Archiv der Kategorie: Kambodscha

Geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst – Kampot

Für unsere letzten Tage in Kambodscha haben wir Kampot auserkoren, ein süßes kleines Nest mit etwa 40.000 Einwohnern, dessen ländliche Umgebung erstaunlich viel zu bieten hat. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören in Berge gehauene Höhlen mit Tempeln, Nationalparks, Wasserfälle, Berglandschaften, Bootstouren, Salzfelder oder auch Pfefferplantagen. Aber eins nach dem anderen…

Nach unserem Aufenthalt auf Koh Rong und der nicht ganz so spaßigen Fährüberfahrt verbrachten wir noch einen ruhigen Tag in Sihanoukville, an dem wir unter anderem unsere Visa für Vietnam abholten. Das vietnamesische Konsulat in Sihanoukville ist dafür bekannt, die Visa quasi in Schallgeschwindigkeit auszustellen.

Unser Start in Kampot war dann leider alles andere als erfreulich. Schon die Fahrt von Sihanoukville in das 110 km entfernte Städtchen erwies sich schnell als Horrortrip. Mit dem Minivan sollte die Fahrt 1 ½ Stunden dauern. Los gehen sollte es 12 Uhr, es wurde dann aber 30 Minuten später, weil es mit Zeitangaben keiner so genau nimmt. Doch Abfahrt ist hier nicht gleich Abfahrt. Nachdem uns der Minivan endlich eingesammelt hatte, kurvten wir noch eine gute Stunde durch Sihanoukville, weil der Fahrer jeden einzelnen Fahrgast direkt zu Hause abholte. Nur wir mussten zum Busunternehmen kommen und das, obwohl wir uns sicher sind, dass keiner der anderen Fahrgäste (wir waren die einzigen Ausländer) so viel bezahlt hat wie wir. Selbst als der Minivan schon mehr als voll war, hat der Fahrer immer und immer wieder angehalten und weitere Leute eingesammelt. Letztendlich haben sich in den Minivan mit elf Sitzen (ohne Fahrer) ganze 21 Fahrgäste mitsamt Gepäck gequetscht. Eine Klimaanlage gab es in dem Wagen natürlich nicht. Zugegeben, es waren drei kleine Kinder dabei, die alle brav auf Mamis Schoß Platz genommen haben, trotzdem macht es ganz sicher keinen Spaß, wenn sich sieben Leute einen Dreisitzer teilen müssen. Wir wissen nicht, ob die Einheimischen Angst oder Respekt vor uns hatten, jedenfalls mussten wir uns glücklicherweise den Dreisitzer nur mit zwei zierlichen Mädels teilen. Wir hatten Sihanoukville kaum verlassen, da musste die Fahrt plötzlich wegen eines medizinischen Notfalls unterbrochen werden. Als wir dann irgendwann endlich in Kampot ankamen, wollten wir nur noch eine Unterkunft finden, uns von der Fahrt erholen und unsere Mägen beruhigen. Unsere Unterkunft (Captain Chim’s Guesthouse) war leider nicht so der Knüller, für eine Nacht und vor allem für den Preis aber erträglich. Den krönenden Abschluss des ohnehin schon beschi**enen Tages bildete dann noch eine Lebensmittelvergiftung, die sich Fab eingefangen hat.

Dementsprechend war auch am nächsten Tag erstmal nur Erholung angesagt. Wir machten uns auf die Suche nach einer neuen Unterkunft und sind dann im „The Magic Sponge“ gelandet, ein wirklich wundervolles Guesthouse mit super nettem britischem Personal (endlich mal wieder Personal, das fließend Englisch spricht!), gratis Minigolf im Garten, super leckerem Essen und schönen, sauberen Zimmern. Die ersten beiden Nächte gönnten wir uns ein 4-Personen-Zimmer für uns alleine, dann mussten wir mal eine Nacht im 6-Betten-Schlafsaal verbringen, um dann in ein Zweibettzimmer umziehen zu können.

