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Das zentrale Hochland von Vietnam

In Saigon standen wir vor verschiedenen Weiterreisemöglichkeiten: Strand- und Wassersportparadies Mui Ne, Cat Tien Nationalpark oder Zentrales Hochland um Da Lat. Eigentlich wollten wir an den Strand, doch leider ist Mui Ne inzwischen fast vollkommen in russischer Hand und damit nicht mehr sonderlich attraktiv. Unser Favorit war deswegen der Cat Tien Nationalpark mit seiner Dschungellandschaft und dem Tierschutzzentrum. Allerdings mussten wir feststellen, dass der Nationalpark schwieriger zu erreichen ist als erwartet. Eine direkte Busverbindung gibt es nicht, deswegen muss man den Bus nach Da Lat nehmen und dem Busfahrer irgendwie vermitteln, dass man auf halber Strecke raus gelassen werden möchte (und trotzdem den vollen Preis bezahlen). Die restlichen 25 km zum Nationalpark muss man per Motorrad-Taxi zurücklegen, um welches wir aber noch immer einen großen Bogen machen. Da es in Vietnam durchaus noch andere schöne Nationalparks gibt, haben wir uns also auf den Weg nach Da Lat gemacht. Nachdem wir die halbe Strecke hinter uns gebracht hatten, veränderte sich die Landschaft und die restlichen vier Stunden ging es um Berge herum, durch Täler hindurch und Berge hinauf. Die zahlreichen Kurven können so manchem aufs Reisegemüt schlagen!

In Da Lat angekommen wimmelt man erstmal die üblichen Abzocker ab, die einen schon mit „Motobike? Motobike?“ und „My hotel is very cheap“ nerven, bevor man überhaupt den Bus verlassen hat. Dann versucht man sich zu orientieren und mit etwas Glück erfährt man sogar, dass es einen kostenlosen Shuttleservice ins Stadtzentrum gibt.

In der Innenstadt angekommen, machten wir uns auf den Weg nach einer kleinen Unterkunft, die wir uns vorher im Internet angeschaut hatten. Inzwischen sind wir dazu übergegangen, nur noch vor Ort nach Zimmern zu schauen statt vorher zu buchen. Das ist zum Einen billiger und zum Anderen kann man sich so das Zimmer anschauen, bevor man es bezieht, denn bei Budgetunterkünften lohnt es sich durchaus zu kontrollieren, ob das Zimmer sauber ist und warmes Wasser, ein Fenster oder wenigstens eine Lüftung im Bad hat. Unsere Unterkunft war dieses Mal ein Homestay, d.h. es wurde von einer netten kleinen Familie betrieben. Bei der Ankunft haben wir noch über die dicken Winterjacken der Familie geschmunzelt, aber bei einem kurzen abendlichen Spaziergang mussten wir feststellen, dass es in Da Lat nachts ganz schön kalt werden kann. Leider gab es keinerlei Möglichkeit, die Wärme in unserem Zimmer zu regulieren und da unsere Fenster nicht vollständig zu schließen waren, wurde es mitunter ganz schön frisch. Mit der Folge, dass es uns beide mit einer dicken Erkältung umgehauen hat. Klingt so, als ob wir ständig irgendwie krank wären? Stimmt!

Trotzdem starteten wir am nächsten Morgen mit der Besichtigung der Stadt, die auch als das kleine Paris in Fernost bezeichnet wird. Sehenswert ist dort vor allem das „Crazy House“, in dem wirklich nichts normal oder auch nur gerade ist. Alles ist verworren und verwinkelt, versteckte Treppen und Gänge bringen einen überall hin und selbst die Zimmer (das verrückte Haus ist tatsächlich ein Guesthouse) sind skurril. Es macht einen riesen Spaß die vielen Wege zu erkunden, die sogar über das Dach führen, und sich dann mit der Aussicht über die ganze Stadt zu belohnen.

Crazy House
Crazy House

Für den nächsten Tag wollten wir eine Tour buchen, die uns durch die schöne Landschaft des zentralen Hochlands führen sollte. Leider entsprach keine der angebotenen Touren unseren Anforderungen. Die geführten Wanderungen beinhalteten keine der berühmten Wasserfälle und die Bustouren klapperten einfach nur alle möglichen Farmen und angeblichen Sehenswürdigkeiten ab. Unbedingt sehen wollten wir den Pongour Wasserfall, den wir von Bildern kannten und der einfach atemberaubend schien. Leider hat die Regierung einen Damm gebaut und den Wasserfall damit für viele Monate ausgetrocknet. Obwohl sie für die Touristen inzwischen tagsüber Wasser ablassen, hat fast jeder Touranbieter die Pongour Falls aus seinem Programm geschmissen. Verzweifelt haben wir bei gefühlt jedem der zahlreichen Anbieter nachgefragt, aber ohne Erfolg. Als wir am späten Abend enttäuscht eine der stressigen Rundfahrten buchen wollten, wurde uns dann auch noch gesagt, dass diese mangels Nachfrage nicht stattfinden würde. Völlig entnervt verließen wir das Büro und entdeckten direkt gegenüber eine Reiseagentur, die wir noch nicht besucht hatten. Und siehe da: eine Wasserfalltour inklusive Pongour Falls, allerdings nur als private Tour (entsprechend teurer) und mit einem Zwischenstopp auf einer Pilzfarm und einer Heuschreckenfarm (zwei der angeblichen Sehenswürdigkeiten). Aber das ist der Vorteil an einer privaten Tour: man sagt was man will und wenn man mit dem Preis einverstanden ist, dann bekommt man auch genau das.

Und so wurden wir am nächsten Morgen von unserem eigenen Tourguide und unserem eigenen Fahrer mit dem Jeep für unsere maßgeschneiderte Tour abgeholt. Aber Privattouren haben noch einen ganz anderen Vorteil: Auf den Fahrten hat man genug Zeit, um sich mit seinem Guide zu unterhalten und richtig viel über Land und Leute zu erfahren.

Der erste Stopp unserer Tour war eine riesige Kaffeeplantage, auf der wir den berühmten Wiesel-Kaffee probieren konnten. Die Kaffeebohnen werden Wieseln zum Futtern gegeben und weil diese die Bohnen nicht verdauen können, geben sie die Bohnen quasi wieder zurück. Die Wiesel haben irgendwelche Enzyme, die den Bohnen ein ganz besonderes Aroma geben. Die Bohnen werden dann gründlich gereinigt und anschließend werden die Hülsen entfernt. Und tadaaa, köstlicher Kaffee. Aber fragt uns nicht, wer das irgendwann mal ausprobiert hat.

Wiesel-Kaffee auf der Kaffeeplantage trinken
Wiesel-Kaffee auf der Kaffeeplantage trinken

Anschließend ging es zum Elephant Wasserfall, bei dem man sogar in eine kleine Höhle hinter dem Wasserfall klettern konnte. Der Anblick ist der Wahnsinn und der Wassernebel in der Hitze eine absolute Wohltat. Um den Wasserfall in seiner vollen Gänze sehen zu können, muss man einen ziemlich abenteuerlichen und nicht ganz ungefährlichen Weg hinunterkrakseln, den man bei Nässe wohl lieber meiden sollte. Wir waren äußert froh, dass wir an dem Tag unsere Wanderschuhe mit gutem Profil anhatten. Als wir wieder hinaufgestiegen sind, kam uns ein Paar entgegen, sie mit Flip Flops und er mit Badelatschen. Ich bezweifle, dass sie ihre Dummheit unbeschadet überstanden haben…

Dann ging es zum heißersehnten Pongour Wasserfall, der heute zwar nicht mehr so prachtvoll ist wie er einst war, aber dennoch grandios. Man kann durch das ehemalige Flussbett laufen und den Wasserfall aus einer völlig neuen Perspektive betrachten. Für uns hat es sich gelohnt. Den Abschluss unserer Tour bildete der Datanla Wasserfall nahe Da Lat. Um zu ihm zu gelangen, kann man entweder einen steilen Hang hinab laufen oder mit einer Sommerrodelbahn fahren. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, für welche Variante wir uns entschieden haben :)

