. Und das Schlimmste daran war, dass im ganzen Land schönstes Wetter und strahlender Sonnenschein herrschte – außer eben dort, wo wir immer gerade waren. Dementsprechend gab es auch in den Nächten kaum Hoffnung auf einen klaren Himmel mit Nordlichtern. Klar, wir hatten ja schon Nordlichter gesehen, aber von diesem Phänomen kann man halt einfach nicht genug haben – zumal die Nordlichter bisher eben auch noch nicht so stark waren wie erhofft. Unser Frust stieg mit jedem Tag und gleichzeitig sank die Lust, uns lange draußen aufzuhalten. Aber was nützte es, wir hatten von diesem Land so lange geträumt und eigentlich war es ja selbst bei diesem schlechten Wetter noch unglaublich faszinierend.

Tag 10. Und so beschlossen wir, die Zeit in den Ostfjorden doch nicht einfach nur im Bett zu verbringen, sondern die wundervolle Gegend etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Unser erster Anlaufpunkt war deswegen die Stadt Egilsstaðir, die mit ihren knapp 2.300 Einwohnern die größte Stadt im Osten Islands ist. Dort informierten wir uns nach einem gemütlichen Kaffee in der Touristeninformation über schöne Ziele in der Region. Schon länger auf unserer Liste stand Seyðisfjörður und deswegen ging es dort auch gleich als nächstes hin. Seyðisfjörður ist ein Fjord, den man von Egilsstaðir aus über einen Bergpass erreicht. Der gleichnamige Ort im Fjord ist berühmt für seine wunderschönen Holzhäuser und den großen Hafen, an dem Kreuzfahrtschiffe und Fähren von Dänemark anlegen. In dem Städtchen gibt es außerdem eine kleine himmelblaue Kirche, zu der ein langer, mit Regenbogenfarben bemalter Weg führt. Am anderen Ende dieses Weges findet man gemütliche Cafés und Hostels. Ein friedliches Städtchen wie aus dem Bilderbuch.

Seyðisfjörður
Seyðisfjörður

Auf dem Bergpass zwischen Seyðisfjörður und Egilsstaðir führt eine kleine, unscheinbare Schotterpiste von der Hauptstraße aus zu einem Aussichtspunkt auf einer Klippe, von dem aus man eine atemberaubende Aussicht über den ganzen Fjord haben soll. Dummerweise hing dort sowohl auf der Hin- wie auch auf der Rückfahrt eine so dicke Wolkenwand, dass wir kaum die Straße vor uns sehen konnten und den Weg zum Aussichtpunkt schlichtweg nicht gefunden haben. Aber letztendlich wäre die Sicht dort ja auch nicht besser gewesen als auf der Straße.

Am Abend wollten wir uns nach einem kleinen Päuschen im Hotel auf die Suche nach einer Kleinigkeit zum Essen machen. Doch draußen herrschte ein so starker Sturm, dass es kaum möglich war, sich lange auf der Straße aufzuhalten. Wir sprinteten schnell die wenigen Meter hinüber zum hoteleigenen Restaurant nebenan, doch schon die wenigen ungeschützten Sekunden reichten vollkommen aus, um unsere Kleidung klatschnass werden zu lassen. Der Wind um uns peitschte so stark, dass selbst die Fahnenstangen vor dem Hotel bedrohlich ins Wanken gerieten und laut quietschten. Selbst in der Nacht wachten wir immer wieder auf, weil der Wind draußen so laut war und ständig die Fenster gegen den Fensterrahmen krachten. Die Sturmwarnung, von der wir noch in Höfn gelesen hatten, war also durchaus berechtigt gewesen…

Tag 11. Etwa eine Stunde von Egilsstaðir entfernt gibt es den Canyon Dimmugljúfur, der eine tolle Wandermöglichkeit bietet. Seitdem im Jahr 2008 vor dem Canyon ein Damm gebaut wurde, um das dort entlang fließende Gletscherwasser des Vatnajökulls in einem großen See aufzufangen, kann man elf Monate im Jahr kilometerlang durch den Canyon wandern. Entlang des Flussbettes gibt es gigantische Steinformationen, Höhlen und zahlreiche Wasserfälle zu sehen. Im zwölften Monat übersteigt der Wasserzulauf die Kapazitäten des Sees und der Canyon wird geflutet. Dies passiert üblicherweise im September, also genau während unserer Reise. Der Canyon war dadurch natürlich nicht begehbar, aber es war trotzdem interessant, den überlaufenden Damm zu sehen.