Als Fab dann wieder fit war, haben wir damit begonnen, die schöne Gegend Kampots zu erkunden. Dazu haben wir eine der zahlreichen Touren gebucht, die hier angeboten werden. Zwar ging unsere Laune erstmal wieder stark abwärts, als wir feststellen, dass unsere Countryside-Tour in einem Tuk-Tuk stattfinden sollte. Letztendlich hat aber gerade das den unglaublichen Reiz unserer Tour ausgemacht, denn die Tuk-Tuks sind kaum schneller als 20 km/h gefahren und so konnte man die Landschaft in vollen Zügen genießen.

Tuk-Tuk
Tuk-Tuk

Los ging es mit der Besichtigung der Salzfelder. Es ist sehr interessant zu sehen, wie Salz gewonnen wird, aber irgendwie möchte man nie wieder Salz essen. Es werden einfach Löcher in die Erde gegraben, das Salzwasser aus dem Meer hineingeleitet und dann wartet man darauf, dass die Sonne das ganze Wasser verdampfen lässt. Deswegen sind die Salzfelder auch nur in der Trockenzeit in Betrieb. Das Salz wird dann in einer Scheune auf dem Boden gesammelt, die jeder nach Lust und Laune mit Straßenschuhen betreten kann und dann wird es ohne weitere Reinigung einfach abgepackt. Guten Appetit.

Salt Fields
Salt Fields

Danach ging es zu einer der zahlreichen Höhlen, in denen kleine Tempel in den Fels gehauen wurden. Die weitere Fahrt führte uns über Schotterstraßen durch die schöne Landschaft Kambodschas, vorbei an abgeschiedenen Seen und vielen einheimischen Hütten und Feldern. Mit unserem Tuk-Tuk hoppelten wir über die Straßen und genossen den Anblick, der sich uns bot. Der nächste große Stopp war bei den berühmten Pfefferplantagen Kampots. Der Pfeffer, der dort angebaut wird, zählt schon seit Jahrzehnten zu dem besten der Welt. Selbst in den besten Küchen Frankreichs verwendet man den Kampot Pfeffer. Auf der Plantage konnten wir grünen Pfeffer direkt von der Pflanze probieren. Es war einfach köstlich, die Gesichter beim Essen ein Traum und der Nachgeschmack hielt eeewig.

Pfefferplantage
Pfefferplantage

Anschließend fuhren wir noch zum Nachbarort Kep, der direkt an der Küste liegt. Dort gab es eine Mittagspause, die wir für einen Spaziergang nutzten, auf dem wir mal wieder jede Menge Affen entdeckt haben. Kep wiederum ist bekannt für sein unglaublich gutes Seafood, vor allem die Krabben auf dem Krabbenmarkt sollen wirklich gut sein. Leider konnten wir uns beide noch nicht so richtig zu einer Kostprobe überwinden.

Den Abschluss unseres Tages bildete eine Bootsfahrt bei Sonnenuntergang. Während wir gemütlich den Fluss hinauf schipperten, boten sich uns traumhafte Anblicke, als die Sonne hinter den Hügeln (man nennt das hier Berge) verschwand. Nach Sonnenuntergang machte das Boot noch einen kurzen Halt an einem bestimmten Uferabschnitt. Dort gibt es einzelne Bäume, in denen es nur so von Glühwürmchen wimmelt. Es ist ein unglaublicher Anblick, wenn ganze Bäume leuchten wie ein Weihnachtsbaum. Dummerweise haben wir genau an diesem Abend unser Mückenspray vergessen, weswegen wir uns noch immer mit Juckreizen rumplagen müssen.

Sunset River Cruise, Kampot
Sunset River Cruise, Kampot

Nach einem weiteren Ruhetag mit Reiseplanungen unternahmen wir gestern noch eine Tour zum Bokor Hill. Dieser liegt in einem Nationalpark und hat 1081 Höhenmeter. Normalerweise hat man dort in der Trockenzeit einen wunderschönen Ausblick über die ganze Küstenregion. Leider fanden aber gerade Brandrodungen statt, durch welche die Luft vollständig mit Rauch vernebelt und der Ausblick dementsprechend ziemlich eingeschränkt war. Im Nationalpark gibt es auch mehrere Wasserfälle, die sich in der Trockenzeit aber eher in kleine Pfützchen verwandeln. Schade, aber es ist durchaus auch beeindruckend, rießige Wasserfälle komplett ausgetrocknet zu sehen.

