Schlagwort-Archive: Sikha

Etappe 15: Sikha – Ghorepani (2.840 m), 3.30 h, 7.6 km

Der vorletzte Tag unseres großen Annapurna-Abenteuers. Unser heutiges Ziel: Ghorepani. Eine Stadt, die auf über 2.800 m Höhe liegt. Für uns bedeutete das, dass wir heute noch über 900 Hm meistern mussten. Die Etappe selbst war relativ kurz, aber der Anstieg dafür umso steiler. Wir starteten circa 8.30 Uhr in Sikha, nach einem wirklich sehr leckeren Frühstück. Schon von Anfang an bestand die Strecke fast ausschließlich aus Steinstufen, die ununterbrochen den Berg hinauf führten. Mal wieder liefen wir durch Wälder und urige Dörfer. In unserem Rücken ragte noch immer gut sichtbar der Dhaulagiri in den strahlend blauen Himmel.

Dhaulagiri (8.172 m)

Immer und immer weiter ging es über die Steinstufen bergauf. Mal große Stufen, mal kleine Stufen, mal schmale Stufen, mal breite Stufen – die völlig ungleichmäßigen Steinplatten waren furchtbar anstrengend zu laufen und forderten mal wieder volle Aufmerksamkeit. Das Laufen war schon nach kürzester Zeit unglaublich langweilig und ermüdend. Und so zog sich das ganze Treppengesteige gefühlt eine Ewigkeit in die Länge.

Hin und wieder kam uns ein Grüppchen älterer Wanderer entgegen, die vermutlich einfach nur eine 2-3 Tageswanderung bis nach Tatopani machten und von dort aus dann mit dem Jeep wieder zurückfuhren. In Tatopani gibt es heiße Quellen, die aus irgendeinem Grund Touristen anziehen. Wir sind dort allerdings nicht hineingegangen, da es uns einerseits zu voll war und wir andererseits keine Badesachen über den Pass schleppen wollten.

Als wir dann so langsam die Befürchtung bekamen, dass wir das Ende der Steinstufen wohl niemals erreichen würden, erreichten wir gegen 12 Uhr die ersten Häuser von Ghorepani. Trotzdem mussten wir noch unzählige weitere Stufen hinaufsteigen, ehe wir dann endlich im Ortskern ankamen. Ghorepani war völlig anders als alles, was wir in den letzten Tagen und Wochen gesehen hatten. Und das ist keineswegs positiv gemeint. Ghorepani ist eine absolute Touristenhochburg. Das ganze Städtchen besteht aus blauen Blechhäusern und Souvenirständen. Überall wimmelt es von Wandergruppen; vom typischen nepalesischen Dorfleben ist hier überhaupt nichts mehr zu spüren. Grund dafür ist der berühmte Poon Hill, einer der schönsten Aussichtspunkte der Welt. Der Aussichtspunkt ist von Ghorepani aus in etwa einer Stunde zu erreichen und eröffnet vor allem bei Sonnenaufgang einen atemberaubenden Ausblick auf den Dhaulagiri, die Annapurna Süd (7.219 m) und den Machhapuchhre (oder auch Fishtail genannt; 6.993 m). Und da die Wanderung zum Poon Hill und wieder zurück zur nächsten Jeep-/Busstation ganz gut innerhalb von drei Tagen zu meistern ist, ist dieser Teil des Circuits hoffnungslos überrannt. Dementsprechend angepasst sind natürlich auch der Komfort in den Lodges, die Preise und die Laune der Einheimischen. Trotzdem wollten auch wir es uns nicht nehmen lassen, unsere letzte Nacht auf dem Trek in Ghorepani zu verbringen und dann am frühen Morgen ebenfalls den Poon Hill zu besteigen.

Etappe 14: Tatopani – Sikha (1.935 m), 3.30 h, 7.9 km

Heute hatten wir eine der schönsten Etappen vor uns. Nachdem wir ja inzwischen schon wieder auf 1.200 m hinabgestiegen waren, sollte es von nun an wieder ordentlich bergauf gehen – nämlich auf fast 2.900 m. Das Ganze kann man durchaus innerhalb eines Tages schaffen, aber wir wollten es dann doch lieber etwas ruhiger angehen und teilten den Marsch auf zwei Tage auf. Eine weise Entscheidung, wie sich herausstellte. Nicht nur weil der Aufstieg extrem hart war und mir meine Erkältung stark zu schaffen machte, sondern auch weil die Landschaft viel zu schön war, um einfach hindurch zu hetzen.