Pongour Falls, Dalat
Pongour Falls, Dalat

An diesem Tag haben wir mal wieder festgestellt, dass die Landschaft viel mehr zu bieten hat als die Must-Do-Liste, die einem von jedem Reiseführer vorgehalten wird. Fast hätten wir eine weitere Tour gebucht, bei der man von Da Lat bis zur 140 km entfernten Küstenstadt Nha Trang mit dem Mountainbike fährt und die ganze Zeit von einem Minivan begleitet wird, der Gepäck und Wasser transportiert und einen immer einsammelt, wenn man grad mal keine Lust mehr auf Fahrradfahren hat. Leider haben wir uns aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen letztlich doch für den Bus entschieden. Wer die Chance hat, sollte unbedingt mit dem Fahrrad fahren, die Landschaft ist unglaublich! Alternativ können wir anderen Reisenden nur empfehlen, sich mit den „Easy Ridern“ zu beschäftigen, die in der ganzen Region Motorradtouren anbieten (man selbst ist meist nur Beifahrer). Wir selbst haben keine der Touren gemacht, aber nur Gutes gehört. Aber Vorsicht, im Gegensatz zu Deutschland werden Namen in Vietnam nicht geschützt. Inzwischen gibt es mehrere Betrüger, die den gleichen Namen verwenden und sich als die Originalen ausgeben (was es aber nicht zwangsweise schlechter machen muss).

– Fab & Tini

Ho Chi Minh City (Saigon)

Nachdem wir nun also Kambodscha verlassen haben, machen wir uns auf den Weg durch das vielseitige Vietnam. Nach einigem Hin und Her haben wir uns entschieden, von Kampot aus direkt nach Ho Chi Minh City zu fahren – oder Saigon, wie es die Südvietnamesen noch immer nennen (Saigon war einst die Hauptstadt Südvietnams, mit der Wiedervereinigung Vietnams nach dem Vietnamkrieg wurde die Stadt aber nach dem Präsidenten Nordvietnams, Ho Chi Minh, umbenannt). Eigentlich wollten wir vorher noch das Mekong-Delta erkunden, aber wir wussten nicht so recht wie und so entschieden wir uns, eine Tour von Saigon aus zu buchen.

Da die Fahrt einige Stunden dauern sollte, nahmen wir den Nachtbus, eine beliebte Alternative für Backpacker, weil man nicht nur einen Tag einspart, sondern auch Übernachtungskosten. Der Busfahrer konnte leider kein Wort Englisch und versuchte genervt, uns mit Händen und Füßen zu erklären wie das Ganze funktioniert. Nachtbusse haben nämlich keine normalen Sitze, sondern Liegen, die im Falle unseres Busses als Doppelstockbetten gestaltet und in drei Reihen angeordnet waren. Für Fab waren die Liegen leider viel zu klein und die Fahrt damit eher eine Qual. Und natürlich waren wir mal wieder die einzigen Ausländer im Bus. Aber okay, dachten wir uns, wir fahren ja in eine rießige Weltmetropole, da wird man sich ja mit irgendwem verständigen können. Aber – man ahnt es schon – es sollte natürlich wieder anders kommen.

Geplante Ankunftszeit war 5.00 Uhr, mit der obligatorischen Verspätung also eine gute Zeit, um fix zu frühstücken und sich dann gemütlich eine Bleibe zu suchen. Allerdings hielt der Bus schon kurz vor 2 Uhr auf einem großen Busparkplatz und der Busfahrer sagte nur „Saigon“. Keiner konnte uns erklären, wo genau wir waren und was eigentlich gerade vorging. Alle anderen Fahrgäste saßen schon längst in einem Minivan, bevor wir überhaupt darüber nachdenken konnten, was wir nun machen. Also sind wir einfach mit eingestiegen und ließen uns überraschen, wo wir landen würden. Dummerweise kamen wir ja aber gerade aus einem anderen Land und hatten überhaupt kein vietnamesisches Geld dabei, um den Minivan zu bezahlen. Glücklicherweise stellte sich mit der Zeit heraus, dass es sich bei dem Minivan um einen kostenlosen Shuttleservice vom Arsch der Welt bis dorthin handelte, wo der Hund begraben lag. Soll heißen, wir wurden vom Stadtrand aus etwas weiter in die Stadt hinein gefahren, aber obwohl es gerade mal 2 Uhr in einer Millionenmetropole war, haben wir kaum Menschen auf der Straße gesehen, alles war wie leer gefegt. Und mitten im Nirgendwo wurden wir dann wieder abgesetzt. Saigon ist übrigens bekannt dafür, keine sonderlich sichere Stadt zu sein. Nachts allein offensichtlich planlos mit dem gesamten Gepäck auf unbelebten Straßen zu stehen ist also irgendwie nicht so geil. Glücklicherweise hatten wir uns vorher noch informiert, wo die Backpackerstraße liegt und so suchten wir schnell einen Geldautomaten („Juhu, wir sind Multimillionäre!“) und ein Taxi. In der Backpackerstraße (Bui Vien) wurden wir mit unzähligen Neonschildern, lauter Musik und Massen an feiernden Menschen empfangen. Scheinbar hat sich ganz Saigon hier versammelt. Also schnell in die nächstbeste Unterkunft (so viel zum Übernachtungskosten Sparen) und ab ins Bett, denn inzwischen war es schon fast 4 Uhr.

Am nächsten Morgen sahen wir dann wieder das allzu vertraute Bild: Die Fußwege mit Mopeds und Straßenständen zugebaut, die Straßen voller wirrem Verkehr und Fußgängern. Nur dass hier alles um ein Vielfaches voller ist. Die Stadt quillt förmlich über durch all die Menschen, Autos und vor allem Mopeds. Saigon ist mit seinen 10 Mio. Einwohnern die größte Stadt Vietnams (das sind mehr Einwohner als in Berlin, München, Hamburg, Köln und Frankfurt zusammen!) und mit seinen 6 Mio. Mopeds (!) einfach nur verrückt. Eine Straße ohne fahrende Mopeds zu überqueren ist quasi ein Ding der Unmöglichkeit, da ständig von irgendwo nach überall Mopeds fahren, wobei natürlich auch rote Ampeln kaum eine Rolle spielen. Es ist einfach unvorstellbar, was in dieser Stadt los ist. An jeder Kreuzung stehen gefühlt 1.000 Mopeds und Fußgängerampeln gibt es so gut wie überhaupt nicht. Man muss einfach loslaufen, mitten auf die dicht befahrene Hauptstraße und jede noch so kleine Lücke nutzen. Die Unmengen an Mopedfahrern umfahren einen einfach, deswegen sollte man niemals nie nie nie den Fehler machen, auf der Straße stehen zu bleiben, auch wenn jemand noch so schnell auf einen zugefahren kommt. Wenn man mit gleichbleibender Geschwindigkeit läuft, können die Mopedfahrer einen einschätzen, aber nicht wenn man plötzlich vor Schreck stehen bleibt. Wer sich alleine nicht traut, hängt sich entweder an andere Passanten oder sucht sich einen der Touri-Lotsen, der verängstigten Touristen über die Straße hilft. Es ist einfach unfassbar!

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Im Stadtzentrum, dem Distrikt 1, lässt sich das Wichtigste zu Fuß erreichen, wenn man nicht von der ganz faulen Sorte ist. Empfehlenswert sind vor allem das Kriegsrestemuseum und der Wiedervereinigungspalast. Die Pagode des Jadekaisers sollte man sich schon alleine anschauen, um zwei Straßen weiter im Kimchi Kimchi essen gehen zu können, einem süßen koreanischen Restaurant, indem wir für insgesamt nicht mal 4 EUR grandioses Schnitzel und Sushi gegessen haben.

Jedenfalls haben wir erstaunlich viel Zeit im Kriegsrestemuseum verbracht und versucht, die Geschichte des Vietnamkriegs zu verstehen. Das Museum ist absolut überwältigend und jagt einem Schauer über den Rücken mit seinen nachgebauten Gefängniszellen und all den Informationen und originalen Fotos aus dem Krieg. Der Krieg hat hier wirklich die komplette Wirtschaft zerstört und einen Großteil der Bevölkerung ausgelöscht. Tatsächlich sind ganze zwei Drittel der heutigen Einwohner Vietnams erst nach dem Krieg geboren.