Und nun haben wir nicht nur unseren letzten Abend in Kampot verbracht, sondern überhaupt in Kambodscha. Ab heute gelten unsere Visa für Vietnam und so machen wir uns auf den langen Weg zur Millionenmetropole Ho Chi Minh City (Saigon), die sicherlich wieder viele neue Eindrücke für uns bereithalten wird.

 

Top Kampot: The Magic Sponge Guesthouse; Captain Chim’s Countryside Tour; Sisters II Bakery

Flop Kampot: Minivan Sihanoukville – Kampot

– Fab & Tini

Eine Bootsfahrt, die ist lustig, eine Bootsfahrt, die ist schön – oder auch: Koh Rong vom Feinsten

Hätte uns vor zwei Jahren jemand gesagt, dass wir in naher Zukunft auf einer Insel landen würden, die zu schätzungsweise 95 % aus tiefstem Dschungel besteht, die keine Straßen oder auch nur Fahrzeuge hat, sondern wo das Fortbewegungsmittel der Einheimischen Büffel sind, wo jedes Haus ausschließlich aus Holz gebaut und für Tiere aus dem Dschungel durchaus leicht zu betreten (oder zu bekriechen) ist, es kein warmes Wasser gibt und selbst kaltes Wasser nur begrenzt vorhanden ist, wo Toilettenpapier nicht in der Toilette entsorgt werden darf, wo von 1.00 bis 8.00 Uhr der Strom abgestellt wird (ganz zu schweigen von zwischenzeitlichen Stromausfällen) und wo man bei der Ankunft erst einmal eine Einweisung bekommt, wie man mit den Gefahren des Dschungels umzugehen hat – ich glaube, wir hätten vielleicht kurz darüber nachgedacht, aber mit Sicherheit hätten wir dankend abgelehnt.

Aber dann haben wir wieder und wieder von der Backpacker-Insel Koh Rong gelesen, der zweitgrößten Insel Kambodschas. Bei der ganzen Schwärmerei konnten wir einfach nicht widerstehen und vielleicht war uns auch gar nicht so richtig klar, was uns eigentlich erwarten würde. Also hörten wir uns gelassen unsere Einweisung an; dass wir auf keinen Fall den Strand verlassen und alleine in den Dschungel gehen dürfen; dass wir auf unsere Gesundheit achten sollen, weil es auf der Insel niemanden gibt, der eine medizinische Ausbildung hat und in Notfällen erst eine Fähre vom Festland gerufen werden muss (selbst die Speed Ferry ist mindestens 45 Minuten pro Strecke unterwegs); dass Schlangen und Skorpione nur selten an den Strand kommen und dass man den Büffeln besser nicht zu nahe kommt. Alles klar, klingt doch easy.

Nächster Halt: Unser Guesthouse. Unser Zimmer, in das nicht viel mehr als ein Doppelbett gepasst hat, war von den Nachbarzimmern gerade mal durch eine ca. 1 cm dicke und 2 m hohe Holzplatte getrennt. Darüber war bis zum Dach alles offen, sodass jeder auf der Etage von den Geräuschen aus den anderen Zimmern und dem Fernseher auf der Terrasse profitieren konnte. Die ganze Etage (9 Zimmer) teilte sich zwei „Bäder“ (ein Bad besteht aus einem WC und einem Duschkopf – Geschlechtertrennung gibt es nicht), deren Anblick uns nur schaudern ließ. Da es in Kambodscha keine Duschkabinen gibt, sondern quasi immer das ganze Bad mitduscht, waren das WC und der Boden nass und dreckig. Klodeckel oder auch nur eine Klobrille gab es nicht, hinsetzen war also nahezu unmöglich. Und das Schild „No shoes in the bathroom, please“ war auch nicht sonderlich erfreulich. Aber immerhin: Als wir uns auf die Suche nach einem anderen Guesthouse machten, durften wir uns immer wieder anhören, dass wir doch mit unserem eine super Wahl getroffen hatten…

Neue must-haves auf der Packliste: Papier-WC-Auflagen, jede Menge Klopapier und am besten ein Desinfektionsspray für die Haut. Zum Glück hatten wir alles dabei.

