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Eine Bootsfahrt, die ist lustig, eine Bootsfahrt, die ist schön – oder auch: Koh Rong vom Feinsten

Hätte uns vor zwei Jahren jemand gesagt, dass wir in naher Zukunft auf einer Insel landen würden, die zu schätzungsweise 95 % aus tiefstem Dschungel besteht, die keine Straßen oder auch nur Fahrzeuge hat, sondern wo das Fortbewegungsmittel der Einheimischen Büffel sind, wo jedes Haus ausschließlich aus Holz gebaut und für Tiere aus dem Dschungel durchaus leicht zu betreten (oder zu bekriechen) ist, es kein warmes Wasser gibt und selbst kaltes Wasser nur begrenzt vorhanden ist, wo Toilettenpapier nicht in der Toilette entsorgt werden darf, wo von 1.00 bis 8.00 Uhr der Strom abgestellt wird (ganz zu schweigen von zwischenzeitlichen Stromausfällen) und wo man bei der Ankunft erst einmal eine Einweisung bekommt, wie man mit den Gefahren des Dschungels umzugehen hat – ich glaube, wir hätten vielleicht kurz darüber nachgedacht, aber mit Sicherheit hätten wir dankend abgelehnt.

Aber dann haben wir wieder und wieder von der Backpacker-Insel Koh Rong gelesen, der zweitgrößten Insel Kambodschas. Bei der ganzen Schwärmerei konnten wir einfach nicht widerstehen und vielleicht war uns auch gar nicht so richtig klar, was uns eigentlich erwarten würde. Also hörten wir uns gelassen unsere Einweisung an; dass wir auf keinen Fall den Strand verlassen und alleine in den Dschungel gehen dürfen; dass wir auf unsere Gesundheit achten sollen, weil es auf der Insel niemanden gibt, der eine medizinische Ausbildung hat und in Notfällen erst eine Fähre vom Festland gerufen werden muss (selbst die Speed Ferry ist mindestens 45 Minuten pro Strecke unterwegs); dass Schlangen und Skorpione nur selten an den Strand kommen und dass man den Büffeln besser nicht zu nahe kommt. Alles klar, klingt doch easy.

Nächster Halt: Unser Guesthouse. Unser Zimmer, in das nicht viel mehr als ein Doppelbett gepasst hat, war von den Nachbarzimmern gerade mal durch eine ca. 1 cm dicke und 2 m hohe Holzplatte getrennt. Darüber war bis zum Dach alles offen, sodass jeder auf der Etage von den Geräuschen aus den anderen Zimmern und dem Fernseher auf der Terrasse profitieren konnte. Die ganze Etage (9 Zimmer) teilte sich zwei „Bäder“ (ein Bad besteht aus einem WC und einem Duschkopf – Geschlechtertrennung gibt es nicht), deren Anblick uns nur schaudern ließ. Da es in Kambodscha keine Duschkabinen gibt, sondern quasi immer das ganze Bad mitduscht, waren das WC und der Boden nass und dreckig. Klodeckel oder auch nur eine Klobrille gab es nicht, hinsetzen war also nahezu unmöglich. Und das Schild „No shoes in the bathroom, please“ war auch nicht sonderlich erfreulich. Aber immerhin: Als wir uns auf die Suche nach einem anderen Guesthouse machten, durften wir uns immer wieder anhören, dass wir doch mit unserem eine super Wahl getroffen hatten…

Neue must-haves auf der Packliste: Papier-WC-Auflagen, jede Menge Klopapier und am besten ein Desinfektionsspray für die Haut. Zum Glück hatten wir alles dabei.

Und trotzdem: Hat man sich erst einmal in eine der Hängematten unter den Palmen am Strand gelegt oder ist in das türkisblaue Wasser abgetaucht, war das Guesthouse schon fast vergessen und man fühlte sich wie im Paradies.

Koh Rong
Koh Rong

Auf dieser Insel geht es nicht um den Standard der Unterkunft, hier geht es vielmehr um die unfassbare Idylle und Abgeschiedenheit. Darum, mit der Sonne aufzustehen, in den Tag hineinzuleben und ihn abends bei einem geselligen BBQ mit Cocktails und entspannter Musik ausklingen zu lassen. Den Tag verbringt man mit Spaziergängen oder Sonnenbaden an feinem, weißen Strand. Zwischendurch verschafft das traumhafte Meer Abkühlung, das uns mit seinen Wellen stundenlang beschäftigt hat.

