Das Land aus Eis und Feuer – Der Süden: Teil II

Tag 6. Nach den beiden anstrengenden Tagen in Þórsmörk und Landmannalaugar brachen wir wieder auf, um weiter entlang der Südküste bis zum Skaftafell Nationalpark zu fahren. Natürlich nicht, ohne dabei jede Menge Zwischenstopps einzulegen. Unser erster Halt war gar nicht weit weg von Hvolsvöllur, nämlich bei einem kleinen Wasserfall mit dem tollen Namen Gluggafoss. Um zum Wasserfall zu gelangen, läuft man zunächst an kleineren Kaskaden vorbei in eine Schlucht. Dort kann man wunderbar sehen, wie das Wasser einen Tunnel in den Fels gegraben und dabei einen schönen Bogen geformt hat, durch den nun das Wasser fließt.

Gluggafoss
Gluggafoss

Danach haben wir noch einmal am Seljalandsfoss gehalten, um nebenan in die Höhle mit dem Wasserfall zu steigen, weil wir dort unbedingt noch Fotos machen wollten. Anschließend haben wir auch noch einmal beim Skógafoss gehalten, denn wie wir inzwischen erfahren hatten, gibt es auch dort nebenan noch einen tollen Wasserfall. Er heißt Kvernufoss und wie beim Seljalandsfoss kann man auch hinter diesen Wasserfall laufen. Aus irgendeinem Grund ist er aber trotz seiner Nähe zum großen Skógafoss scheinbar unbekannt. Wahrscheinlich weil man erst noch ein paar Minuten einen Pfad entlang laufen muss, bis man schließlich in eine Schlucht kommt, an deren Ende man den Kvernufoss findet. Jedenfalls waren außer uns noch genau zwei Paare da als wir ankamen und die waren auch ziemlich schnell wieder weg, sodass wir eigentlich die ganze Zeit alleine waren, obwohl wir dort recht viel Zeit verbracht hatten.

Kvernufoss
Kvernufoss
Kvernufoss
Kvernufoss

Nicht weit vom Skógafoss entfernt führt eine Straße zum Sólheimajökull, einer Gletscherzunge des großen Mýrdalsjökull. Über einen kurzen Weg kann man vom Parkplatz aus bis an die Gletscherzunge heran laufen.

Sólheimajökull
Sólheimajökull

Leider hat es dort so stark geregnet, dass ich bald bis auf die Haut durchnässt war. Aus irgendeinem Grund hatte ich mir an diesem Tag gedacht, ich käme auch ohne Wanderhose und Thermounterwäsche aus, weil wir ja sowieso die meiste Zeit im Auto sitzen würden. Tja, da lag ich falsch. Kaum am Gletscher angekommen, sind wir also auch schon wieder umgekehrt und zurück zum Auto geeilt. Ich glaube, ich war in meinem ganzen Leben noch nie so dankbar für die Erfindung der Sitzheizung. Trotzdem war meine Hose immer noch nass und kalt, als wir etwa 30 Minuten später unseren nächsten Halt bei der Klippe von Dyrhólaey machten. Fab musste deswegen erst einmal meine Wanderhose aus dem Koffer wühlen, damit ich mich noch schnell im Auto umziehen und wieder in die Kälte wagen konnte. Gegen unsere wetterbedingte Lustlosigkeit kämpfend liefen wir dann zum Aussichtspunkt auf der Klippe, von dem aus man normalerweise einen richtig tollen Ausblick über die Küste und die Gletscher hat. Unsere Aussicht beschränkte sich allerdings mehr oder weniger auf eine dicke Wolkenwand. Immerhin hingen die Wolken hoch genug, dass wir am Fuß der Klippe noch den schwarzen Strand Reynisfjara und die schwarzen Felsnadeln sehen konnten, die am anderen Ende des Strandes aus dem Meer ragen.

Blick auf den Reynisfjara Strand von Dyrhólaey
Blick auf den Reynisfjara Strand von Dyrhólaey
Klippe von Dyrhólaey
Klippe von Dyrhólaey

Noch während wir auf der Klippe standen und das bisschen Aussicht genossen, das wir kriegen konnten, lockerte ganz langsam der Himmel etwas auf. Und als wir dann kurze Zeit später am anderen Ende des schwarzen Strandes standen, konnten wir in der Ferne sogar die Silhouette von Dyrhólaey in der langsam untergehenden Sonne sehen.