Und trotzdem: Hat man sich erst einmal in eine der Hängematten unter den Palmen am Strand gelegt oder ist in das türkisblaue Wasser abgetaucht, war das Guesthouse schon fast vergessen und man fühlte sich wie im Paradies.

Koh Rong
Koh Rong

Auf dieser Insel geht es nicht um den Standard der Unterkunft, hier geht es vielmehr um die unfassbare Idylle und Abgeschiedenheit. Darum, mit der Sonne aufzustehen, in den Tag hineinzuleben und ihn abends bei einem geselligen BBQ mit Cocktails und entspannter Musik ausklingen zu lassen. Den Tag verbringt man mit Spaziergängen oder Sonnenbaden an feinem, weißen Strand. Zwischendurch verschafft das traumhafte Meer Abkühlung, das uns mit seinen Wellen stundenlang beschäftigt hat.

Koh Rong
Koh Rong

Was dieses Paradies so reizvoll macht? Vor wenigen Jahren hat ein Fernsehsender eine einsame Insel für eine Survival-Sendung gesucht und ist auf Koh Rong gelandet. Dort gab es nichts außer ein paar Einheimischen; keine Touristen, keine Hotels, einfach nur Natur. Ein Mitglied der Crew konnte sich nicht mehr lösen und steckt seit fünf Jahren Herz und Seele in diese Insel, um das Paradies auch anderen zugänglich zu machen. Noch heute ist Koh Rong eher ein Geheimtipp als eine Touristenhochburg. Die wenigen Unterkünfte sollen die Natur nicht belasten und deswegen denen der Einheimischen nahe kommen. Und genau das verleiht dieser Insel den Flair.

Koh Rong
Koh Rong

Gestern war unser letzter Abend auf dieser wundervollen Insel und den wollten wir nutzen, um uns im Dunkeln biolumineszierendes Plankton anzuschauen. Das ist blaues Plankton, das im Dunkeln leuchtet. Um dieses Phänomen zu sehen, haben wir eine Bootstour zu einer nahegelegenen Insel gebucht. Zuerst waren wir skeptisch, denn wir hatten schon einige Boote am Abend zurückkehren sehen und keiner der Teilnehmer sah in irgendeiner Weise glücklich aus. Aber gut. Los ging unsere Bootstour damit, dass schon nach wenigen Metern der Motor schlapp machte. Das war aber nicht weiter schlimm, einfach neues Benzin in den Tank und los gehts. Die beiden Jungs, die das Boot gesteuert haben, waren übrigens nicht älter als 15. Der eine von beiden hat die ganze Zeit ein LED-Licht in der Hand gehalten, weil das Boot selbst leider keine Beleuchtung zu bieten hatte. Und so fuhren wir mehr oder weniger blind in die Tiefe der Nacht. Bis wir schließlich an einem Strand ankamen und uns einer der Jungs Schnorchelmasken in die Hand drückte. Etwas verdattert fragten wir ihn, was wir jetzt tun sollten, weil wir ja eigentlich nur Plankton anschauen wollten und noch nicht einmal Badesachen anhatten. Tja, diese Frage warf ihn sichtlich aus der Bahn und nach einigem Überlegen sagte er nur „Okay“, zog den Anker wieder ins Boot und weiter ging die Fahrt. Dann fuhren wir den halben Weg wieder zurück und steuerten eine kleine Insel an. Und da war es: Die schäumenden Wellen, die das kleine Boot aufwühlte, fingen plötzlich an zu leuchten. Das leuchtende Plankton sieht man im stillen Wasser nicht, sondern nur dann, wenn es in Bewegung kommt. Ein faszinierender Anblick. Dann warf der Junge wieder den Anker über Bord und drückte uns erneut die Schnorchelmasken in die Hand. Öööhm… Wir waren zwar nicht die Einzigen, die nicht mit der kleinen Schwimmrunde in der absoluten Finsternis gerechnet hatten, aber dennoch waren wir die Einzigen, die nicht mit Klamotten ins Meer gesprungen sind. Stattdessen haben wir lieber vom Boot aus zugeschaut, wie die Körper der anderen Teilnehmer unter Wasser plötzlich anfingen zu leuchten, weil jede einzelne Bewegung das Plankton zum Leuchten gebracht hat. Wahnsinn! Obwohl die Bilder bei Google deutlich mehr versprochen haben als wir letztendlich zu sehen bekommen haben (da leuchten ganze Strände), sieht man sowas ja doch nicht sonderlich oft.