Lohnenswert ist auch ein Ausflug zum Mekong-Delta. Wir haben uns das Delta mit zwei einzelnen Tagestouren angeschaut. Obwohl beide sehr schön waren, haben wir uns doch geärgert, dass wir direkt nach Saigon gefahren sind. Wer in der Gegend unterwegs ist, sollte unbedingt nach Can Tho und zum Tra Su Wald nach Chau Doc fahren, denn das lässt sich von Saigon aus nicht machen.
Stattdessen sind wir am ersten Tag mit TNK Travel nach My Tho gefahren, dort mit dem Boot etwas über den Mekong und durch die Kanäle geschippert und haben uns eine kleine Bienenfarm und einen kleinen Familienbetrieb angeschaut, der Süßigkeiten aus Kokosnusssaft herstellt. Am zweiten Tag waren wir wieder mit TNK Travel unterwegs, dieses Mal in einer kleinen Gruppe von sieben Mann. Wir haben die schwimmenden Märkte von Cai Be und weitere kleine Familienbetriebe besucht, die wirklich alles Mögliche aus Reis und Kokospalmen herzustellen wissen (Süßigkeiten, Schnaps, Geschirr und sogar ganze Häuser). Anschließend sind wir mit Fahrrädern durch die Obstgärten gefahren und haben zusammen mit Einheimischen unser Mittagessen gekocht.

Und damit schicken wir erstmal liebe Grüße an das kalte Deutschland. Wir leiden mit euch, da wir hier die kältesten Tage seit 10 Jahren miterleben. Die armen Vietnamesen haben teilweise schon ihre dicken Winterjacken ausgegraben für die 16 °C am frühen Morgen.

– Fab & Tini

Top Saigon: Kimchi Kimchi (Koreanisches Restaurant bei der Pagode des Jadekaisers, 112 Dinh Tiên Hoàng), ABC Bakery (223 – 225 Pham Ngu Lao), Kriegsrestemuseum

Flop Saigon: Abzocke an Straßenständen

Geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst – Kampot

Für unsere letzten Tage in Kambodscha haben wir Kampot auserkoren, ein süßes kleines Nest mit etwa 40.000 Einwohnern, dessen ländliche Umgebung erstaunlich viel zu bieten hat. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören in Berge gehauene Höhlen mit Tempeln, Nationalparks, Wasserfälle, Berglandschaften, Bootstouren, Salzfelder oder auch Pfefferplantagen. Aber eins nach dem anderen…

Nach unserem Aufenthalt auf Koh Rong und der nicht ganz so spaßigen Fährüberfahrt verbrachten wir noch einen ruhigen Tag in Sihanoukville, an dem wir unter anderem unsere Visa für Vietnam abholten. Das vietnamesische Konsulat in Sihanoukville ist dafür bekannt, die Visa quasi in Schallgeschwindigkeit auszustellen.

Unser Start in Kampot war dann leider alles andere als erfreulich. Schon die Fahrt von Sihanoukville in das 110 km entfernte Städtchen erwies sich schnell als Horrortrip. Mit dem Minivan sollte die Fahrt 1 ½ Stunden dauern. Los gehen sollte es 12 Uhr, es wurde dann aber 30 Minuten später, weil es mit Zeitangaben keiner so genau nimmt. Doch Abfahrt ist hier nicht gleich Abfahrt. Nachdem uns der Minivan endlich eingesammelt hatte, kurvten wir noch eine gute Stunde durch Sihanoukville, weil der Fahrer jeden einzelnen Fahrgast direkt zu Hause abholte. Nur wir mussten zum Busunternehmen kommen und das, obwohl wir uns sicher sind, dass keiner der anderen Fahrgäste (wir waren die einzigen Ausländer) so viel bezahlt hat wie wir. Selbst als der Minivan schon mehr als voll war, hat der Fahrer immer und immer wieder angehalten und weitere Leute eingesammelt. Letztendlich haben sich in den Minivan mit elf Sitzen (ohne Fahrer) ganze 21 Fahrgäste mitsamt Gepäck gequetscht. Eine Klimaanlage gab es in dem Wagen natürlich nicht. Zugegeben, es waren drei kleine Kinder dabei, die alle brav auf Mamis Schoß Platz genommen haben, trotzdem macht es ganz sicher keinen Spaß, wenn sich sieben Leute einen Dreisitzer teilen müssen. Wir wissen nicht, ob die Einheimischen Angst oder Respekt vor uns hatten, jedenfalls mussten wir uns glücklicherweise den Dreisitzer nur mit zwei zierlichen Mädels teilen. Wir hatten Sihanoukville kaum verlassen, da musste die Fahrt plötzlich wegen eines medizinischen Notfalls unterbrochen werden. Als wir dann irgendwann endlich in Kampot ankamen, wollten wir nur noch eine Unterkunft finden, uns von der Fahrt erholen und unsere Mägen beruhigen. Unsere Unterkunft (Captain Chim’s Guesthouse) war leider nicht so der Knüller, für eine Nacht und vor allem für den Preis aber erträglich. Den krönenden Abschluss des ohnehin schon beschi**enen Tages bildete dann noch eine Lebensmittelvergiftung, die sich Fab eingefangen hat.

Dementsprechend war auch am nächsten Tag erstmal nur Erholung angesagt. Wir machten uns auf die Suche nach einer neuen Unterkunft und sind dann im „The Magic Sponge“ gelandet, ein wirklich wundervolles Guesthouse mit super nettem britischem Personal (endlich mal wieder Personal, das fließend Englisch spricht!), gratis Minigolf im Garten, super leckerem Essen und schönen, sauberen Zimmern. Die ersten beiden Nächte gönnten wir uns ein 4-Personen-Zimmer für uns alleine, dann mussten wir mal eine Nacht im 6-Betten-Schlafsaal verbringen, um dann in ein Zweibettzimmer umziehen zu können.

Als Fab dann wieder fit war, haben wir damit begonnen, die schöne Gegend Kampots zu erkunden. Dazu haben wir eine der zahlreichen Touren gebucht, die hier angeboten werden. Zwar ging unsere Laune erstmal wieder stark abwärts, als wir feststellen, dass unsere Countryside-Tour in einem Tuk-Tuk stattfinden sollte. Letztendlich hat aber gerade das den unglaublichen Reiz unserer Tour ausgemacht, denn die Tuk-Tuks sind kaum schneller als 20 km/h gefahren und so konnte man die Landschaft in vollen Zügen genießen.

Tuk-Tuk
Tuk-Tuk

Los ging es mit der Besichtigung der Salzfelder. Es ist sehr interessant zu sehen, wie Salz gewonnen wird, aber irgendwie möchte man nie wieder Salz essen. Es werden einfach Löcher in die Erde gegraben, das Salzwasser aus dem Meer hineingeleitet und dann wartet man darauf, dass die Sonne das ganze Wasser verdampfen lässt. Deswegen sind die Salzfelder auch nur in der Trockenzeit in Betrieb. Das Salz wird dann in einer Scheune auf dem Boden gesammelt, die jeder nach Lust und Laune mit Straßenschuhen betreten kann und dann wird es ohne weitere Reinigung einfach abgepackt. Guten Appetit.

Salt Fields
Salt Fields

Danach ging es zu einer der zahlreichen Höhlen, in denen kleine Tempel in den Fels gehauen wurden. Die weitere Fahrt führte uns über Schotterstraßen durch die schöne Landschaft Kambodschas, vorbei an abgeschiedenen Seen und vielen einheimischen Hütten und Feldern. Mit unserem Tuk-Tuk hoppelten wir über die Straßen und genossen den Anblick, der sich uns bot. Der nächste große Stopp war bei den berühmten Pfefferplantagen Kampots. Der Pfeffer, der dort angebaut wird, zählt schon seit Jahrzehnten zu dem besten der Welt. Selbst in den besten Küchen Frankreichs verwendet man den Kampot Pfeffer. Auf der Plantage konnten wir grünen Pfeffer direkt von der Pflanze probieren. Es war einfach köstlich, die Gesichter beim Essen ein Traum und der Nachgeschmack hielt eeewig.