Staudamm am Canyon Dimmugljúfur
Staudamm am Canyon Dimmugljúfur

Etwa fünf Kilometer vom Damm entfernt gibt es außerdem einen Aussichtspunkt, von dem aus man wenigstens in die Schlucht hinunterschauen kann. Und genau dieser Aussichtspunkt war unser Ziel. Da die Straße nur bis zum Damm asphaltiert ist und von dort aus nur mit Geländewagen befahren werden kann, mussten wir den Renault stehen lassen und die fünf Kilometer zu Fuß zurücklegen. Kein Problem, dachten wir uns, 10 km sind für uns doch gar nichts. Falsch gedacht. Die ganze Strecke war so monoton und öde, dass das Laufen schon nach 10 Minuten unfassbar langweilig wurde. Es gab nicht das kleinste Bisschen Abwechslung unterwegs, sondern weit und breit nur Steinwüste. Zwar war trotz der letzten Nacht das Wetter einigermaßen gut, aber Aussicht hatte man dort auch so keine. Selbst der Canyon war von der Straße aus nicht zu sehen. Uns verging schnell die Lust und nach etwa 30 Minuten beschlossen wir, nur noch bis zu einem Hügel zu laufen, der sich in einiger Entfernung vor uns erhob. Sollte der Aussichtspunkt von dort oben immer noch nicht in Reichweit sein, würden wir einfach wieder umdrehen.

Staudamm am Canyon Dimmugljúfur
Staudamm am Canyon Dimmugljúfur

Es schien ewig zu dauern, bis wir die Spitze des Hügels endlich erreicht hatten. Und tatsächlich, von dort konnten wir den Pfad erkennen, der einige weitere Minuten entfernt von uns von der Straße in Richtung Canyon führte. Nur hatten wir einfach überhaupt keine Lust noch weiter zu laufen. Einen kurzen Moment lang waren wir versucht, einfach querfeldein über das Meer aus Steinen zu laufen und die ganze Sache abzukürzen. Aber wie schon gesagt stößt so etwas bei den Isländern nicht sonderlich auf Begeisterung und deswegen haben wir es dann doch sein lassen. Aber statt noch die letzten Minuten bis zum Pfad zu laufen, machten wir schließlich kehrt und liefen zurück zum Auto. Auf dem Rückweg änderte sich dann schlagartig das Wetter. Innerhalb weniger Sekunden zog der Himmel vollständig mit dicken Wolken zu. Regen ergoss sich über uns und schnell waren wir wieder nass. Durch meine Brille konnte ich kaum noch etwas sehen, weil sie so nass und beschlagen war. Zusätzlich peitschte uns Wind ins Gesicht, teilweise so stark, dass wir kaum noch atmen konnten. Die kalte Luft zog in die Kapuze auf meinem Kopf und breitete sich in meinem Nacken aus. Die Kälte stach wie tausend Nadeln und ich war mir sicher, dass ich am nächsten Tag krank sein würde. Im Auto angekommen brauchten wir erst einmal einige Minuten, um uns wieder aufzuwärmen. Dann fuhren wir zurück nach Egilsstaðir. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, unterwegs noch weitere kleine Runden zu laufen, unter anderem zu hübschen Wasserfällen. Einen kleinen Versuch wagten wir auch, aber der Boden war schon so aufgeweicht, dass wir sofort im Schlamm versanken und für diesen Tag endgültig das Handtuch warfen.

Tag 12. Heute war der erste schöne Tag in den Fjorden. Im Laufe des Vormittags klarte der Himmel immer mehr auf und irgendwann hatten wir sogar richtig sonniges Wetter. Perfekt also, um auf einen der Berge im Fjord zu steigen und die tolle Aussicht zu genießen. Allerdings war uns nach den letzten Tagen nicht so nach stundenlangem Wandern und so einigten wir uns auf eine dreistündige Tour. Es war gar nicht so leicht, eine passende Strecke zu finden, denn der junge Herr an der Rezeption kannte sich diesbezüglich überhaupt nicht in der Umgebung aus und auch sonst fanden wir kaum Informationen zu Wanderstrecken. Nach einigem Rumgegoogle hatten wir uns dann für einen Weg entschieden, der auf den Berg zwischen unserem und dem Nachbarfjord führte. Also schnappten wir unsere Sachen und fuhren ins Nachbarfjord zum Startpunkt des Wanderwegs. Nur war dort dummerweise kein Wanderweg. An der Stelle, die uns die Karte anzeigte, gab es noch nicht einmal die kleinste Parkgelegenheit, geschweige denn irgendeinen Pfad. Das Einzige, was wir dort in der Nähe fanden, war eine Art private Einfahrt oder Feldweg, der den ganzen Berg hinaufzuführen schien und scheinbar schon seit längerer Zeit nicht mehr benutzt wurde. Da der Weg nicht abgezäunt war, stellten wir den Renault einfach am Straßenrand ab und stapften dort entlang. Unterwegs begegneten wir ein paar freilebenden Schafen, aber sonst schien der Weg tatsächlich relativ verlassen. Als wir oben ankamen, hatten wir zu beiden Seiten des Berges eine gute Aussicht über die zwei Fjorde. Nachdem wir einige Minuten dort gesessen und die Stille genossen hatten, wurden wir von leichten Wolken umhüllt und die Sicht wurde schnell schlechter. Da es auch nicht so schien, als würde es bald wieder aufklaren, stiegen wir den Berg wieder hinab. Danach gönnten wir uns nur noch ein leckeres Abendessen und einen entspannten Filmeabend im Hotel.