Heute früh ging es dann mit gemischten Gefühlen wieder zurück ans Festland. Einerseits hätten wir gerne noch Wochen an den traumhaften Stränden von Koh Rong verbracht, letzten Endes hat dann aber doch die Vorfreude auf ein sauberes, privates Bad überwogen. Der Weg zurück war leider weniger schön. Noch vor der Abfahrt verschaffte sich eine Angestellte Gehör, um die Passagiere auf den starken Wellengang hinzuweisen und anschließend Kotztüten zu verteilen. Na klasse! Mit unserem Speedboat sollte die Fahrt zum Glück nur 45 Minuten dauern, aber dafür wurde jede einzelne Welle zur Sprungschanze und jeder Aufprall ließ den Magen springen. Nach 5 Minuten habe ich dann vorsichtshalber eine Tablette gegen Übelkeit eingeworfen, aber zu retten war damit leider nicht mehr viel…

– Tini

Phnom Penh

In Phnom Penh standen eigentlich nur zwei Dinge auf dem Plan: Ausruhen und Königspalast. Um in Ruhe zu schauen, wie wir unsere Zeit in Phnom Penh verbringen wollen, haben wir erstmal drei Nächte im Top Banana Guesthouse (der Empfehlung des Lonely Planet Reiseführers) gebucht. Am ersten Tag haben wir das Guesthouse nur verlassen, um uns auf die Suche nach Essen zu machen und haben eine super, wenn auch nicht ganz günstige Entdeckung gemacht: Bagels im gemütlichen Java Café, mit Spiegelei, Schinken und Käse bzw. mit unglaublich guter Lachscreme.

Den Abend haben wir dann auf der Dachbar unseres Guesthouses mit Bier und einer Runde Beer-Pong ausklingen lassen. So haben wir den Tag recht gemütlich verbracht, allerdings waren die Nächte dafür umso schlimmer. Da unser Zimmer genau unter der Bar lag und wir so nicht nur die Musik, sondern auch jedes Stühlerücken und jeden herunterfallenden Ball vom Beer-Pong bestens hören konnten, war an Schlaf lange nicht zu denken. Schlimmer war aber, dass das Zimmer neben uns gerade renoviert wurde und jeden Morgen Punkt 7 Uhr das große Bohren begann.

Immerhin waren wir so früh genug wach, um uns in aller Ruhe den Königspalast anzuschauen. Mit 6,50 USD pro Person war der Eintritt recht teuer, aber da wir vom Königspalast in Bangkok völlig begeistert waren, war es uns das durchaus wert. Leider war der Königspalast im Vergleich zu Bangkok (wo der Eintritt übrigens kostenlos war) nur wenig spektakulär und die Gebäude durfte man noch nicht einmal betreten. Bei den meisten waren sogar die Türen verschlossen, sodass man noch nicht einmal reinschauen durfte. Na gut, dachten wir uns, die Hauptattraktion des Palastes, die Silberpagode, kommt ja noch. Die Silberpagode wird so genannt, weil ihr Boden aus 5.000 1kg schweren Silberplatten besteht. Und siehe da, man durfte tatsächlich hineingehen. Allerdings war der ganze Boden mit Teppich bedeckt, von Silber war nichts zu sehen. Dieser Königspalast ist reine Geldverschwendung.