Pfefferplantage
Pfefferplantage

Anschließend fuhren wir noch zum Nachbarort Kep, der direkt an der Küste liegt. Dort gab es eine Mittagspause, die wir für einen Spaziergang nutzten, auf dem wir mal wieder jede Menge Affen entdeckt haben. Kep wiederum ist bekannt für sein unglaublich gutes Seafood, vor allem die Krabben auf dem Krabbenmarkt sollen wirklich gut sein. Leider konnten wir uns beide noch nicht so richtig zu einer Kostprobe überwinden.

Den Abschluss unseres Tages bildete eine Bootsfahrt bei Sonnenuntergang. Während wir gemütlich den Fluss hinauf schipperten, boten sich uns traumhafte Anblicke, als die Sonne hinter den Hügeln (man nennt das hier Berge) verschwand. Nach Sonnenuntergang machte das Boot noch einen kurzen Halt an einem bestimmten Uferabschnitt. Dort gibt es einzelne Bäume, in denen es nur so von Glühwürmchen wimmelt. Es ist ein unglaublicher Anblick, wenn ganze Bäume leuchten wie ein Weihnachtsbaum. Dummerweise haben wir genau an diesem Abend unser Mückenspray vergessen, weswegen wir uns noch immer mit Juckreizen rumplagen müssen.

Sunset River Cruise, Kampot
Sunset River Cruise, Kampot

Nach einem weiteren Ruhetag mit Reiseplanungen unternahmen wir gestern noch eine Tour zum Bokor Hill. Dieser liegt in einem Nationalpark und hat 1081 Höhenmeter. Normalerweise hat man dort in der Trockenzeit einen wunderschönen Ausblick über die ganze Küstenregion. Leider fanden aber gerade Brandrodungen statt, durch welche die Luft vollständig mit Rauch vernebelt und der Ausblick dementsprechend ziemlich eingeschränkt war. Im Nationalpark gibt es auch mehrere Wasserfälle, die sich in der Trockenzeit aber eher in kleine Pfützchen verwandeln. Schade, aber es ist durchaus auch beeindruckend, rießige Wasserfälle komplett ausgetrocknet zu sehen.

Und nun haben wir nicht nur unseren letzten Abend in Kampot verbracht, sondern überhaupt in Kambodscha. Ab heute gelten unsere Visa für Vietnam und so machen wir uns auf den langen Weg zur Millionenmetropole Ho Chi Minh City (Saigon), die sicherlich wieder viele neue Eindrücke für uns bereithalten wird.

 

Top Kampot: The Magic Sponge Guesthouse; Captain Chim’s Countryside Tour; Sisters II Bakery

Flop Kampot: Minivan Sihanoukville – Kampot

– Fab & Tini

Und, wie lebt sich’s so als Backpacker?

Nach inzwischen drei Wochen auf Achse wird es Zeit, mal ein paar Worte über das Backpackerleben an sich zu verlieren. Wie kommt man mit seinen Vorbereitungen, dem Budget und der Umstellung des Lebensstils zurecht?

Natürlich ist der Lebensstandard hier ein ganz anderer als zu Hause in Deutschland. Und auch die Lebensweise und die Traditionen der Einheimischen unterscheiden sich grundlegend von unseren. Klar ist es da nicht immer leicht, sich an die vielen Veränderungen zu gewöhnen und sich richtig zu verhalten. Zum Beispiel sind öffentliche Liebesbekundungen wie Küssen oder auch nur Händchenhalten hier ein absolutes No-Go. Frauen ist es verboten, sich neben Mönche zu setzen und wenn man Schultern oder Knie zeigt, fühlen sich die Einheimischen völlig auf den Schlips getreten. Das Leitungswasser ist für europäische Bäuche nicht geeignet, weswegen man nicht nur auf Eiswürfel, Salat, ungeschältes Obst und vieles andere verzichten muss, sondern auch zum Zähneputzen am besten Wasser aus der Flasche nimmt. Immer wieder kommen Kinder und alte Menschen um zu betteln, von allen Seiten wird „Tuk-Tuk, Sir?“ gerufen und die Hygiene der Einheimischen ist gewiss kein Traum. Wenn man sich in der Öffentlichkeit die Nase putzt, dann erntet man von den Älteren missbilligende, fast schon angewiderte Blicke, während andere – letztens erst erlebt – sich schnell wegdrehen, weil sie sich das Lachen nicht verkneifen können. Generell sind viele der älteren Menschen von Ausländern ganz und gar nicht begeistert – ganz im Gegensatz zu den Kindern, die einem immer freudig winken. Der Kampot Survival Guide hat dazu den Begriff „Hello-Ambushes“ (= Hallo-Hinterhalte) geprägt, an dem wir sehr Gefallen gefunden haben, denn es stehen wirklich ständig Kinder hinter einem, die begeistert „hello“ rufen und sich freuen wie ein Schnitzel, wenn man grinsend zurückwinkt. Die Liste ließe sich ewig weiter führen. Andere Länder, andere Sitten…

Mit der Umstellung sind wir aber glückerlicherweise erstaunlich gut zurechtgekommen. Wir versuchen natürlich, uns den Verhaltensweisen der Einheimischen anzupassen und nicht respektlos zu sein. Aber alle Angewohnheiten will man dann ja doch nicht ablegen. Auf Taschentücher werden wir sicher nicht verzichten.

Jedenfalls war es eine gute Entscheidung, die Umgewöhnung Schritt für Schritt anzugehen. Für unseren ersten Stopp in Bangkok hatten wir uns noch ein Hotel gebucht, mit einer richtigen Dusche, einem bequemen Bett, täglicher Zimmerreinigung und allem drum und dran. Der Preis war dementsprechend hoch und unser verbleibendes Tagesbudget für Essen und Freizeitaktivitäten stark eingeschränkt. Deswegen ging es mit den Unterkünften langsam abwärts. Wichtig ist und bleibt uns bei der Wahl unserer Unterkunft, dass wir ein eigenes Zimmer mit eigenem Bad haben und alles sauber genug ist, um es bedenkenlos benutzen zu können (unser Anspruch an Sauberkeit ist allerdings recht hoch). Ohne eigenes Handtuch und Schlafsack-Inlett kommt man aber trotzdem nicht aus.

Leider ist es uns anfangs wirklich schwer gefallen, mit dem einkalkulierten Tagesbudget zurechtzukommen. Viel zu oft mussten wir auf leckeres Essen verzichten, um den Geldbeutel zu schonen und das sollte ganz sicher nicht Sinn und Zweck unserer Reise sein. Obwohl Kambodscha als äußerst billiges Land bekannt ist, schienen uns Essen und Getränke nicht wesentlich günstiger als zu Hause. Dementsprechend machte sich schon in den ersten Tagen eine ziemliche Unruhe in uns breit. Wir mussten uns also endlich von den gut aussehenden Restaurants verabschieden und uns an die Straßenstände und einfachen Lokale mit ihren Plastikstühlen herantrauen. Nachdem wir uns erst einmal überwunden hatten, haben wir schnell festgestellt, dass man auch dort gut essen kann, wenngleich man immer darauf achten muss, was man bestellt. Gerade an solchen Ständen ist Leitungswasser ein Problem und man weiß nie, wie lange das Fleisch schon in der Hitze gelegen hat. Aber grundsätzlich sollte einem eines klar sein: In Südostasien kommt die Lebensmittelvergiftung ganz sicher und dann hat man besser eine gut durchdachte Reiseapotheke dabei!

Jedenfalls kommen wir inzwischen ganz gut mit unserem Budget über die Runden. Nachdem wir unsere Ansprüche an die Unterkünfte und Lokale heruntergefahren und die großen teuren Städte verlassen haben, leiden wir kaum noch an knurrenden Mägen und können uns endlich gönnen, worauf wir gerade Lust haben. Und wer kann bei 50 Cent für einen Kaffee und bei 90 Cent für einen frisch zubereiteten Fruchtshake schon meckern…

Ein großer Kostenfaktor ist übrigens auch zu schnelles Reisen. Klar, wer mehr rumkommen möchte, der muss auch mehr für den Transport hinlegen. Aber auch hier haben sich unsere Pläne schnell geändert. Wir haben vor der Reise zwar keine genaue Route mit Zeitangaben festgelegt, aber zumindest haben wir überlegt, wie lange wir ungefähr in einem Land bleiben wollen. Schon jetzt, nach gerade einmal drei Wochen, hängen wir voll hinterher und haben unseren weiteren Plan weitgehend verworfen. Das ist nicht weiter schlimm, denn genau deswegen wollten wir uns vorher ja nicht festlegen. Uns hat es eben in Kambodscha gefallen und wir brauchten eben auch unsere Ruhetage, weil man nun mal nicht jeden Tag von früh bis Abend auf Besichtigungstour sein kann. Und man verliert hier auch unglaublich viel Zeit für Busfahrten. Selbst wenn eine Busfahrt eigentlich nur zwei Stunden dauert, geht mindestens ein halber Tag verloren, einfach weil man Stunden mit Warten verbringt und die Fahrt ungeheuer anstrengend sein kann. Und wenn man am Ziel ankommt, muss man sich auch erstmal zurechtfinden, eine Unterkunft suchen und die Gegend erkunden.