Reyðarfjörður
Reyðarfjörður

Tag 13. Die Tage in den Fjorden waren schon wieder an uns vorbeigezogen. Nun stand eine recht lange Fahrt nach Norden an. Unser heutiges Ziel war nämlich Akureyri, die Hauptstadt des Nordens. Mit knapp über 18.000 Einwohnern ist Akureyri nach Reykjavik und seinen Vororten die größte Stadt Islands. In der Umgebung der hübschen Stadt gibt es unglaublich viel zu sehen und deswegen hatten wir uns auch hier mehrere Nächte einquartiert. Auf der Fahrt nach Akureyri machten wir nur drei Stopps. Der Erste war in Egilsstaðir zum Kaffee trinken. Der Zweite irgendwo an der Ringstraße, als wir am Straßenrand einen wunderschönen Wasserfall entdeckten. Das war nämlich der Vorteil an dem schlechten Wetter in den letzten Tagen – es gab einfach Hunderte von Wasserfällen!

Den dritten Stopp legten wir am Wasserfall Dettifoss ein, der mit seiner Höhe von 45 Metern ziemlich beeindruckend ist. An der Ringstraße kann man zwischen zwei Straßen zum Dettifoss wählen. Auf der Westseite des Flusses führt eine asphaltierte Straße die 24 km bis zum Wasserfall. Auf der Ostseite gibt es eine 28 km lange Schotterpiste, die auch für Kleinwagen zugänglich ist. Vor Ort gibt es keine Brücke, über die man die Seiten wechseln kann, sodass man sich tatsächlich schon auf der Ringstraße entscheiden muss, von welcher Seite aus man den Wasserfall sehen möchte. Die schönere Seite ist definitiv die Ostseite, auch wenn der Weg dorthin auf der Schotterpiste mit einem kleinen Auto wirklich keinen Spaß macht. Aber mal abgesehen davon, dass dementsprechend auf dieser Seite auch keine Touristenbusse zu finden sind, ist der Anblick den Mehraufwand allemal wert. Man kann hier viel näher an den Wasserfall heran laufen und wegen des besseren Winkels sieht man auch mehr vom Wasserfall und dem Fluss.

Dettifoss
Dettifoss (ja, das oben an der Kante ist ein Mensch)

Hinzu kommt noch, dass man von hier aus den Fluss weiter stromaufwärts laufen kann und nach einigen Minuten zum Selfoss kommt, einem weiteren sehenswerten Wasserfall. Zwar kann man auch auf der Westseite bis zum Selfoss laufen, dort soll der Weg aber anstrengender sein und auch da ist die Sicht nicht so toll wie die von Osten.

Selfoss
Selfoss

Da wir an Wasserfällen wirklich Stunden verbringen können, wurde es inzwischen schon wieder spät und dunkel. Und weil wir doch noch so einige Kilometer vor uns hatten, war es für uns schließlich an der Zeit, zum Hotel zu fahren.

Tag 14. Heute stand mal wieder ein etwas aktiverer Tag an. Etwa eine Stunde östlich von Akureyri liegt nämlich die schöne Mývatn-Region, die wir uns unbedingt anschauen wollten. Auf gut halber Strecke dorthin haben wir aber erst einmal einen Abstecher zum Goðafoss-Wasserfall gemacht, der zwar nicht sehr hoch, aber dafür unglaublich schön ist. Und dann ging es auch direkt weiter zum vulkanisch hochaktiven Gebiet rund um den Mývatn-See.