Leider trifft das auf Einiges in der Stadt zu. Phnom Penh schien uns ziemlich teuer und dabei nur wenig lohnenswert. Deswegen ist uns auch schnell die Lust vergangen, in das legendäre Nachtleben der Stadt reinzuschnuppern. Außerdem waren wir hundemüde, schließlich hatten wir ja kaum geschlafen. So sind wir also einfach nur die Uferpromenade entlang geschlendert, haben ewig nach einem bezahlbaren Café gesucht und uns dann auf den Weg zum Hauptmarkt gemacht, bei dem 18 Uhr aber leider schon fast alle Läden geschlossen hatten (was hier äußerst ungewöhnlich ist).

Insgesamt waren wir von dieser Stadt nicht sonderlich begeistert und so haben wir uns wieder auf den Weg gemacht. Dieses Mal steht Entspannung auf dem Plan, die wir nach den letzten Wochen dringend nötig haben. Unser Ziel ist die Insel Koh Rong, die vor Sihanoukville liegt und für ihre traumhaft schönen Strände bekannt ist.

 

Top Phnom Penh:

Java Café mit seinen unglaublich leckeren Bageln und Broten

Flop Phnom Penh:

Der Königspalast, der viel zu viel kostet und in dem es kaum etwas zu sehen gibt, was man nicht auch außerhalb der Mauern sehen kann.

 

– Fab & Tini

Angkor Wat

Aus unserer dreitägigen Angkor-Tour ist nun leider nur eine zweitägige geworden, da unser Guesthouse für die nächsten Tage ausgebucht war und wir noch gestern unser Zimmer räumen mussten. Eine andere Unterkunft wollten wir uns nicht erst noch suchen, also sind wir in die Hauptstadt Kambodschas weitergefahren, Phnom Penh. Eigentlich schade, weil es uns in Siem Reap richtig gut gefallen hat und wir problemlos noch 2-3 Tage dort hätten verbringen können. Die Menschen sind so unglaublich freundlich und obwohl es noch dreckiger ist als in Bangkok, ist die Stadt ganz schön. Vor allem hat uns auch unser Guesthouse, die Blossoming Romduol Lodge, sehr gut gefallen. Mit ihrem kleinen Teich und einer schönen Lodge im Vorgarten war es dort richtig gemütlich und das Essen war sehr lecker. In unserem Zimmer hat sich zwar erstmal ein Haufen Mini-Ameisen in meinem Gepäck versammelt, aber nachdem wir meine Sachen sorgfältig von den Ameisen befreit und evakuiert haben, sind sie alle wieder verschwunden. Halb so wild, es gibt schlimmere Tiere. Kakerlaken zu Beispiel, oder Spinnen.

Okay, nun also zu Angkor Wat. Wir haben uns die rießige Tempelstadt in zwei wirklich anstrengenden Tagen angeschaut. Am ersten Tag sind wir mit einem Tuk-Tuk die kleine Angkor-Runde gefahren, welche die größten und wichtigsten Tempel abdeckt. Für die Fahrt muss man zusätzlich zum Eintritt ca. 10-15 USD einplanen, je nach Verhandlungsgeschick. Mit unserem Fahrer hatten wir wirklich Glück; er konnte gut Englisch, war jung und äußert nett. Während wir im ersten Tempel waren, hat er die Zeit genutzt, um ein paar Worte Deutsch zu lernen und uns dann strahlend mit „Guten Tag“, „Wie geht es dir?“ und „Danke“ zu begrüßen. Damit hat er sich ein gutes Trinkgeld verdient.

Die Tempelanlage selbst ist natürlich der Wahnsinn. Beim Haupttempel (Angkor Wat) und bei Angkor Thom hätte es eigentlich Sinn gemacht, einen Guide zu nehmen, aber die Zeit war knapp und der Eintritt teuer genug. Im Nachhinein leider etwas ärgerlich, aber hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer. Zur Runde gehörte neben mehreren „kleinen“ Tempeln auch noch der beeindruckende Ta Prohm, der berühmte Tomb Raider / Indiana Jones Tempel, bei dem sich die Natur ihr Stück Erde wieder zurückerobert und den gesamten Tempel mit ihren Baumwurzeln zerstört hat. Für die kleine Runde haben wir gute 6-7 Stunden gebraucht, was ja an sich schon anstrengend ist. Aber das Klima und die steilen Treppen mit ihren unglaublich hohen Stufen in den Tempeln sollte man dabei keinesfalls unterschätzen.