Der schwarze Strand von Reynisfjara ist äußerst gefährlich. Hohe Wellen kommen oft unerwartet und können einen schnell ins Meer ziehen, aus dem es wegen der extrem starken Strömung kaum ein Entkommen gibt.
Der schwarze Strand von Reynisfjara ist äußerst gefährlich. Hohe Wellen kommen oft unerwartet und können einen schnell ins Meer ziehen, aus dem es wegen der extrem starken Strömung kaum ein Entkommen gibt.

Auf der weiteren Fahrt Richtung Osten brachen die Wolken dann immer mehr auf. Irgendwann hielt Fab plötzlich am Straßenrand, packte die Kamera und sprang aus dem Auto. Erst als er wieder zurück ins Auto kam und mir mit den Worten „Ich versteh gar nicht, warum du nicht fotografieren willst“ zufrieden seine soeben geknipsten Bilder zeigte, verstand ich warum. Für mich völlig im toten Winkel verborgen ereignete sich ein atemberaubender Sonnenuntergang. Sofort schnappte ich mir die Kamera und stieg aus dem Wagen. Immer wieder hielten wir dann auf der Fahrt an, um Fotos von dem sich stets verändernden Licht hinter dem großen Gletscher Mýrdalsjökull zu machen, den wir selbst nach den vielen Kilometern auf der Ringstraße noch immer nicht hinter uns gelassen hatten.

Mýrdalsjökull
Mýrdalsjökull
Mýrdalsjökull
Mýrdalsjökull

Nach dem Sonnenuntergang war es dann natürlich auch zu dunkel, um noch weitere Zwischenstopps einzulegen. Einen Versuch wagten wir noch in der Dämmerung, weil wir uns gerne noch die beliebte Schlucht Fjaðrágljúfur anschauen wollten, die nahe der Ringstraße liegt. Doch obwohl die Straße dorthin eigentlich auch ohne Geländewagen befahrbar sein soll, sind wir mit unserem Renault nicht sehr weit gekommen. Also beschlossen wir, uns nun endgültig auf den Weg zu unserem Hotel zu machen und einen weiteren Tag hinter uns zu lassen. Kurz vor der Ankunft – es war bereits stockdunkle Nacht – wurde ich kurz stutzig, als ich mitten in der Pampa am Straßenrand die Umrisse zweier junger Menschen mit großen Trekking-Rucksäcken erkannte, die sich dann auch gleich zu uns umdrehten und ihre Finger rausstreckten, weil sie mitgenommen werden wollten. Etwas verwirrt sammelten wir die beiden ein und nahmen sie die letzten Kilometer mit in das Dorf, in dem sich unser Hotel befand. Die beiden deutschen Studenten waren echt nett und hatten ihre Semesterferien genutzt, um mit dem Zelt durch Island zu trampen. Nach einem angeregten Gespräch mit den beiden hier ein gut gemeinter Rat an alle, die über eine ähnliche Aktion nachdenken: Wenn ihr im Winter – und sei es auch nur am Rande der Wintersaison – in Skandinavien zelten wollt, dann investiert bitte mehr als 20 Euro in einen Schlafsack, egal wie sehr ihr sparen müsst…

Tag 7. Als wir am Morgen aus unserem Cottage kamen, lachte uns die Sonne mit einem strahlend blauen Himmel an. Natürlich wollten wir bei diesem schönen Wetter keine Zeit verlieren und so packten wir nach einem ausgiebigen Frühstück schnell unsere Sachen zusammen, um zum Skaftafell Nationalpark zu fahren. Dieser ist ein Teil des Vatnajökull-Nationalparks, der den größten Gletscher Europas beherbergt. Der Vatnajökull ist wirklich nicht zu vergleichen mit den Gletschern, die wir bisher gesehen haben. Er ist unfassbare 8.100 km² groß, das entspricht einer Länge von 150 km von West nach Ost und einer Länge von 100 km von Nord nach Süd! Die Eisschicht ist hier im Durchschnitt etwa 400 m dick, an vielen Stellen sogar deutlich mehr. Wenn man an der Ringstraße entlang fährt, passiert man unzählige Gletscherzungen, die sich zwischen den Bergen in die Täler quetschen. Hinter jedem Berg findet sich eine neue Flut aus Eis, die mitunter sogar bis an die Straße reicht. Und an einer solchen kamen wir auch vorbei, als wir zum Eingang des Nationalparks fuhren. Ohne lange zu überlegen, machten wir natürlich Halt, um zum Gletscher zu laufen. Dank des nahezu wolkenfreien Himmels hatten wir nicht nur eine tolle Sicht auf die Gletscherzunge selbst, sondern auch auf den Vatnajökull, der sich im Hintergrund über der Gletscherzunge aufbäumte. Was die Gletscher in Island so unglaublich faszinierend macht – mal abgesehen davon, dass es eben Gletscher sind –, sind die vielen schwarzen Schichten aus Asche, die sich über Jahrhunderte hinweg in dem Eis abgelagert haben und damit längst vergangene Vulkanausbrüche unvergessen machen.

