Das zentrale Hochland von Vietnam

In Saigon standen wir vor verschiedenen Weiterreisemöglichkeiten: Strand- und Wassersportparadies Mui Ne, Cat Tien Nationalpark oder Zentrales Hochland um Da Lat. Eigentlich wollten wir an den Strand, doch leider ist Mui Ne inzwischen fast vollkommen in russischer Hand und damit nicht mehr sonderlich attraktiv. Unser Favorit war deswegen der Cat Tien Nationalpark mit seiner Dschungellandschaft und dem Tierschutzzentrum. Allerdings mussten wir feststellen, dass der Nationalpark schwieriger zu erreichen ist als erwartet. Eine direkte Busverbindung gibt es nicht, deswegen muss man den Bus nach Da Lat nehmen und dem Busfahrer irgendwie vermitteln, dass man auf halber Strecke raus gelassen werden möchte (und trotzdem den vollen Preis bezahlen). Die restlichen 25 km zum Nationalpark muss man per Motorrad-Taxi zurücklegen, um welches wir aber noch immer einen großen Bogen machen. Da es in Vietnam durchaus noch andere schöne Nationalparks gibt, haben wir uns also auf den Weg nach Da Lat gemacht. Nachdem wir die halbe Strecke hinter uns gebracht hatten, veränderte sich die Landschaft und die restlichen vier Stunden ging es um Berge herum, durch Täler hindurch und Berge hinauf. Die zahlreichen Kurven können so manchem aufs Reisegemüt schlagen!

In Da Lat angekommen wimmelt man erstmal die üblichen Abzocker ab, die einen schon mit „Motobike? Motobike?“ und „My hotel is very cheap“ nerven, bevor man überhaupt den Bus verlassen hat. Dann versucht man sich zu orientieren und mit etwas Glück erfährt man sogar, dass es einen kostenlosen Shuttleservice ins Stadtzentrum gibt.

In der Innenstadt angekommen, machten wir uns auf den Weg nach einer kleinen Unterkunft, die wir uns vorher im Internet angeschaut hatten. Inzwischen sind wir dazu übergegangen, nur noch vor Ort nach Zimmern zu schauen statt vorher zu buchen. Das ist zum Einen billiger und zum Anderen kann man sich so das Zimmer anschauen, bevor man es bezieht, denn bei Budgetunterkünften lohnt es sich durchaus zu kontrollieren, ob das Zimmer sauber ist und warmes Wasser, ein Fenster oder wenigstens eine Lüftung im Bad hat. Unsere Unterkunft war dieses Mal ein Homestay, d.h. es wurde von einer netten kleinen Familie betrieben. Bei der Ankunft haben wir noch über die dicken Winterjacken der Familie geschmunzelt, aber bei einem kurzen abendlichen Spaziergang mussten wir feststellen, dass es in Da Lat nachts ganz schön kalt werden kann. Leider gab es keinerlei Möglichkeit, die Wärme in unserem Zimmer zu regulieren und da unsere Fenster nicht vollständig zu schließen waren, wurde es mitunter ganz schön frisch. Mit der Folge, dass es uns beide mit einer dicken Erkältung umgehauen hat. Klingt so, als ob wir ständig irgendwie krank wären? Stimmt!

Trotzdem starteten wir am nächsten Morgen mit der Besichtigung der Stadt, die auch als das kleine Paris in Fernost bezeichnet wird. Sehenswert ist dort vor allem das „Crazy House“, in dem wirklich nichts normal oder auch nur gerade ist. Alles ist verworren und verwinkelt, versteckte Treppen und Gänge bringen einen überall hin und selbst die Zimmer (das verrückte Haus ist tatsächlich ein Guesthouse) sind skurril. Es macht einen riesen Spaß die vielen Wege zu erkunden, die sogar über das Dach führen, und sich dann mit der Aussicht über die ganze Stadt zu belohnen.

Crazy House
Crazy House

Für den nächsten Tag wollten wir eine Tour buchen, die uns durch die schöne Landschaft des zentralen Hochlands führen sollte. Leider entsprach keine der angebotenen Touren unseren Anforderungen. Die geführten Wanderungen beinhalteten keine der berühmten Wasserfälle und die Bustouren klapperten einfach nur alle möglichen Farmen und angeblichen Sehenswürdigkeiten ab. Unbedingt sehen wollten wir den Pongour Wasserfall, den wir von Bildern kannten und der einfach atemberaubend schien. Leider hat die Regierung einen Damm gebaut und den Wasserfall damit für viele Monate ausgetrocknet. Obwohl sie für die Touristen inzwischen tagsüber Wasser ablassen, hat fast jeder Touranbieter die Pongour Falls aus seinem Programm geschmissen. Verzweifelt haben wir bei gefühlt jedem der zahlreichen Anbieter nachgefragt, aber ohne Erfolg. Als wir am späten Abend enttäuscht eine der stressigen Rundfahrten buchen wollten, wurde uns dann auch noch gesagt, dass diese mangels Nachfrage nicht stattfinden würde. Völlig entnervt verließen wir das Büro und entdeckten direkt gegenüber eine Reiseagentur, die wir noch nicht besucht hatten. Und siehe da: eine Wasserfalltour inklusive Pongour Falls, allerdings nur als private Tour (entsprechend teurer) und mit einem Zwischenstopp auf einer Pilzfarm und einer Heuschreckenfarm (zwei der angeblichen Sehenswürdigkeiten). Aber das ist der Vorteil an einer privaten Tour: man sagt was man will und wenn man mit dem Preis einverstanden ist, dann bekommt man auch genau das.