Angkor Wat
Angkor Wat

Am zweiten Tag sind wir die große Angkor-Runde mit geliehenen Fahrrädern gefahren. Eigentlich war das eher eine Radtour mit gelegentlichen Tempelstopps. Die großen Tempel hatten wir ja schon gesehen, also haben wir nur noch bei den kleinen abgelegenen Tempeln Halt gemacht. Anfangs war es schon etwas beängstigend, durch das Verkehrchaos in Siem Reaps Zentrum zu radeln. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es dort überhaupt so etwas wie Verkehrsregeln gibt. Alle Spuren werden für alle Richtungen genutzt, selbst in der Einbahnstaße kommen einem Fahrzeuge entgegen. An Kreuzungen scheint niemand so wirklich die Vorfahrt zu haben, man fährt einfach und irgendwie regelt sich das schon. Aber das Faszinierende ist: es funktioniert und zwar richtig gut! Und warum? Weil einfach jeder aufpasst und Rücksicht auf die Anderen nimmt. Keiner ist so egoistisch wie die deutschen Verkehrsteilnehmer, keiner beharrt auf seiner Vorfahrt, keiner drängelt. Es gibt keine bösen Gesten, sondern es wird einfach anstandslos Platz gemacht. In unserem letzten Blogeintrag haben wir noch geschrieben, wie unser Busfahrer alle anderen zur Seite gehupt hat, aber heute wissen wir: das Hupen ist hier keine böse Geste, sondern heißt ganz einfach „Vorsicht, nicht nach links fahren, ich überhole dich“, denn so etwas wie Schulterblick kennen die hier nicht.

Nachdem wir also die ersten großen Kreuzungen überquert hatten, waren die Ängste im kambodschanischen Straßenverkehr überwunden und die Radtour konnte beginnen. Der größte Teil der Strecke führt durch schattige Wälder und lässt sich richtig schön fahren. Zwischen Angkor Wat und Angkor Thom haben wir unseren ersten längeren Stopp eingelegt, denn dort gibt es Affen am Straßenrand. Freilebend natürlich, Angkor ist ja kein Zoo. Aber es gibt eben nicht nur schöne Tiere dort. Als wir am ersten Tag mit dem Tuk-Tuk unterwegs waren, riss unser Fahrer plötzlich einen Fuß hoch. Zuerst dachte ich, dass er seinen Schuh verloren hat, aber nein, es ist eine Schlange aus dem Baum gefallen und direkt vor uns auf der Straße gelandet…

Angkor Thom (Angkor Wat)
Angkor Thom (Angkor Wat)

Insgesamt sind wir mit dem Fahrrad fast 50 km gefahren, wobei die Entfernung zwischen unserer Unterkunft und dem ersten Tempel nicht einmal 7 km betrug. Da merkt man erst, wie gigantisch die Tempelanlage von Angkor ist! Zum Glück gibt es dort überall Stände mit kühlen Getränken und frischem Obst, an denen man sich zwischendurch erfrischen kann. Da konnte natürlich auch ich nicht widerstehen. No risk no fun dachte ich mir und dann haben wir meine Fruktoseintoleranz mal so richtig auf die Probe gestellt. Erst haben wir eine Kokosnuss ausgeschlürft, dann haben wir uns eine ganze Ananas und eine Mango geteilt. Und siehe da, es waren keine Schmerztabletten notwendig, ich habe alles bestens überstanden!

Quelle: Google Maps

Gestern hätten wir uns eigentlich noch gern die Roluos Tempel vor Angkor angeschaut, aber stattdessen saßen wir mal wieder 8 Stunden im Bus und haben über die vorbeiziehende Landschaft gestaunt. Und nun werden wir sehen, was Phnom Penh zu bieten hat.

– Tini

Eine Busfahrt, die ist lustig, eine Busfahrt, die ist schön…

… so soll es zumindest sein.