Und da sind wir auch schon beim nächsten Punkt: das Gepäck. Es ist wirklich schwer, beim Packen der Rucksäcke das richtige Maß zu finden. Zumindest waren wir schlau genug, uns relativ kleine Rucksäcke zu kaufen, um unser Gepäck an die Rucksäcke anzupassen und nicht die Rucksäcke an das Gepäck. Nur leider haben wir eben genau den Fehler gemacht, unser Gepäck an die Rucksäcke anzupassen, frei nach dem Motto: „Da ist doch noch Luft, da geht noch was.“ Es ist ja nicht so, als hätten wir irgendwelches sinnloses Zeug dabei. Nein, alles was wir eingepackt haben, benutzen wir auch. Deswegen haben wir’s ja eingepackt. Aber mit weniger Gepäck wäre es definitiv auch gegangen. Wir beneiden wirklich jeden, der mit 35-40 Litern unterwegs ist oder dessen Rucksack halb leer ist. Meistens sind das natürlich Männer. Die Mädels schleppen lieber zugestopfte 70 Liter – Rucksäcke mit sich rum. Wie die das schaffen, ist uns ein absolutes Rätsel. Unsere 45 und 50 Liter – Rucksäcke wiegen schon jeweils so um die 15 kg und es macht wirklich gar keinen Spaß, die Teile durch die Gegend zu schleppen. Selbst das Packen dauert ewig, weil man einfach jedes Mal Tetris spielen muss. Es ist schon jedes Mal fast wie Weihnachten, wenn endlich wieder etwas leer wird und im Müll landet.

Unsere Tipps für Reisende in der Vorbereitungsphase:

  • Wie wir schon oft gelesen und dennoch gekonnt ignoriert haben: Legt alles, was ihr unbedingt braucht, auf einen Haufen und nehmt davon nur die Hälfte mit. Alles, was man wirklich braucht, brauchen die Einheimischen auch, d.h. man kann es irgendwo kaufen oder mit etwas Kreativität ersetzen (z.B. Taschentücher durch Servietten).
  • Informiert euch jeweils vor der Ankunft am nächsten Ziel über den Ort. Schaut, was ihr unbedingt sehen oder machen wollt, welche Viertel gut und welche lieber zu umgehen sind. Es bringt nichts, Geld an der Unterkunft zu sparen, wenn man es stattdessen für Tuk-Tuks und teures Essen ausgibt, weil man am Arsch der Welt gelandet ist. Oder noch schlimmer: auf Unternehmungen verzichtet, weil man keine Lust hat, den Weg bis in die Stadt auf sich zu nehmen.
  • In den ersten Wochen lieber mehr Budget einplanen, denn man muss sich erstmal eingewöhnen.
  • Keine festen Tickets buchen und auf Terminpläne verzichten. Man weiß vor der Reise nicht, worauf man unterwegs gerade Lust hat oder nicht bzw. mit welchem Reisetempo man sich wohl fühlt.
  • Wenn man nicht gerade spät abends ankommt, sollte man Unterkünfte lieber erst vor Ort suchen statt sie vorher zu buchen. Da so die Provisionen für Onlineplattformen wegfallen, sind die Unterkünfte so deutlich billiger und man kann sich die Zimmer erstmal zeigen lassen.
  • Auf keinen Fall von Lonely Planet & Co. den Blick vernebeln lassen! Es gibt so viele tolle Cafés, Restaurants und Unterkünfte, die nicht im Reiseführer stehen und man wird immer fündig, wenn man die Augen etwas offen hält. Wenn man sich nur an den Reiseführer hält, verpasst man das Meiste!

Eine Bootsfahrt, die ist lustig, eine Bootsfahrt, die ist schön – oder auch: Koh Rong vom Feinsten

Hätte uns vor zwei Jahren jemand gesagt, dass wir in naher Zukunft auf einer Insel landen würden, die zu schätzungsweise 95 % aus tiefstem Dschungel besteht, die keine Straßen oder auch nur Fahrzeuge hat, sondern wo das Fortbewegungsmittel der Einheimischen Büffel sind, wo jedes Haus ausschließlich aus Holz gebaut und für Tiere aus dem Dschungel durchaus leicht zu betreten (oder zu bekriechen) ist, es kein warmes Wasser gibt und selbst kaltes Wasser nur begrenzt vorhanden ist, wo Toilettenpapier nicht in der Toilette entsorgt werden darf, wo von 1.00 bis 8.00 Uhr der Strom abgestellt wird (ganz zu schweigen von zwischenzeitlichen Stromausfällen) und wo man bei der Ankunft erst einmal eine Einweisung bekommt, wie man mit den Gefahren des Dschungels umzugehen hat – ich glaube, wir hätten vielleicht kurz darüber nachgedacht, aber mit Sicherheit hätten wir dankend abgelehnt.

Aber dann haben wir wieder und wieder von der Backpacker-Insel Koh Rong gelesen, der zweitgrößten Insel Kambodschas. Bei der ganzen Schwärmerei konnten wir einfach nicht widerstehen und vielleicht war uns auch gar nicht so richtig klar, was uns eigentlich erwarten würde. Also hörten wir uns gelassen unsere Einweisung an; dass wir auf keinen Fall den Strand verlassen und alleine in den Dschungel gehen dürfen; dass wir auf unsere Gesundheit achten sollen, weil es auf der Insel niemanden gibt, der eine medizinische Ausbildung hat und in Notfällen erst eine Fähre vom Festland gerufen werden muss (selbst die Speed Ferry ist mindestens 45 Minuten pro Strecke unterwegs); dass Schlangen und Skorpione nur selten an den Strand kommen und dass man den Büffeln besser nicht zu nahe kommt. Alles klar, klingt doch easy.

Nächster Halt: Unser Guesthouse. Unser Zimmer, in das nicht viel mehr als ein Doppelbett gepasst hat, war von den Nachbarzimmern gerade mal durch eine ca. 1 cm dicke und 2 m hohe Holzplatte getrennt. Darüber war bis zum Dach alles offen, sodass jeder auf der Etage von den Geräuschen aus den anderen Zimmern und dem Fernseher auf der Terrasse profitieren konnte. Die ganze Etage (9 Zimmer) teilte sich zwei „Bäder“ (ein Bad besteht aus einem WC und einem Duschkopf – Geschlechtertrennung gibt es nicht), deren Anblick uns nur schaudern ließ. Da es in Kambodscha keine Duschkabinen gibt, sondern quasi immer das ganze Bad mitduscht, waren das WC und der Boden nass und dreckig. Klodeckel oder auch nur eine Klobrille gab es nicht, hinsetzen war also nahezu unmöglich. Und das Schild „No shoes in the bathroom, please“ war auch nicht sonderlich erfreulich. Aber immerhin: Als wir uns auf die Suche nach einem anderen Guesthouse machten, durften wir uns immer wieder anhören, dass wir doch mit unserem eine super Wahl getroffen hatten…

Neue must-haves auf der Packliste: Papier-WC-Auflagen, jede Menge Klopapier und am besten ein Desinfektionsspray für die Haut. Zum Glück hatten wir alles dabei.

Und trotzdem: Hat man sich erst einmal in eine der Hängematten unter den Palmen am Strand gelegt oder ist in das türkisblaue Wasser abgetaucht, war das Guesthouse schon fast vergessen und man fühlte sich wie im Paradies.