Koh Rong
Koh Rong

Was dieses Paradies so reizvoll macht? Vor wenigen Jahren hat ein Fernsehsender eine einsame Insel für eine Survival-Sendung gesucht und ist auf Koh Rong gelandet. Dort gab es nichts außer ein paar Einheimischen; keine Touristen, keine Hotels, einfach nur Natur. Ein Mitglied der Crew konnte sich nicht mehr lösen und steckt seit fünf Jahren Herz und Seele in diese Insel, um das Paradies auch anderen zugänglich zu machen. Noch heute ist Koh Rong eher ein Geheimtipp als eine Touristenhochburg. Die wenigen Unterkünfte sollen die Natur nicht belasten und deswegen denen der Einheimischen nahe kommen. Und genau das verleiht dieser Insel den Flair.

Koh Rong
Koh Rong

Gestern war unser letzter Abend auf dieser wundervollen Insel und den wollten wir nutzen, um uns im Dunkeln biolumineszierendes Plankton anzuschauen. Das ist blaues Plankton, das im Dunkeln leuchtet. Um dieses Phänomen zu sehen, haben wir eine Bootstour zu einer nahegelegenen Insel gebucht. Zuerst waren wir skeptisch, denn wir hatten schon einige Boote am Abend zurückkehren sehen und keiner der Teilnehmer sah in irgendeiner Weise glücklich aus. Aber gut. Los ging unsere Bootstour damit, dass schon nach wenigen Metern der Motor schlapp machte. Das war aber nicht weiter schlimm, einfach neues Benzin in den Tank und los gehts. Die beiden Jungs, die das Boot gesteuert haben, waren übrigens nicht älter als 15. Der eine von beiden hat die ganze Zeit ein LED-Licht in der Hand gehalten, weil das Boot selbst leider keine Beleuchtung zu bieten hatte. Und so fuhren wir mehr oder weniger blind in die Tiefe der Nacht. Bis wir schließlich an einem Strand ankamen und uns einer der Jungs Schnorchelmasken in die Hand drückte. Etwas verdattert fragten wir ihn, was wir jetzt tun sollten, weil wir ja eigentlich nur Plankton anschauen wollten und noch nicht einmal Badesachen anhatten. Tja, diese Frage warf ihn sichtlich aus der Bahn und nach einigem Überlegen sagte er nur „Okay“, zog den Anker wieder ins Boot und weiter ging die Fahrt. Dann fuhren wir den halben Weg wieder zurück und steuerten eine kleine Insel an. Und da war es: Die schäumenden Wellen, die das kleine Boot aufwühlte, fingen plötzlich an zu leuchten. Das leuchtende Plankton sieht man im stillen Wasser nicht, sondern nur dann, wenn es in Bewegung kommt. Ein faszinierender Anblick. Dann warf der Junge wieder den Anker über Bord und drückte uns erneut die Schnorchelmasken in die Hand. Öööhm… Wir waren zwar nicht die Einzigen, die nicht mit der kleinen Schwimmrunde in der absoluten Finsternis gerechnet hatten, aber dennoch waren wir die Einzigen, die nicht mit Klamotten ins Meer gesprungen sind. Stattdessen haben wir lieber vom Boot aus zugeschaut, wie die Körper der anderen Teilnehmer unter Wasser plötzlich anfingen zu leuchten, weil jede einzelne Bewegung das Plankton zum Leuchten gebracht hat. Wahnsinn! Obwohl die Bilder bei Google deutlich mehr versprochen haben als wir letztendlich zu sehen bekommen haben (da leuchten ganze Strände), sieht man sowas ja doch nicht sonderlich oft.

Heute früh ging es dann mit gemischten Gefühlen wieder zurück ans Festland. Einerseits hätten wir gerne noch Wochen an den traumhaften Stränden von Koh Rong verbracht, letzten Endes hat dann aber doch die Vorfreude auf ein sauberes, privates Bad überwogen. Der Weg zurück war leider weniger schön. Noch vor der Abfahrt verschaffte sich eine Angestellte Gehör, um die Passagiere auf den starken Wellengang hinzuweisen und anschließend Kotztüten zu verteilen. Na klasse! Mit unserem Speedboat sollte die Fahrt zum Glück nur 45 Minuten dauern, aber dafür wurde jede einzelne Welle zur Sprungschanze und jeder Aufprall ließ den Magen springen. Nach 5 Minuten habe ich dann vorsichtshalber eine Tablette gegen Übelkeit eingeworfen, aber zu retten war damit leider nicht mehr viel…

– Tini