Phong Nha – das Paradies für Extreme

Egal ob man extrem aktiv oder extrem relaxt ist, die Landschaft ist der Wahnsinn und entweder man erkundet sie oder man genießt sie einfach von der Hängematte aus. Wir sind hergekommen, um die Landschaft zu erkunden. Wir haben dafür einiges an Aufwand und Umweg auf uns genommen und es hat sich gelohnt. Schon allein unsere Unterkunft, wenn auch etwas teurer, ist einen Besuch wert. Das Phong Nha Farmstay ist in der ganzen Region bekannt und das ganz zu Recht. Es wurde von einem australisch-vietnamesischen Ehepaar errichtet und liegt mitten auf dem Land, am Rande von Reisfeldern und mit super Ausblick.

Phong Nha Farmstay
Phong Nha Farmstay

Der Phong Nha – Ke Bang Nationalpark ist erst vor wenigen Jahren auf dem Radar der Touristen gelandet, vor allem wegen der relativ neu entdeckten Höhlen in den gigantischen Karstformationen. Erst letztes Jahr hat der Nationalpark große Aufmerksamkeit erhalten, als die im Jahr 2009 entdeckte, größte Höhle der Welt für Besucher zugänglich gemacht wurde. Die Son-Doong-Höhle ist so groß, dass die Skyline Manhattens problemlos hineinpassen würde. Dass die Höhle für Besucher zugänglich gemacht wurde, heißt aber nicht, dass die Touristen nun einfach so hinspazieren können. Die Höhle lässt sich nur in einer 6-Tages-Tour erkunden; am ersten Tag finden nur Sicherheitseinweisungen statt, die übrigen 5 Tage (inkl. Nächten) verbringt man in der Höhle. Teilnehmen dürfen an einer Tour maximal 8 Personen, die von weiteren 27 Leuten begleitet werden: Profis, Medis, Köche und Leute, die einem Essen bringen. Der ganze Spaß kostet gerade mal 3.000 USD pro Person (das klingt viel, aber eigentlich ist es ein Witz für den ungeheuren Aufwand), aber bei uns stand es nicht auf dem Plan. Dieses Mal nicht.

Zum Glück hat der Nationalpark noch eine ganze Reihe weiterer Höhlen zu bieten, die man im Rahmen von Ein- oder Mehrtagestouren erkunden kann und die deutlich billiger zu bereisen sind. Begonnen haben wir mit der beliebten National Park Tour vom Phong Nha Farmstay. Auf dem Weg zur ersten Höhle fährt man durch dichten Dschungel und macht ein paar Stops mit unfassbarer Aussicht. Leider hatten wir genau an diesem Tag den ersten Regentag auf unserer Reise, sodass wir die Zwischenstops etwas kürzen mussten. Also fix in die erste Höhle, die Paradieshöhle. Ein Anblick, der einem den Atem raubt. Stalagniten und Stalagtiten in den schönsten und faszinierendsten Gestalten. Der erste Kilometer der ewig langen Höhle wurde mithilfe von Wegen und Scheinwerfern für Touristen begehbar gemacht, weitere 6 km lassen sich dann mit einem Guide und Taschenlampen erkunden. Leider war der Rest der Höhle gerade geflutet, sonst hätten wir die Tour mit dem Guide gemacht.

Nach der Paradieshöhle ging es dann weiter zur Dark Cave. Im Gegensatz zur Touri-Strecke in der Paradieshöhle gibt es hier keinen befestigten Weg und keine Scheinwerfer. Zum Eingang der Höhle kommt man, indem man sich mit Zip-Lining über den Fluss schwingt oder – für Leute mit Höhenangst – mit dem Kayak. In unserer Gruppe von 15 Leuten war ich natürlich der einzige Angsthase, aber die Kayakfahrt mit den zwei Einheimischen war auch sehr schön. Ein kurzer Ausbruch von schlechter Laune in der Runde folgte, als uns verkündet wurde, dass man in die Höhle nur schwimmend rein kommt. Obwohl uns vor der Tour gesagt wurde, dass wir Badesachen mitnehmen sollten, wusste das tatsächlich niemand. Im Sommer wäre das sicher ziemlich gut angekommen, aber da wir uns nun im Norden Vietnams befinden, sind wir wieder den vier Jahreszeiten ausgesetzt und wie in Deutschland ist auch hier gerade Winter. Aber immerhin bedeutet Winter hier trotzdem noch 15 °C. Das Wasser war angenehm und die Rettungswesten, die wir tragen mussten, haben erstaunlich warm gehalten. So sind wir also in die Höhle geschwommen,  dort ins Trockene geklettert und immer wieder durch Wasser gewadet. Dabei kam das einzige Licht von den Stirnlampen an unseren Helmen – etwas gruselig, aber absolut klasse. Irgendwann sollten wir dann die Rettungswesten ablegen und uns durch einen schmalen Gang quetschen. Hier begann das Highlight der Höhle. In dem schmalen Gang hatten sich Unmengen von Sand mit dem Wasser zusammengetan und jede Menge Matsch gebildet. Der Boden, die Wände, alles war von einer dicken Schlammschicht überzogen, durch die wir uns nun hindurch kämpften. Weiter und weiter und noch weiter und dabei versanken wir immer mehr im Schlamm. Und dann, nach einigem Gekletter und Gekraksel, landeten wir in einem riesigen Loch, in dem uns der Schlamm bis zur Brust stand. Ich glaube, unsere Badesachen werden tatsächlich nie wieder sauber. Selbst nachdem wir den Weg aus der Höhle schon wieder zurück geschwommen waren, waren unsere Sachen einfach nur noch braun.

Dark Cave
Dark Cave

Gestern haben wir uns dann noch die Touri-Höhle Nr. 1 angeschaut, die Phong Nha Höhle. In die Höhle kommt man auch nur über den Fluss, aber hier ist die Besichtigung etwas tourifreundlicher gestaltet, denn man wird mit einem Boot hineingefahren und Scheinwerfer gibt es auch. Zwischendurch kann man kurz aussteigen und ein paar Meter vorbei an Stalagniten und Stalagtiten spazieren und dann fährt man wieder zurück.

Heute sind wir noch einige Kilometer durch die nahegelegenen Dörfer spaziert und heute Abend geht es dann mit Nachtbus weiter in den nächsten Nationalpark.

– Tini

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