Nachdem wir gestern früh in Bangkok ausgecheckt haben, ging es 9.00 Uhr mit dem Bus Richtung Grenzübergang Aranyaprathet-Poipet. Dieser Grenzübergang ist berühmt berüchtigt für seine Betrügerein. In allen Reiseführern und Foren wird vor klapprigen Bussen dorthin, falschen Visaverkäufern, kostenlosen Transfers und vielen anderen Betrugsmaschen gewarnt. Das wollten wir umgehen, also haben wir uns schon vorher e-Visa besorgt und Plätze in einem staatlichen „First Class Bus“ gebucht. Natürlich heißt First Class dort nicht das Gleiche wie bei uns in Deutschland, sondern einfach nur, dass der Bus nicht ganz so beängstigend ist und eine Klimaanlage hat. Trotzdem waren wir doch etwas beunruhigt, als wir feststellten, dass der Bus keine Sicherheitsgurte hatte (wir hatten Plätze in der ersten Reihe gebucht, im Falle eines Unfalls also nicht direkt die beste Position), der Tacho trotz der rasanten Fahrmanöver unseres Fahrers konstant „0“ anzeigte und wir uns schon in Bangkok verfuhren.

Richtig schlecht getroffen hatte es aber ein armer Kerl, der mit seiner Freundin erst kurz vor Abfahrt hinzugestoßen ist und keine Plätze gebucht hatte. Der Bus war nämlich schon voll. Nicht, dass das ein Grund wäre, ihn nicht mitzunehmen – aber während seine Freundin noch den Beifahrersitz ergattern konnte, musste er die gesamte 8-stündige Fahrt auf einem viel zu kleinen Plastikkinderhocker zwischen Fahrer und Beifahrer verbringen.

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An der Grenze angekommen, hieß es aussteigen und Stempel holen. Leichter gesagt als getan, weil die Anweisungen des kleinen Kambodschaners im Bus keiner verstanden hat. Zuerst den Ausreisestempel von Thailand, 25 Minuten Warteschlange, danach Einreiseformular und auf dieses dann den Einreisestempel, wieder 65 Minuten Warteschlange. Bis unser Reisebus damit durch war, sind erst einmal zweieinhalb Stunden vergangen.

In Kambodscha selbst bot sich dann ein neues Bild: Eine Haupstraße und ansonsten fast nichts. Rechts und links gab es kaum etwas anderes als die endlose Weite von quadratisch angelegten Feldern und Bewässerungsanlagen. Ganz am Rande des Horizonts konnte man Baumketten ausmachen. Ortschaften, durch die wir ab und an fuhren, waren nur entlang der Hauptstraße gebaut, Seitenstraßen und Kreuzungen gab es nicht. Generell gilt das Recht des Stärkeren, dass sich unser Busfahrer mit viel Gehupe und Aufblenden verschaffte. So wurden Fahrradfahrer, Kleintraktoren, Mopedfahrer und sogar Kleinwagen zur Seite gehupt um schneller voran zu kommen oder zwischen den Spuren einfach noch eine Überholspur eröffnet. Da kann es durchaus sehr eng werden!

Gegen 19 Uhr erreichten wir Siem Reap. Wieder Szenenwechsel. Während es auf dem Land nur wenige feste Gebäude gab, bietet die Stadt Siem Reap einen fast schon luxuriöseren Anblick. So fuhren wir kilometerlang einen Boulevard entlang, auf beiden Seiten mit Hotels und Restaurants gesäumt, die sich gegenseitig mit Prunk und Glamour zu übertreffen versuchten. Überall blinkten Lichterketten und Neonschilder, die Straßen waren überfüllt mit Menschen und kaum ein Meter am Straßenrand war ohne Taxi oder Tuk-Tuk.

Nach dem Check-In sind wir noch etwas durch die naheliegende Pubstreet geschlendert und haben uns etwas zu Essen gesucht. Und heute verbringen wir noch einen gemütlichen Tag in der Gartenlounge unseres Hostels und den Straßen Siem Reaps, bevor wir morgen mit einer 3-tägigen Tour durch eines der größten Weltkulturerben, von vielen auch als 8. Weltwunder bezeichnet, beginnen: Angkor Wat.

– Fab & Tini