Neuseeland erleben

Als wir gestern in Dunedin in der Küche des Campingplatzes saßen, auf dem wir einen kleinen Bungalow bezogen hatten, hörten wir einen Deutschen sagen: „Neuseeland gefällt mir leider gar nicht. Die Städte sind so klein und nicht so spannend, das ist so gar nicht mein Fall.“ Uns sind die Kinnladen heruntergeklappt. Sicher, Geschmäcker sind verschieden und was uns gefällt, muss anderen noch lange nicht zusagen. Aber hier ein Hinweis für alle, die darüber nachdenken, dieses Land zu bereisen: Neuseeland hat gerade mal 4,5 Mio. Einwohner. Hierher zu kommen, weil man auf spannende Großstädte steht, ist ziemlich lächerlich. Ich habe schon von vielen Leuten gehört und gelesen, die in Neuseeland waren, aber tatsächlich ist mir noch nie zu Ohren gekommen, dass irgendwem dieses Land nicht gefallen hätte. Es hat einfach für jeden so unglaublich viel zu bieten, da muss man noch nicht einmal Berge und Wandern mögen. Neuseeland ist das Paradies für Adrenalinjunkies. Ob Bungee-Jumping, Tandemsprünge, Wildwasser-Rafting, Bergsteigen, Gletscherwanderung, Heli-Skiing oder auch einfach nur den Wasserfall runter hüpfen – wer es gerne extrem mag, der wird hier auf jeden Fall glücklich. Aber auch wenn man es lieber ruhig angeht wird man fündig. Weingenießer können in einem der vielen Weinanbaugebiete an Touren und Verkostungen teilnehmen, es gibt heiße Quellen und Spa-Landschaften und unzählige schöne Strände, die zum Entspannen einladen. In den Buchten gibt es für jeden Surfer die richtigen Wellen und Tierliebhaber können mit etwas Glück sogar richtig seltene Tiere beobachten. An vielen Stellen rund um die Inseln kann man zum Beispiel seltene Meeresbewohner in ihrer freien Wildbahn erleben. Aus diesem Grund haben auch wir die schönen Berglandschaften für einige Tage verlassen und sind weiter bis zur Südspitze Neuseelands gefahren. Dort sind die Catlins mit wunderschönen Küstenlandschaften, Wasserfällen und vielen vielen Tieren.

Schon auf dem Weg dort hin sind wir bei einem Leuchtturm auf acht Seelöwen gestoßen, von denen einige über 2 m groß waren. Drei der größeren Seelöwen haben gerade unter lautem Gebrüll miteinander gerangelt, einer hat Möwen gejagt und ein Dritter hat sich für ein Nickerchen hoch in die Dünen gehievt. Wir hätten den Tieren ewig zuschauen können, wäre es nicht langsam dunkel geworden. Stattdessen sind wir zurück ins Auto gestiegen und zu der Unterkunft gefahren, die wir gebucht hatten.

Seelöwen
Seelöwen

Die folgende Geschichte von unserem Glück im Unglück möchte ich Euch natürlich nicht vorenthalten… Wir fuhren also zu unserer Unterkunft, einem kleinen Häuschen, das etwas abgeschieden direkt am Strand der schönen Porpoise Bucht lag. Dort angekommen mussten wir jedoch feststellen, dass die Dame, die eigentlich an der Rezeption hätte sitzen sollen, bereits Feierabend gemacht hat und trotz unserer Buchung alle Zimmer schon belegt waren. Die beiden super netten Familien, die sich in dem Haus einquartiert hatten, haben uns dann angeboten, die zwei Sofas in der Wohnküche zu beziehen, denn es schien hoffnungslos, in der näheren Umgebung noch einen Schlafplatz zu finden. Einen kurzen Moment lang haben wir diese Möglichkeit tatsächlich in Betracht gezogen, aber letztendlich haben wir dann doch erstmal die Dame des Hauses angerufen. Nach ein paar Telefonaten hatte sie uns glücklicherweise noch ein Zimmer in einer nahegelegenen, noch viel abgeschiedeneren Backpacker-Unterkunft besorgen können, die eine nette Familie auf ihrer Farm errichtet hatte. Dort konnten wir am Morgen den Männern im Stall dabei zuschauen, wie sie die Schafe geschoren haben und dann hat uns ein kleines Mädchen eine Box mit Futter in die Hand gedrückt, damit wir die Ziegen auf der Weide füttern konnten. Leider mussten wir die Farm nach der ersten Nacht schon wieder verlassen und in unser inzwischen frei gewordenes Zimmer umziehen.