Goðafoss
Goðafoss

Ihre hohe vulkanische Aktivität verdankt die Mývatn-Region einem großen Vulkansystem mit dem Namen Krafla. In den Jahren von 1975 bis 1984 gab es dort eine ganze Serie von Vulkanausbrüchen, genannt die Krafla-Feuer. Wenn ich mich recht erinnere, gab es in diesen neun Jahren insgesamt 17 Vulkanausbrüche, sodass am Horizont eigentlich ununterbrochen eine rote Fontäne zu sehen war. Wenn man heute durch die damals frisch entstandenen Lavafelder läuft, sieht man es immernoch überall dampfen. Selbst blubbernde Schlammlöcher findet man dort noch. Vor ein paar Jahren wurde außerdem an der Krafla ein Kraftwerk gebaut, das es den Isländern ermöglicht, ihre Wohnungen mit purer Erdwärme zu beheizen und Strom aus erneuerbaren Energien zu gewinnen.

Kraftwerk im Krafla-Gebiet
Kraftwerk im Krafla-Gebiet

Inzwischen scheint es mir ja fast überflüssig es zu erwähnen, aber als wir dort waren, hat es so stark geregnet, dass wir erstens so gut wie nichts sehen konnten und zweitens ziemlich schnell durchnässt waren. Den Rundgang durch die Lavafelder haben wir deswegen recht schnell abgebrochen.

Glücklicherweise schienen die Regenwolken über dem Vulkankrater festzuhängen, sodass es zumindest wieder trocken wurde als wir wenige Kilometer weiter im Hochtemperaturgebiet Hverarönd ankamen. In diesem Gebiet steht der Vulkan Námafjall, der ebenfalls zum Vulkansystem der Krafla gehört. Von der Spitze des Vulkans hat man wohl eine richtig tolle Aussicht über die ganze Region, aber aufgrund der Wetterbedingungen war der ohnehin schon ziemlich steile Weg nach oben auch noch matschig und rutschig, weswegen wir auch hier letztendlich wieder umgedreht sind. Umsonst war die Fahrt dorthin aber trotzdem nicht, denn am Fuß des Berges gibt es einige brodelnde Schlammbecken und dampfende Fumarolen, die immer wieder interessant sind.

Fumarolen in Hverarönd
Fumarolen in Hverarönd
Hverarönd
Hverarönd

Was wir ursprünglich überhaupt nicht auf dem Schirm hatten, war der Vulkan Hverfjall. Das erste Mal von ihm erfahren haben wir auch erst durch ein großes Bild an einer Touristeninformation in Mývatn. Obwohl das Bild durchaus unser Interesse geweckt hatte, haben wir den Vulkan trotzdem nicht in unser Tagesprogramm aufgenommen, weil in der Beschreibung daneben etwas von 1,5 Stunden Aufstieg stand und die Zeit inzwischen recht gut vorangeschritten war. Erst als wir an dem pechschwarzen Vulkan vorbeifuhren, konnten wir einfach nicht anders als zum Parkplatz zu fahren und uns den Berg genauer anzuschauen. Am Fuß des Vulkans angekommen, betrachteten wir einige Minuten den steilen Weg am Berghang und fragten uns, wieso um alles in der Welt es 90 Minuten dauern sollte, dort hinauf zu laufen. Der Vulkan war keine 500 Meter hoch. Das kann doch nicht länger als eine halbe Stunde dauern, dachten wir uns. Also haben wir uns kurzerhand entschlossen, es einfach zu versuchen. Wir haben uns maßlos verschätzt. Es hat 7 Minuten gedauert. Wobei man dazu auch sagen muss, dass wir uns extra beeilt haben und oben ganz schön außer Atem waren. Aber es hat sich gelohnt. Der Anblick des vollkommen schwarzen Vulkankraters war klasse, genauso wie die Aussicht auf den Mývatn-See vor der untergehenden Sonne und die Vulkanlandschaft auf der anderen Seite des Berges.

Krater des Hverfjall
Krater des Hverfjall
Aussicht vom Hverfjall auf den Mývatn-See
Aussicht vom Hverfjall auf den Mývatn-See

Ein Weg führt komplett um den Krater herum, aber wir haben uns mit einem Teil davon zufrieden gegeben und sind dann wieder gegangen. Die Uhr tickte, denn wegen der dicken Wolkendecke war es schon recht dunkel und ein Ziel hatten wir noch: das Lavafeld Dimmuborgir. Das Besondere an Dimmuborgir sind die ungewöhnlichen Formationen des Lavagesteins, die sich durch die Art der Entstehung des Lavafelds erklären lassen. Ursprünglich war an dem Ort nämlich mal ein großer Sumpf, über dem sich Lava gesammelt hat. Durch die heiße Lava trat dann Wasserdampf aus und an den Austrittsstellen türmte sich die Lava auf. Irgendwann brach dann die erkaltete Lavakruste zusammen und so entstand Dimmuborgir. Das skurrile Lavafeld kann man nun auf einem von zahlreichen Wanderwegen von kurz bis lang ausgiebig erkunden.