Koh Rong
Koh Rong

Auf dieser Insel geht es nicht um den Standard der Unterkunft, hier geht es vielmehr um die unfassbare Idylle und Abgeschiedenheit. Darum, mit der Sonne aufzustehen, in den Tag hineinzuleben und ihn abends bei einem geselligen BBQ mit Cocktails und entspannter Musik ausklingen zu lassen. Den Tag verbringt man mit Spaziergängen oder Sonnenbaden an feinem, weißen Strand. Zwischendurch verschafft das traumhafte Meer Abkühlung, das uns mit seinen Wellen stundenlang beschäftigt hat.

Koh Rong
Koh Rong

Was dieses Paradies so reizvoll macht? Vor wenigen Jahren hat ein Fernsehsender eine einsame Insel für eine Survival-Sendung gesucht und ist auf Koh Rong gelandet. Dort gab es nichts außer ein paar Einheimischen; keine Touristen, keine Hotels, einfach nur Natur. Ein Mitglied der Crew konnte sich nicht mehr lösen und steckt seit fünf Jahren Herz und Seele in diese Insel, um das Paradies auch anderen zugänglich zu machen. Noch heute ist Koh Rong eher ein Geheimtipp als eine Touristenhochburg. Die wenigen Unterkünfte sollen die Natur nicht belasten und deswegen denen der Einheimischen nahe kommen. Und genau das verleiht dieser Insel den Flair.

Koh Rong
Koh Rong

Gestern war unser letzter Abend auf dieser wundervollen Insel und den wollten wir nutzen, um uns im Dunkeln biolumineszierendes Plankton anzuschauen. Das ist blaues Plankton, das im Dunkeln leuchtet. Um dieses Phänomen zu sehen, haben wir eine Bootstour zu einer nahegelegenen Insel gebucht. Zuerst waren wir skeptisch, denn wir hatten schon einige Boote am Abend zurückkehren sehen und keiner der Teilnehmer sah in irgendeiner Weise glücklich aus. Aber gut. Los ging unsere Bootstour damit, dass schon nach wenigen Metern der Motor schlapp machte. Das war aber nicht weiter schlimm, einfach neues Benzin in den Tank und los gehts. Die beiden Jungs, die das Boot gesteuert haben, waren übrigens nicht älter als 15. Der eine von beiden hat die ganze Zeit ein LED-Licht in der Hand gehalten, weil das Boot selbst leider keine Beleuchtung zu bieten hatte. Und so fuhren wir mehr oder weniger blind in die Tiefe der Nacht. Bis wir schließlich an einem Strand ankamen und uns einer der Jungs Schnorchelmasken in die Hand drückte. Etwas verdattert fragten wir ihn, was wir jetzt tun sollten, weil wir ja eigentlich nur Plankton anschauen wollten und noch nicht einmal Badesachen anhatten. Tja, diese Frage warf ihn sichtlich aus der Bahn und nach einigem Überlegen sagte er nur „Okay“, zog den Anker wieder ins Boot und weiter ging die Fahrt. Dann fuhren wir den halben Weg wieder zurück und steuerten eine kleine Insel an. Und da war es: Die schäumenden Wellen, die das kleine Boot aufwühlte, fingen plötzlich an zu leuchten. Das leuchtende Plankton sieht man im stillen Wasser nicht, sondern nur dann, wenn es in Bewegung kommt. Ein faszinierender Anblick. Dann warf der Junge wieder den Anker über Bord und drückte uns erneut die Schnorchelmasken in die Hand. Öööhm… Wir waren zwar nicht die Einzigen, die nicht mit der kleinen Schwimmrunde in der absoluten Finsternis gerechnet hatten, aber dennoch waren wir die Einzigen, die nicht mit Klamotten ins Meer gesprungen sind. Stattdessen haben wir lieber vom Boot aus zugeschaut, wie die Körper der anderen Teilnehmer unter Wasser plötzlich anfingen zu leuchten, weil jede einzelne Bewegung das Plankton zum Leuchten gebracht hat. Wahnsinn! Obwohl die Bilder bei Google deutlich mehr versprochen haben als wir letztendlich zu sehen bekommen haben (da leuchten ganze Strände), sieht man sowas ja doch nicht sonderlich oft.

Heute früh ging es dann mit gemischten Gefühlen wieder zurück ans Festland. Einerseits hätten wir gerne noch Wochen an den traumhaften Stränden von Koh Rong verbracht, letzten Endes hat dann aber doch die Vorfreude auf ein sauberes, privates Bad überwogen. Der Weg zurück war leider weniger schön. Noch vor der Abfahrt verschaffte sich eine Angestellte Gehör, um die Passagiere auf den starken Wellengang hinzuweisen und anschließend Kotztüten zu verteilen. Na klasse! Mit unserem Speedboat sollte die Fahrt zum Glück nur 45 Minuten dauern, aber dafür wurde jede einzelne Welle zur Sprungschanze und jeder Aufprall ließ den Magen springen. Nach 5 Minuten habe ich dann vorsichtshalber eine Tablette gegen Übelkeit eingeworfen, aber zu retten war damit leider nicht mehr viel…

– Tini

Phnom Penh

In Phnom Penh standen eigentlich nur zwei Dinge auf dem Plan: Ausruhen und Königspalast. Um in Ruhe zu schauen, wie wir unsere Zeit in Phnom Penh verbringen wollen, haben wir erstmal drei Nächte im Top Banana Guesthouse (der Empfehlung des Lonely Planet Reiseführers) gebucht. Am ersten Tag haben wir das Guesthouse nur verlassen, um uns auf die Suche nach Essen zu machen und haben eine super, wenn auch nicht ganz günstige Entdeckung gemacht: Bagels im gemütlichen Java Café, mit Spiegelei, Schinken und Käse bzw. mit unglaublich guter Lachscreme.

Den Abend haben wir dann auf der Dachbar unseres Guesthouses mit Bier und einer Runde Beer-Pong ausklingen lassen. So haben wir den Tag recht gemütlich verbracht, allerdings waren die Nächte dafür umso schlimmer. Da unser Zimmer genau unter der Bar lag und wir so nicht nur die Musik, sondern auch jedes Stühlerücken und jeden herunterfallenden Ball vom Beer-Pong bestens hören konnten, war an Schlaf lange nicht zu denken. Schlimmer war aber, dass das Zimmer neben uns gerade renoviert wurde und jeden Morgen Punkt 7 Uhr das große Bohren begann.

Immerhin waren wir so früh genug wach, um uns in aller Ruhe den Königspalast anzuschauen. Mit 6,50 USD pro Person war der Eintritt recht teuer, aber da wir vom Königspalast in Bangkok völlig begeistert waren, war es uns das durchaus wert. Leider war der Königspalast im Vergleich zu Bangkok (wo der Eintritt übrigens kostenlos war) nur wenig spektakulär und die Gebäude durfte man noch nicht einmal betreten. Bei den meisten waren sogar die Türen verschlossen, sodass man noch nicht einmal reinschauen durfte. Na gut, dachten wir uns, die Hauptattraktion des Palastes, die Silberpagode, kommt ja noch. Die Silberpagode wird so genannt, weil ihr Boden aus 5.000 1kg schweren Silberplatten besteht. Und siehe da, man durfte tatsächlich hineingehen. Allerdings war der ganze Boden mit Teppich bedeckt, von Silber war nichts zu sehen. Dieser Königspalast ist reine Geldverschwendung.

Leider trifft das auf Einiges in der Stadt zu. Phnom Penh schien uns ziemlich teuer und dabei nur wenig lohnenswert. Deswegen ist uns auch schnell die Lust vergangen, in das legendäre Nachtleben der Stadt reinzuschnuppern. Außerdem waren wir hundemüde, schließlich hatten wir ja kaum geschlafen. So sind wir also einfach nur die Uferpromenade entlang geschlendert, haben ewig nach einem bezahlbaren Café gesucht und uns dann auf den Weg zum Hauptmarkt gemacht, bei dem 18 Uhr aber leider schon fast alle Läden geschlossen hatten (was hier äußerst ungewöhnlich ist).

Insgesamt waren wir von dieser Stadt nicht sonderlich begeistert und so haben wir uns wieder auf den Weg gemacht. Dieses Mal steht Entspannung auf dem Plan, die wir nach den letzten Wochen dringend nötig haben. Unser Ziel ist die Insel Koh Rong, die vor Sihanoukville liegt und für ihre traumhaft schönen Strände bekannt ist.