Die nur wenige Schritte entfernte Porpoise Bucht soll vor allem bei Surfern, Seelöwen, Seebären und sogar Delfinen beliebt sein. Außer vereinzelten Surfern haben wir von alledem aber leider lange Zeit nichts sehen können. Erst als wir kurz vor der Dämmerung bei einem verzweifelten letzten Spaziergang den Strand entlang liefen, konnten wir in einigen hundert Metern Entfernung drei Delfine aus dem Wasser springen sehen. Allerdings sind die Hector Delfine, die dort leben, die kleinsten Delfine der Welt – viel zu sehen ist aus der Ferne also nicht. Bei Sonnenuntergang versuchten wir dann unser Glück in der benachbarten Curio Bay, wo eine der seltensten Pinguinarten der Welt nistet. Die Gelbaugenpinguine kommen abends aus dem Meer zurück, um in ihre Nester zurückzukehren. Scheinbar waren wir dafür schon etwas zu spät dran, aber immerhin konnten wir zwei der Pinguine im Gebüsch entdecken und ein Nachzügler kam noch im Dunkeln aus dem Wasser gewatschelt.

Gelbaugenpinguine an der Curio Bay
Gelbaugenpinguine an der Curio Bay

Auf dem Weg Richtung Dunedin haben wir noch einige Spaziergänge durch die Wälder der Catlins eingelegt, in denen schöne Wasserfälle zu finden sind. Highlight waren die Niagara Falls gleich am Anfang, die ein Spaßvogel nach den – Überraschung! – Niagara Falls benannt hat.

Niagara Falls in den Catlins (ja, das auf dem Bild ist schon der Wasserfall)
Niagara Falls in den Catlins (ja, das auf dem Bild ist schon der Wasserfall)

Unser letzter Stopp auf den Catlins war ein weiterer Leuchtturm, vor dem mehrere Felsen aus dem Meer ragten und bei dem wiederum viele Tiere zu finden sein sollten. Bei heftigen Windböen und Regen fiel uns die Suche anfangs schwer und fast hätten wir schon aufgegeben, als wir in weiter Ferne auf einem der vorgelagerten Felsen eine Robbe sahen, die gerade aus dem Wasser robbte. Und kaum hatten wir diese eine Robbe erkannt, wurde uns plötzlich klar, dass sich auf den Felsen Dutzende von Robben tümmelten, die wir bis dahin völlig übersehen hatten. Auf einem der Felsen hatte sich ein großes Loch mit Wasser gefüllt und das Geplätscher darin kam nicht – wie wir erst vermutet hatten – vom Regen, sondern von mehreren Robben, die gemütlich plantschten. Sehr beliebt war auch eine kleine geflutete Höhle am Fuß dieses Felsens. Erst als wir unser neues Zoomobjektiv als Fernglasersatz missbrauchten, konnten wir erkennen, dass sich in der Höhle mehrere Schatten direkt unter der Wasseroberfläche bewegten. Es ist einfach unglaublich faszinierend, diese niedlichen, verspielten kleinen Tierchen außerhalb von Zoogehegen in ihrer freien Natur zu erleben. Da fällt es einem richtig schwer, sich wieder loszureißen und einfach weiterzugehen. Aber die Dämmerung setzte wieder ein, die Sicht wurde schlechter, der Wind unangenehmer und am Nachbarstrand gab es wieder Pinguine, die wir noch sehen wollten.

– Tini

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