Am Eingang des Skaftafell Nationalparks informierten wir uns an einer Tafel erst einmal über die zahlreichen Wandermöglichkeiten. Es lohnt sich hier wirklich, längere Touren in Angriff zu nehmen, denn man kann relativ weit an den Gletscherzungen entlang laufen. Wenn man möchte, kann man bis zum Fuß einer ca. 240 m hohen Klippe wandern, an der der darauf liegende Vatnajökull quasi abgeschnitten wird. Die Klippe war einst unter einer Gletscherzunge versteckt, aber durch die Erderwärmung ist diese Gletscherzunge so weit geschmolzen, dass die Klippe nun vollständig zu sehen ist. Wenn man dort steht, kann man das Eis knacken hören und immer wieder brechen Eisberge vom Gletscher ab und krachen dann die Klippe hinunter. Wir haben davon leider erst zu spät erfahren und die Wanderung deswegen leider nicht gemacht. Stattdessen wählten wir eine etwa dreistündige Wanderung vorbei am Wasserfall Svartifoss bis zu einem Aussichtspunkt mit dem Namen Sjónarnípa, der auf einem der Berge an der Gletscherzunge Skaftafellsjökull liegt. Der Svartifoss ist ein ganz besonderer Wasserfall. Auf Deutsch heißt der Svartifoss „schwarzer Wasserfall“. Der Name ist durchaus passend, denn der Wasserfall ist umgeben von Säulen aus schwarzem Basalt, die an eine Orgel erinnern.

Svartifoss
Svartifoss

Vom Wasserfall aus läuft man über schmale Wege und Holzstege kontinuierlich durch bunte Steppen und niedrige Weiden. Es geht stetig bergauf bis zu einem steilen Hang am Rande des Berges, von dem aus man über die ganze Gletscherzunge des Skaftafellsjökull blicken kann.

Skaftafellsjökull
Skaftafellsjökull

Vom Aussichtspunkt aus sind wir dann wieder zurück Richtung Auto gelaufen. Der Weg führt neben der Gletscherzunge am Hang entlang und ist teilweise sehr uneben. Zu allem Übel verabschiedete sich zu diesem Zeitpunkt auch die Sonne wieder von uns. Binnen weniger Minuten war der Himmel wieder komplett zugezogen und es fing an zu regnen. Der Wanderweg war stellenweise vollständig überflutet und ziemlich schwer begehbar. Neben dem markierten Pfad zu laufen ist in Island außerdem ein absolutes No-Go. Also wateten wir durch Pfützen und Schlamm, rutschten den mitunter recht steilen Hang hinunter und sahen schon bald aus wie kleine Dreckspatzen. Unten angekommen klopften wir den Schlamm von unseren Klamotten und stiegen zurück ins Auto. Dann fuhren wir etwa 25 km weiter die Ringstraße entlang bis zu den beiden Gletscherlagunen Fjallsárlón und Jökulsárlón. Bei beiden handelt es sich um Gletscherseen am Fuße des Vatnajökull, in denen Eisberge herumtreiben, die vom Gletscher abgebrochen sind. Die Gletscherlagune Fjallsárlón ist die kleinere von beiden und nicht ganz so bekannt wir ihr berühmter Nachbar. Das hat den Vorteil, dass hierher kaum Touristen kommen und man spürbar mehr Ruhe hat.

Fjallsárlón
Fjallsárlón

Aber natürlich ist die Jökulsárlón nicht ohne Grund die Bekanntere der beiden Lagunen. Sowohl die Lagune selbst als auch die in ihr schwimmenden Eisberge sind deutlich größer als beim kleinen Bruder nebenan. Und dementsprechend natürlich auch der Wow-Faktor. Die Eisberge haben eine Höhe von bis zu 15 Metern und leuchten in einem wunderschönen Eisblau, das immer wieder von schwarzer Asche durchzogen wird. Außerdem leben in der Jökulsárlón einige Robben, die immer mal wieder ihre Köpfe aus dem Wasser strecken und sich mit etwas Glück sogar auf einem der Eisberge sonnen, was bei uns aber selbstverständlich nicht der Fall war.