Von Tatopani aus begleiteten uns zum letzten Mal für ein paar Minuten der Kali Gandaki und die Jeep-Piste. Dann verließen wir das Kali-Gandaki-Tal und mit ihr auch die Piste. Während der Fluss nach Südwesten verläuft, führte unser Weg nach Südosten. Wir überquerten den Kali Gandaki noch ein letztes Mal, um auf die Ostseite zu gelangen und direkt danach noch einen weiteren Fluss, der in den Kali Gandaki mündet. Und dann begann auch schon der Aufstieg. Zwar gab es auch hier eine Schotterpiste, aber die war bei Weitem nicht so schlimm, da hier scheinbar so gut wie keine Autos fuhren. Wir folgten der Straße für einige Minuten, konnten aber immer wieder auf kleine Pfade ausweichen. Wir kamen durch kleine Dörfer und vorbei an zahlreichen Feldern, Mandarinenbäumen und Bananenstauden. Überall war es tropisch grün und einladend. Wir verließen die Straße, um einem Trampelpfad zu folgen, der über hunderte von Steinstufen den Berg hinauf führte. Im Schneckentempo nahm ich eine Stufe nach der Anderen. Meine Füße taten immer noch leicht weh und meine Erkältung war bei der ganzen Geschichte auch nicht gerade eine Hilfe. Wir pausierten gefühlt im 10-Minuten-Takt, nutzten die Steinmauern, die für die Einheimischen extra auf Körperhöhe gebaut wurden, damit sie beim Anlehnen ihr Gepäck absetzen können, ohne es dabei abnehmen zu müssen. Dann erreichten wir schweißtriefend eine Art Plateau auf ca. 1.600 m. Eine komplette nepalesische Familie – vom Kleinkind bis zum Opa – war dort gerade mit Renovierungsarbeiten an einem Teehaus beschäftigt. Der Ausblick von diesem Plateau war mal wieder atemberaubend schön. Richtung Norden waren noch immer schneebedeckte Bergriesen zu sehen. Richtung Süden sah man steile Berghänge voller Ackerland und Anbauterrassen. Zwischendrin standen immer wieder vereinzelte Häuser und in der Ferne war schon das nächste Dorf zu erkennen.

Blick nach Norden
Anbauterrassen

Von hier an ging es für ein paar Minuten geradeaus weiter, stets am Hang entlang. Dann wurde es langsam wieder steiler und wir gewannen weiter an Höhe. Wir liefen an den vielen Feldern und Häuschen vorbei und konnten die Dorfbewohner bei ihrer täglichen Arbeit beobachten. Ältere Männer arbeiteten auf den Feldern, trieben Ochsen über ihren Acker. Frauen saßen an den Wasserstellen, wuschen Kleidung, Geschirr und Gemüse. Hühner spazierten durch die Gegend und Getreide trockneten in der Sonne. Und so verging die Zeit schon fast wie im Flug. Nach nur ca. 3 ½ Stunden erreichten wir unser heutiges Ziel: Sikha. Sikha gefiel uns sofort. Ein ordentlich gepflasterter Weg führte einmal quer durch das Dorf und überall am Wegrand standen eng aneinander gereiht viele hübsche Steinhäuser.

Sikha

Direkt am Ortseingang standen zwei Lodges, die uns gleich ansprachen. Wir gingen in eine davon und ließen uns eines der Zimmer zeigen. Bequeme saubere Betten, Bad und heiße Dusche – perfekt. Auch die Preise waren wieder deutlich niedriger, denn Trekker gibt es hier kaum. Wenn wir das richtig mitbekommen haben, dann haben außer uns nur drei andere Wanderer im ganzen Dorf übernachtet. Eine junge Schweizerin mit in unserer Lodge und zwei ältere Herren in der Lodge gegenüber. Die Besitzerin unserer Lodge war ersichtlich glücklich über den Besuch und sie bemühte sich total, um uns vollends zufrieden zu machen. Es war richtig niedlich, wie sie da die ganze Zeit strahlend herum wuselte.

Der Tag war noch jung. Es war gerade mal 12.30 Uhr, als wir in Sikha angekommen waren und so hatten wir nach dem Mittagessen noch ausgiebig Zeit, um die Ruhe in dieser wunderschönen Umgebung zu genießen. Naja, Fab jedenfalls, denn ich habe fast den ganzen Nachmittag geschlafen. Er dagegen saß gemütlich auf der Dachterrasse vor unserem Zimmer und genoss die Sonne.

Der Annapurna Circuit wird ja oftmals auch als „Teahouse Trek“ bezeichnet, weil es ja quasi überall Teehäuser und Lodges gibt. Ich persönlich nenne den Circuit den „Snickers Trek“. Denn es gibt überall, und zwar wirklich überall auf dem Trek Snickers zu kaufen. Manchmal auch Mars und Bounty, aber definitiv Snickers. Und nicht nur das. Auf den Speisekarten steht unter Desserts fast überall Snickers. Ich hatte mich bisher immer gewundert, warum die Einheimischen Snickers auf ihre Menüs schreiben und vor allem, warum so ein blöder Riegel fast 3 Euro kostet und damit teurer ist als die meisten Hauptspeisen. In Sikha habe ich das Rätsel endlich gelöst. Es handelt sich nicht einfach nur um Snickers, sondern um frittierte (!) Snickers im Teigmantel. Eigentlich esse ich solche Sachen ja nicht, aber da musste ich dann doch mal cheaten. Und das war es definitiv wert!