Dimmuborgir
Dimmuborgir

Inzwischen war die Dämmerung so weit vorangeschritten, dass wir nur den kleinsten Rundweg wählten, auf dem wir etwa 30 Minuten unterwegs waren (die Hälfte der Zeit waren wir allerdings mit Fotografieren beschäftigt). Dann fuhren wir zurück nach Akureyri, um unsere knurrenden Mägen zu besänftigen. Als wir später durch die schönen Straßen in Akureyri liefen, machten zwei ältere Damen vor uns plötzlich Halt und zeigten – völlig aus dem Häuschen – in den Himmel. Absolut unerwartet waren über uns auf einmal die Wolken aufgerissen und offenbarten tanzende Nordlichter. Gemeinsam mit den Omis standen wir einige Zeit da und starrten einfach nur in den Himmel. Dann meldeten sich unsere Mägen wieder und wir mussten uns von den Lichtern lösen. Im Restaurant schaltete Fab dann das WLAN an seinem Handy ein und prompt meldete sich seine Aurora-App mit der Nachricht, dass es in der Nacht sehr aktive Nordlichter geben würde. Obwohl wir bereits todmüde waren, gingen wir nach dem Essen schnell ins Hotel, um die Rucksäcke mit Wasser und Snacks aufzufüllen – und fuhren aus der Stadt, weg von den hellen, störenden Straßenlaternen. Irgendwo am Feldrand stiegen wir wieder aus dem Auto und genossen gefühlt stundenlang die Lichtershow über unseren Köpfen. DAS waren die Polarlichter, die wir in der Nacht in Höfn vermisst hatten – DAS waren die Polarlichter, von denen wir immer geträumt hatten.

Polarlichter
Polarlichter
Polarlichter
Polarlichter

Tag 15. Als nächstes wollten wir uns Akureyri ein wenig näher anschauen. Wir hatten uns das für diesen Tag aufgehoben, weil die Wettervorhersage für die Nacht einen absolut wolkenfreien Himmel versprach und wir uns deshalb am Nachmittag nochmal auf’s Ohr hauen wollten. Allerdings hatten wir ja in der letzten Nacht nur wenig Schlaf bekommen und so waren wir viel zu träge, um stundenlang durch die Stadt zu laufen. Wir beschränkten uns deshalb auf das Stadtzentrum, das im Wesentlichen nur aus zwei kleinen Straßen besteht. Und letztendlich hangelten wir uns eigentlich auch dort nur vom Frühstück in einer Bäckerei zu einem Café mit dem Namen Berlin, in dem es sehr leckeren Cappuccino mit Mandelmilch gibt. Danach gingen wir noch kurz shoppen und das war’s dann auch schon mit unserer geplanten Städteerkundungstour. Im Prinzip kann man bei 18.000 Einwohnern ja auch nicht viel Spiel, Spaß und Spannung erwarten. Es ist einfach der gemütliche Flair, der die Stadt ausmacht. Die Lage zwischen den Bergen im Fjord, der Hafen, die schönen Cafés und Restaurants – all das kann man nicht „besichtigen“, man kann es nur genießen.

Einigermaßen ausgeruht fuhren wir dann am Abend wieder aus der Stadt. Dieses Mal wollten wir nicht einfach irgendwo am Straßenrand halten. Wir waren auf der Suche nach einem schönen Motiv im Vordergrund, denn wir wollten ja schließlich auch tolle Fotos von den Nordlichtern haben und dafür braucht man mehr als nur einen Himmel. So richtig fündig wurden wir irgendwie nicht, aber das war auch egal, denn entgegen aller Vorhersagen war der Himmel keineswegs sternenklar. Im Gegenteil, wir haben nicht ein Stück wolkenfreien Himmel gefunden. Was für ein Glück, dass wir am Abend zuvor die Nordlichter in voller Pracht genießen konnten. Aber es kam noch besser: Die Aurora-Vorhersage versprach einen großen Sonnensturm für die nächsten Tage, der für eine extreme Nordlicht-Aktivität sorgen sollte.

Tini

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