 

Top Phnom Penh:

Java Café mit seinen unglaublich leckeren Bageln und Broten

Flop Phnom Penh:

Der Königspalast, der viel zu viel kostet und in dem es kaum etwas zu sehen gibt, was man nicht auch außerhalb der Mauern sehen kann.

 

– Fab & Tini

Angkor Wat

Aus unserer dreitägigen Angkor-Tour ist nun leider nur eine zweitägige geworden, da unser Guesthouse für die nächsten Tage ausgebucht war und wir noch gestern unser Zimmer räumen mussten. Eine andere Unterkunft wollten wir uns nicht erst noch suchen, also sind wir in die Hauptstadt Kambodschas weitergefahren, Phnom Penh. Eigentlich schade, weil es uns in Siem Reap richtig gut gefallen hat und wir problemlos noch 2-3 Tage dort hätten verbringen können. Die Menschen sind so unglaublich freundlich und obwohl es noch dreckiger ist als in Bangkok, ist die Stadt ganz schön. Vor allem hat uns auch unser Guesthouse, die Blossoming Romduol Lodge, sehr gut gefallen. Mit ihrem kleinen Teich und einer schönen Lodge im Vorgarten war es dort richtig gemütlich und das Essen war sehr lecker. In unserem Zimmer hat sich zwar erstmal ein Haufen Mini-Ameisen in meinem Gepäck versammelt, aber nachdem wir meine Sachen sorgfältig von den Ameisen befreit und evakuiert haben, sind sie alle wieder verschwunden. Halb so wild, es gibt schlimmere Tiere. Kakerlaken zu Beispiel, oder Spinnen.

Okay, nun also zu Angkor Wat. Wir haben uns die rießige Tempelstadt in zwei wirklich anstrengenden Tagen angeschaut. Am ersten Tag sind wir mit einem Tuk-Tuk die kleine Angkor-Runde gefahren, welche die größten und wichtigsten Tempel abdeckt. Für die Fahrt muss man zusätzlich zum Eintritt ca. 10-15 USD einplanen, je nach Verhandlungsgeschick. Mit unserem Fahrer hatten wir wirklich Glück; er konnte gut Englisch, war jung und äußert nett. Während wir im ersten Tempel waren, hat er die Zeit genutzt, um ein paar Worte Deutsch zu lernen und uns dann strahlend mit „Guten Tag“, „Wie geht es dir?“ und „Danke“ zu begrüßen. Damit hat er sich ein gutes Trinkgeld verdient.

Die Tempelanlage selbst ist natürlich der Wahnsinn. Beim Haupttempel (Angkor Wat) und bei Angkor Thom hätte es eigentlich Sinn gemacht, einen Guide zu nehmen, aber die Zeit war knapp und der Eintritt teuer genug. Im Nachhinein leider etwas ärgerlich, aber hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer. Zur Runde gehörte neben mehreren „kleinen“ Tempeln auch noch der beeindruckende Ta Prohm, der berühmte Tomb Raider / Indiana Jones Tempel, bei dem sich die Natur ihr Stück Erde wieder zurückerobert und den gesamten Tempel mit ihren Baumwurzeln zerstört hat. Für die kleine Runde haben wir gute 6-7 Stunden gebraucht, was ja an sich schon anstrengend ist. Aber das Klima und die steilen Treppen mit ihren unglaublich hohen Stufen in den Tempeln sollte man dabei keinesfalls unterschätzen.

Angkor Wat
Angkor Wat

Am zweiten Tag sind wir die große Angkor-Runde mit geliehenen Fahrrädern gefahren. Eigentlich war das eher eine Radtour mit gelegentlichen Tempelstopps. Die großen Tempel hatten wir ja schon gesehen, also haben wir nur noch bei den kleinen abgelegenen Tempeln Halt gemacht. Anfangs war es schon etwas beängstigend, durch das Verkehrchaos in Siem Reaps Zentrum zu radeln. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es dort überhaupt so etwas wie Verkehrsregeln gibt. Alle Spuren werden für alle Richtungen genutzt, selbst in der Einbahnstaße kommen einem Fahrzeuge entgegen. An Kreuzungen scheint niemand so wirklich die Vorfahrt zu haben, man fährt einfach und irgendwie regelt sich das schon. Aber das Faszinierende ist: es funktioniert und zwar richtig gut! Und warum? Weil einfach jeder aufpasst und Rücksicht auf die Anderen nimmt. Keiner ist so egoistisch wie die deutschen Verkehrsteilnehmer, keiner beharrt auf seiner Vorfahrt, keiner drängelt. Es gibt keine bösen Gesten, sondern es wird einfach anstandslos Platz gemacht. In unserem letzten Blogeintrag haben wir noch geschrieben, wie unser Busfahrer alle anderen zur Seite gehupt hat, aber heute wissen wir: das Hupen ist hier keine böse Geste, sondern heißt ganz einfach „Vorsicht, nicht nach links fahren, ich überhole dich“, denn so etwas wie Schulterblick kennen die hier nicht.

Nachdem wir also die ersten großen Kreuzungen überquert hatten, waren die Ängste im kambodschanischen Straßenverkehr überwunden und die Radtour konnte beginnen. Der größte Teil der Strecke führt durch schattige Wälder und lässt sich richtig schön fahren. Zwischen Angkor Wat und Angkor Thom haben wir unseren ersten längeren Stopp eingelegt, denn dort gibt es Affen am Straßenrand. Freilebend natürlich, Angkor ist ja kein Zoo. Aber es gibt eben nicht nur schöne Tiere dort. Als wir am ersten Tag mit dem Tuk-Tuk unterwegs waren, riss unser Fahrer plötzlich einen Fuß hoch. Zuerst dachte ich, dass er seinen Schuh verloren hat, aber nein, es ist eine Schlange aus dem Baum gefallen und direkt vor uns auf der Straße gelandet…

Angkor Thom (Angkor Wat)
Angkor Thom (Angkor Wat)

Insgesamt sind wir mit dem Fahrrad fast 50 km gefahren, wobei die Entfernung zwischen unserer Unterkunft und dem ersten Tempel nicht einmal 7 km betrug. Da merkt man erst, wie gigantisch die Tempelanlage von Angkor ist! Zum Glück gibt es dort überall Stände mit kühlen Getränken und frischem Obst, an denen man sich zwischendurch erfrischen kann. Da konnte natürlich auch ich nicht widerstehen. No risk no fun dachte ich mir und dann haben wir meine Fruktoseintoleranz mal so richtig auf die Probe gestellt. Erst haben wir eine Kokosnuss ausgeschlürft, dann haben wir uns eine ganze Ananas und eine Mango geteilt. Und siehe da, es waren keine Schmerztabletten notwendig, ich habe alles bestens überstanden!

Quelle: Google Maps

Gestern hätten wir uns eigentlich noch gern die Roluos Tempel vor Angkor angeschaut, aber stattdessen saßen wir mal wieder 8 Stunden im Bus und haben über die vorbeiziehende Landschaft gestaunt. Und nun werden wir sehen, was Phnom Penh zu bieten hat.

– Tini

Eine Busfahrt, die ist lustig, eine Busfahrt, die ist schön…

… so soll es zumindest sein.

Nachdem wir gestern früh in Bangkok ausgecheckt haben, ging es 9.00 Uhr mit dem Bus Richtung Grenzübergang Aranyaprathet-Poipet. Dieser Grenzübergang ist berühmt berüchtigt für seine Betrügerein. In allen Reiseführern und Foren wird vor klapprigen Bussen dorthin, falschen Visaverkäufern, kostenlosen Transfers und vielen anderen Betrugsmaschen gewarnt. Das wollten wir umgehen, also haben wir uns schon vorher e-Visa besorgt und Plätze in einem staatlichen „First Class Bus“ gebucht. Natürlich heißt First Class dort nicht das Gleiche wie bei uns in Deutschland, sondern einfach nur, dass der Bus nicht ganz so beängstigend ist und eine Klimaanlage hat. Trotzdem waren wir doch etwas beunruhigt, als wir feststellten, dass der Bus keine Sicherheitsgurte hatte (wir hatten Plätze in der ersten Reihe gebucht, im Falle eines Unfalls also nicht direkt die beste Position), der Tacho trotz der rasanten Fahrmanöver unseres Fahrers konstant „0“ anzeigte und wir uns schon in Bangkok verfuhren.