Und so wurden wir am nächsten Morgen von unserem eigenen Tourguide und unserem eigenen Fahrer mit dem Jeep für unsere maßgeschneiderte Tour abgeholt. Aber Privattouren haben noch einen ganz anderen Vorteil: Auf den Fahrten hat man genug Zeit, um sich mit seinem Guide zu unterhalten und richtig viel über Land und Leute zu erfahren.

Der erste Stopp unserer Tour war eine riesige Kaffeeplantage, auf der wir den berühmten Wiesel-Kaffee probieren konnten. Die Kaffeebohnen werden Wieseln zum Futtern gegeben und weil diese die Bohnen nicht verdauen können, geben sie die Bohnen quasi wieder zurück. Die Wiesel haben irgendwelche Enzyme, die den Bohnen ein ganz besonderes Aroma geben. Die Bohnen werden dann gründlich gereinigt und anschließend werden die Hülsen entfernt. Und tadaaa, köstlicher Kaffee. Aber fragt uns nicht, wer das irgendwann mal ausprobiert hat.

Wiesel-Kaffee auf der Kaffeeplantage trinken
Wiesel-Kaffee auf der Kaffeeplantage trinken

Anschließend ging es zum Elephant Wasserfall, bei dem man sogar in eine kleine Höhle hinter dem Wasserfall klettern konnte. Der Anblick ist der Wahnsinn und der Wassernebel in der Hitze eine absolute Wohltat. Um den Wasserfall in seiner vollen Gänze sehen zu können, muss man einen ziemlich abenteuerlichen und nicht ganz ungefährlichen Weg hinunterkrakseln, den man bei Nässe wohl lieber meiden sollte. Wir waren äußert froh, dass wir an dem Tag unsere Wanderschuhe mit gutem Profil anhatten. Als wir wieder hinaufgestiegen sind, kam uns ein Paar entgegen, sie mit Flip Flops und er mit Badelatschen. Ich bezweifle, dass sie ihre Dummheit unbeschadet überstanden haben…

Dann ging es zum heißersehnten Pongour Wasserfall, der heute zwar nicht mehr so prachtvoll ist wie er einst war, aber dennoch grandios. Man kann durch das ehemalige Flussbett laufen und den Wasserfall aus einer völlig neuen Perspektive betrachten. Für uns hat es sich gelohnt. Den Abschluss unserer Tour bildete der Datanla Wasserfall nahe Da Lat. Um zu ihm zu gelangen, kann man entweder einen steilen Hang hinab laufen oder mit einer Sommerrodelbahn fahren. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, für welche Variante wir uns entschieden haben :)

Pongour Falls, Dalat
Pongour Falls, Dalat

An diesem Tag haben wir mal wieder festgestellt, dass die Landschaft viel mehr zu bieten hat als die Must-Do-Liste, die einem von jedem Reiseführer vorgehalten wird. Fast hätten wir eine weitere Tour gebucht, bei der man von Da Lat bis zur 140 km entfernten Küstenstadt Nha Trang mit dem Mountainbike fährt und die ganze Zeit von einem Minivan begleitet wird, der Gepäck und Wasser transportiert und einen immer einsammelt, wenn man grad mal keine Lust mehr auf Fahrradfahren hat. Leider haben wir uns aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen letztlich doch für den Bus entschieden. Wer die Chance hat, sollte unbedingt mit dem Fahrrad fahren, die Landschaft ist unglaublich! Alternativ können wir anderen Reisenden nur empfehlen, sich mit den „Easy Ridern“ zu beschäftigen, die in der ganzen Region Motorradtouren anbieten (man selbst ist meist nur Beifahrer). Wir selbst haben keine der Touren gemacht, aber nur Gutes gehört. Aber Vorsicht, im Gegensatz zu Deutschland werden Namen in Vietnam nicht geschützt. Inzwischen gibt es mehrere Betrüger, die den gleichen Namen verwenden und sich als die Originalen ausgeben (was es aber nicht zwangsweise schlechter machen muss).

– Fab & Tini

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