Jökulsárlón
Jökulsárlón

Vom südlichen Ende der Jökulsárlón führt ein Fluss ins Meer. Die Entfernung zwischen der Lagune und dem Meer ist nicht groß, sodass bei uns die tosenden Wellen bis in die Lagune hinein gerollt sind. Je nach Gezeiten strömt das Wasser von der Lagune aber auch ins Meer und zieht dabei jede Menge Eisberge mit sich. Die Eisberge werden dann wiederum an die Küste gespült und bleiben dort auf dem schwarzen Sand liegen. Das Ergebnis ist ein schwarzer Strand mit hunderten von Eisbergen, genannt Diamond Beach. Die beste Zeit für einen Besuch an diesem Strand ist definitiv der Sonnenuntergang, denn da die Eisberge logischerweise am Strand schmelzen, werden sie klar und durchsichtig, sodass sich die untergehende Sonne darin reflektiert und das Eis leuchten lässt. Auch wir waren pünktlich zum Sonnenuntergang am Strand, genauso wie Dutzende von anderen Fotografen. Nur leider konnte man wegen der dicken Wolkendecke keinen Sonnenuntergang sehen und Reflektionen gab es sowieso schonmal gar keine. Dafür wurde es aber noch viel schneller dunkel und umso schwerer, überhaupt ein gutes Foto von diesem unglaublich schönen Ort zu machen. Als es dann langsam zu dunkel wurde, machten wir uns wieder auf den Weg und fuhren weiter zu unserem tollen Guesthouse in der kleinen Stadt Höfn.

Diamond Beach
Diamond Beach

Tag 8. Am achten Tag haben wir eigentlich nicht sehr viel mehr gemacht als etwas durch das gemütliche Höfn zu spazieren. Das lag zum Einen daran, dass wir uns mal eine Pause gönnen wollten; zum Anderen lag es aber auch daran, dass an diesem Tag eine bemerkenswert hohe Nordlichtaktivität zu erwarten war und wir deswegen abends ausgeschlafen sein wollten. Leider war es in Höfn sehr regnerisch und die Chance auf ein Stückchen wolkenfreien Himmel äußerst gering. Wenn wir die Lichter also sehen wollten, mussten wir aus der Stadt herausfahren. Damit ja nichts schief geht, planten wir beim Abendessen mithilfe einer Landkarte und verschiedenen Aurora-Websites und -Apps ganz genau, an welchem Ort wir uns zu welcher Uhrzeit aufhalten würden.

Kurz vor 21 Uhr starteten wir dann unseren nächtlichen Ausflug. Wir folgten der Ringstraße etwa eine Stunde Richtung Norden, bis wir dann am geplanten Küstenabschnitt ankamen. Tatsächlich war dort weitestgehend sternenklarer Himmel, von Nordlichtern fehlte jedoch jede Spur. Hoffnungsvoll vertrieben wir zunächst unsere Zeit damit, den Rastplatz zu erkunden, auf dem wir geparkt hatten. Aber nach einigen Minuten in der Kälte haben wir uns dann doch entschlossen, lieber im noch warmen Auto abzuwarten. Die Sitze so weit wie möglich nach hinten geklappt, lagen wir also im Wagen und schauten gespannt aus dem Fenster. Doch es passierte absolut nichts. Irgendwie hatten wir uns das wirklich deutlich leichter vorgestellt. Und wie wir da so lagen, dauerte es auch nicht lange, da wurden wir plötzlich hundemüde. Aber da wir natürlich noch nicht zurückfahren wollten, stellten wir uns den Wecker und gönnten uns etwas Schlaf. Gegen 24 Uhr wurden wir wieder wach, aber von Nordlichtern war noch immer keine Spur. Dafür stellten wir überrascht fest, dass wir inzwischen nicht mehr alleine auf dem Rastplatz waren. Wir beobachteten das hinzugekommene Auto eine Weile um herauszufinden, ob die Fahrer nur eine kurze Pause machen oder auf dem Rastplatz übernachten wollten. Dann sprang Fab plötzlich aus dem Auto und starrte über uns in den Himmel. Dort hatte sich eine lange, sachte und eher unscheinbare Linie gebildet, die mit dem bloßen Auge von einem Wolkenfetzen kaum zu unterscheiden war. Aber uns war sofort klar, dass es sich dabei nicht um eine Wolke handelte. Ich war gerade noch dabei, mir die Mütze auf den Kopf zu ziehen und in meine Handschuhe zu schlüpfen, da fing dieser Streifen plötzlich an, leuchtend grün zu strahlen und sich über unseren Köpfen durch den Himmel zu schlängeln. Minutenlang starrten wir in den Himmel, völlig fasziniert von diesem Naturspektakel. Allerdings sind die Lichter nicht ewig an einem Ort zu sehen, da sie sich ja ständig bewegen und deswegen waren sie dann irgendwann auch wieder so schwach, dass wir uns wieder zurück ins Auto setzten. Die Lichter sind natürlich trotzdem noch lange da, aber die meiste Zeit kann man sie mit dem bloßen Auge nicht sehen. Ob die Lichter noch da sind oder nicht findet man heraus, indem man einfach für einige Sekunden in den Himmel fotografiert. Auf dem Foto schimmert dann nämlich der ganze Himmel grün.