Richtig schlecht getroffen hatte es aber ein armer Kerl, der mit seiner Freundin erst kurz vor Abfahrt hinzugestoßen ist und keine Plätze gebucht hatte. Der Bus war nämlich schon voll. Nicht, dass das ein Grund wäre, ihn nicht mitzunehmen – aber während seine Freundin noch den Beifahrersitz ergattern konnte, musste er die gesamte 8-stündige Fahrt auf einem viel zu kleinen Plastikkinderhocker zwischen Fahrer und Beifahrer verbringen.

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An der Grenze angekommen, hieß es aussteigen und Stempel holen. Leichter gesagt als getan, weil die Anweisungen des kleinen Kambodschaners im Bus keiner verstanden hat. Zuerst den Ausreisestempel von Thailand, 25 Minuten Warteschlange, danach Einreiseformular und auf dieses dann den Einreisestempel, wieder 65 Minuten Warteschlange. Bis unser Reisebus damit durch war, sind erst einmal zweieinhalb Stunden vergangen.

In Kambodscha selbst bot sich dann ein neues Bild: Eine Haupstraße und ansonsten fast nichts. Rechts und links gab es kaum etwas anderes als die endlose Weite von quadratisch angelegten Feldern und Bewässerungsanlagen. Ganz am Rande des Horizonts konnte man Baumketten ausmachen. Ortschaften, durch die wir ab und an fuhren, waren nur entlang der Hauptstraße gebaut, Seitenstraßen und Kreuzungen gab es nicht. Generell gilt das Recht des Stärkeren, dass sich unser Busfahrer mit viel Gehupe und Aufblenden verschaffte. So wurden Fahrradfahrer, Kleintraktoren, Mopedfahrer und sogar Kleinwagen zur Seite gehupt um schneller voran zu kommen oder zwischen den Spuren einfach noch eine Überholspur eröffnet. Da kann es durchaus sehr eng werden!

Gegen 19 Uhr erreichten wir Siem Reap. Wieder Szenenwechsel. Während es auf dem Land nur wenige feste Gebäude gab, bietet die Stadt Siem Reap einen fast schon luxuriöseren Anblick. So fuhren wir kilometerlang einen Boulevard entlang, auf beiden Seiten mit Hotels und Restaurants gesäumt, die sich gegenseitig mit Prunk und Glamour zu übertreffen versuchten. Überall blinkten Lichterketten und Neonschilder, die Straßen waren überfüllt mit Menschen und kaum ein Meter am Straßenrand war ohne Taxi oder Tuk-Tuk.

Nach dem Check-In sind wir noch etwas durch die naheliegende Pubstreet geschlendert und haben uns etwas zu Essen gesucht. Und heute verbringen wir noch einen gemütlichen Tag in der Gartenlounge unseres Hostels und den Straßen Siem Reaps, bevor wir morgen mit einer 3-tägigen Tour durch eines der größten Weltkulturerben, von vielen auch als 8. Weltwunder bezeichnet, beginnen: Angkor Wat.

– Fab & Tini

Willkommen in der neuen Welt!

Zu aller erst: Wir wünschen all unseren Lesern ein frohes neues Jahr!

Silvester in Bangkok ist schon komisch. Bei kunterbunt blinkender Weihnachtsdeko, dem schönsten kitschigen Weihnachtsbaumschmuck und den thailändischen Versionen von Liedern wie „Stille Nacht“ und „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ kommt in den großen Shoppingcentern trotz den über 30 °C schon fast Weihnachtsstimmung auf. Da sind die Erwartungen für Silvester natürlich groß. Auf das dichte Gedränge im Backpackerviertel um die Khao San Road hatten wir aber keine große Lust, also sind wir zum Pier am River City, um uns dort gemütlich das Feuerwerk der gegenüberliegenden 5-Sterne-Hotels anzuschauen. Bis ca. 23.57 Uhr war dort aber reichlich wenig los und gute 20 Minuten später war eigentlich auch alles schon wieder vorbei. Die zahlreichen Partyschiffe auf dem Fluss haben ihre Gäste wieder abgeladen und die großen Hotels lieber für sich weiter gefeiert. Also eher ein mageres Silvester. Und dennoch schien es, als durften wir eines der längsten Feuerwerke in Bangkok genießen. An allen anderen Orten haben eher die Korken geknallt. Umso größer ist nun also die Vorfreude auf das chinesische Neujahr im Februar, das „richtige“ Neujahr hier in Südostasien.

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Auch sonst ist Bangkok nicht so (Achtung: Wortwitz!) der Knaller. Verdreckte Straßen, Ratten und Kakerlaken, Abgase und andere unschöne Dinge kommen hier ganz sicher nicht zu kurz. Klar, die gigantischen Bauten im und am Königspalast sind einfach nur atemberaubend und in den unfassbar rießigen Shoppingcentern am Siam Square könnte man Tage verbringen. Zwischen den gruseligen Straßen und den Touristenhochburgen Bangkoks liegen Welten – würde man es nicht mit eigenen Augen sehen, könnte man kaum glauben, dass es sich um ein und dieselbe Stadt handelt. Aber so ist es eben in anderen Kulturen; an jeder Ecke findet man neue Faszinationen.

Königspalast, Bangkok
Königspalast, Bangkok

Apropos Faszination… Gestern durften wir noch ganz andere Dinge erleben. Wir haben schon gehört, dass es so etwas gibt, aber wir hätten nicht gedacht, dass es uns treffen würde. Naja, Fab vielleicht schon, aber mich?! Ich fang mal von vorne an:
Wir streifen also durch die fast schon abartigen Straßen Bangkoks und werden dabei ständig von Einheimischen angestarrt. Da macht sich ja doch so seine Gedanken. Liegt es einfach nur daran, dass wir Ausländer sind? Zeige ich mit meinem Tanktop vielleicht schon zu viel Haut? Die Antwort fanden wir vor dem Königspalast, als wir das erste Mal so richtig in den Touristenstrudel gerieten. Eine junge Asiatin fuchtelte ganz aufgeregt mit ihrem Handy vor meiner Nase herum. Na klar, ich mach gerne ein Foto von dir und deinem Freund, gib her. Aber nö, da nimmt ihr Freund ihr Handy und sie schiebt mich in eine Ecke. Was ist denn jetzt los? Tja, sie wollte unbedingt ein Foto mit mir machen! Und kaum hat sie damit angefangen, kam gleich die nächste Asiatin mit ihrem Freund und wollte auch ein Foto. Und dann haben sie gleich Fab mit dazu gezogen, denn der durfte natürlich auf dem Foto nicht fehlen. Bei Fab ist die Sache klar, denn der ist für die Asiaten ja fast schon ein Rieße. Aber warum ich?

Inzwischen ist unsere Zeit in Bangkok vorerst schon wieder vorbei. Traurig sind wir darüber nicht, obwohl es hier noch vieles zu sehen gibt. Vielleicht kommen wir noch einmal her, wenn wir durch  Thailand reisen, aber jetzt freuen wir uns erst einmal auf Kambodscha, wo unsere Reise morgen hingeht.

– Tini

Los geht’s!

Da sind wir nun. In der Metropole Thailands – Bangkok. Genau 24 Stunden haben wir gebraucht von der Haustür bis zur Ankunft in Bangkok. Zum Glück „nur“ 24 Stunden, denn in Frankfurt stellte man kurz vorm Bording einfach mal fest, dass das Flugzeug mit mehreren Plätzen überbucht war. Nachdem aber mehrere Leute ohnehin zu spät zum Boarding kamen und sich ein paar andere gegen ein nettes Sümmchen auf andere Flüge haben umbuchen lassen, durften wir dann aber doch an Board.

In Bangkok dann natürlich erstmal der Kulturschock, den man völlig übermüdet kaum verkraftet. Die Lösung war klar: Stärkung bei McDonalds und dann ab ins Hostel zum Duschen und Schlafen. Und schon ist der erste richtige Tag unserer großen Reise auch fast schon wieder vorbei.