Nordlichter
Nordlichter

Nach und nach zogen dann auch über unseren Rastplatz dicke Wolken und dann konnten wir noch nicht einmal mehr Sterne sehen. Uns blieb daher nichts anderes übrig als langsam wieder zurück in Richtung Höfn zu fahren. Wir waren allerdings noch gar nicht weit gekommen, da tauchten über uns noch viel stärkere Lichter auf als die, die wir zuvor gesehen hatten. Bei der nächsten Gelegenheit stellten wir schnell das Auto am Straßenrand ab und stiegen aus, um erneut begeistert in den Himmel zu starren. Aurora führte über uns einen überwältigenden Tanz auf und zeigte sich sogar immer mal wieder in einem schönen Violett. Sie wanderte zur Küste und machte dann über dem Meer eine Kurve zurück zum Land.

Nordlichter
Nordlichter

Die Zeit verflog und mit ihr irgendwann auch das schöne Licht. Für uns war dies das Zeichen, dass unser Bett im Guesthouse nach uns rief. Auf der Rückfahrt schauten wir trotzdem immer wieder gen Himmel, sahen dort aber keine Lichter mehr. Als wir dann in unserem Bett lagen, hatten wir etwas gemischte Gefühle. Einerseits waren wir natürlich überglücklich, endlich mal richtige Nordlichter gesehen zu haben. Aber auf der anderen Seite hatten wir zuvor schon so viele Bilder und Videos von den Nordlichtern gesehen, die alle mehr versprochen hatten. Auf den Bildern sieht man nicht nur einen dünnen Streifen Licht über den Himmel wandern, sondern da ist der ganze Himmel voll mit tanzenden Lichtern. So unbeschreiblich faszinierend der Anblick in dieser Nacht auch war, wir wussten, da geht noch mehr. Wir wussten, Aurora hat noch viel mehr zu bieten. Und genau das wollten wir auch sehen.

Tag 9. Am nächsten Morgen packten wir völlig übermüdet unseren Koffer und quälten uns zum Frühstücksbuffet in der netten kleinen Küche unseres Guesthouses. Dort sprachen wir mit einem deutschen Paar, dass in die entgegengesetzte Richtung – also von Norden nach Süden – reiste und uns darüber informierte, wie wundervoll sonnig und sommerlich das Wetter auf ihrer Reise bisher war. Obwohl die beiden etwa zeitgleich mit uns nach Island gekommen waren, hatten sie tatsächlich noch gar keinen Regen auf ihrer Reise gehabt. Voller Hoffnung auf ein besseres Klima im Norden schauten wir auf die Wettervorhersage – Sturmwarnung für die nächsten Tage unserer Reise…

Aber es nützte ja nichts, viel ändern konnten wir daran nicht. Wir mussten einfach weiter abwarten und hoffen, dass sich das Wetter doch noch zum Guten wenden würde. Für die nächsten Tage war ohnehin erst einmal Pause angesagt. Wir hatten uns für vier Nächte ein wunderschönes Hotel in den Ostfjorden herausgesucht, denn schließlich muss man sich im Urlaub ja auch irgendwann mal erholen. Das Problem war nur, dass wir eigentlich darauf gehofft hatten, die freien Tage nutzen zu können, um nach langen Nächten des Nordlicht-Guckens gemütlich auszuschlafen. Nun machte es das Wetter aber vollkommen unmöglich, die Lichter überhaupt zu sehen.

Nichtsdestotrotz machten wir uns erst einmal auf den Weg zu unserem Hotel in Faskrudsfjordur, dieses Mal jedoch ohne Umwege und große Zwischenstopps. Dafür waren wir einfach zu müde. Stattdessen genossen wir einfach die Fahrt auf der Ringstraße, die im Osten direkt an der Küste entlang durch die Fjorde führt. Im Hotel angekommen, legten wir uns gleich ins Bett und standen später nur noch einmal auf, um in einem kleinen gemütlichen Restaurant essen zu gehen.

Tini

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